10. März 2015 | 14:58 | Kategorie:
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Bergbahnen und regionale Verantwortung

Die Eigendarstellung der Bergbahnen beschränkt sich meist auf Zahlen über Umsätze, Investitionen und Beförderungen, allenfalls noch ergänzt durch Hinweise zu regionalen Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten. Angesichts der vielfältigen Leistungen, die Bergbahnunternehmen tatsächlich erbringen, greifen solche Berichte zu kurz. Das gilt insbesondere dann, wenn es darum geht, sich in der Öffentlichkeit angemessen zu präsentieren und unberechtigter Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Roter Faden Nachhaltigkeit
Bergbahnen sind so wie andere Unternehmen gefordert, Verantwortung gegenüber ihrem Umfeld wahrzunehmen und – sinnvollerweise – auch zu kommunizieren. Und dabei geht es eben um mehr als nur um Umsätze, Investitionen oder Beförderungen.

Der Frage der regionalen Verantwortung von Bergbahnunternehmen hat sich Verena Schröder in ihrer umfangreichen Masterarbeit an der Universität Innsbruck angenommen und sie will sich mit ihrem Team dieser Thematik auch weiterhin widmen. Am Beispiel zahlreicher Bergbahnunternehmen in Tirol hat sie untersucht, wie diese ihre Verantwortung gegenüber der Standortregion wahrnehmen und wie sich das im konkreten Tun niederschlägt. Festgemacht hat sie dieses Handeln an den drei Säulen der Nachhaltigkeit – Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.

Unterschiedliche Sichtweisen von Region
Den Ergebnissen zufolge sind sich die meisten Bergbahnen bewusst, dass sie gegenüber der Region, in der sie tätig sind, Verantwortung wahrzunehmen haben. Allerdings definieren sie den Raum, für den sie sich verantwortlich fühlen, recht unterschiedlich, was sowohl mit der Einstellung der Unternehmensführung als auch mit der Größe des Unternehmens zusammenhängt. Für einige endet die Region an der Grenze des eigenen Skigebiets, bei anderen an der Ortstafel der Standortgemeinde, und wieder andere beziehen auch Nachbargemeinden mit ein. Die offensivste Gruppe zeichnet die Kreise wesentlich weiter, nicht selten über das eigene Tal hinaus. Letzteres ist speziell bei großen Skigebieten bzw. bei Skigebietszusammenschlüssen der Fall.

Positive ökonomische, soziale und ökologische Effekte
Regionale Verantwortung wird – was bei Wirtschaftsunternehmen nahe liegt – in erster Linie über ökonomische Wirkungen definiert: Das beginnt bei der Reinvestition der Gewinne in der Region und reicht über die Zusammenarbeit mit heimischen Betrieben wie Handwerkern, Händlern und Dienstleistern bis hin zur gezielten Versorgung der Bergbahngastronomie mit Produkten aus der regionalen Landwirtschaft. Gerade für Letzteres gibt es schöne Beispiele, die zudem eindrucksvoll demonstrieren, was eine kreative Küche aus heimischen Grundprodukten alles hervorzuzaubern vermag.

Das ökonomische Handeln hat – für die Bergbahnen bewusst oder unbewusst – starke ökologische und gesellschaftliche Komponenten. Denn zum einen sind es die kleinen regionalen Kreisläufe, die einen wichtigen Aspekt von Nachhaltigkeit repräsentieren, und zum anderen sind es die Pflege und die Festigung sozialer Beziehungsnetzwerke. Zu weiteren Effekten zählen der Beitrag zur Sicherung der Nahversorgung, zur Festigung der Besiedelungsdichte und damit auch zur Lebensqualität der Bevölkerung in peripheren Regionen.

Regionale Verantwortung beinhaltet aber auch vieles, was innerhalb der Bergbahnunternehmen geschieht und nur selten nach außen dringt. Dazu zählen z.B. Maßnahmen im Bereich der Umwelttechnologie wie Energieeffizienz, Wärmerückgewinnung, Erdwärmenutzung, Rückbau alter Anlagen und Renaturierung von Flächen, Einbettung der Stationsgebäude in die Landschaft etc., alles Schritte, die der Umwelt zugutekommen und die Angebotsqualität für die Gäste erhöhen. Dazu gehört aber auch das Engagement der Bergbahnen im gesellschaftlichen Bereich wie die Zusammenarbeit mit Vereinen oder die Unterstützung von Organisationen, die karitative Aufgaben in der Region wahrnehmen. Selbstverständlich tragen solche Maßnahmen auch zur Verbesserung des Betriebsergebnisses bei, sie bewirken gleichzeitig aber wertvolle positive Effekte für Mensch und Umwelt.

Gute Beispiele vor den Vorhang!
Angesichts der ständig zunehmenden Ansprüche, welche Kunden und Mitarbeitende an die Unternehmen stellen, sind auch die Bergbahnen gefordert. Dabei kann es aber nicht allein darum gehen, geeignete Maßnahmen zu setzen, sondern es ist auch unerlässlich, diese in adäquater Form zu kommunizieren, zum Wohle des einzelnen Unternehmens und zum Wohle der gesamten Branche.

So könnten etwa landesweite oder bundesweite Jahresberichte der Seilbahnwirtschaft mit dem Thema regionale Verantwortung angereichert werden. Dabei sollte die regionale Verantwortung auch ein Gesicht erhalten indem Bergbahnunternehmen, die in dieser Hinsicht beispielgebend wirken, vor den Vorhang geholt werden. Denn es liegt auf der Hand, dass Bergbahnunternehmen sich in vielfältiger Weise regional verantwortlich verhalten, aber zu wenig darüber kommunizieren.

11. März 2015, 8:35

Seilbahnunternehmen sind in unseren alpinen Regionen die unverzichtbare, touristische Infrastruktur ohne die es in unseren Seitentälern trist aussehen würden. Die meisten Menschen in den Tälern wissen das, in der Stadt sind es schon weniger und in der Politik sind es zu wenige. Aus unserer Erfahrung in der Zusammenarbeit mit vielen Seilbahnunternehmen kann ich feststellen, dass die Marktkommunikation meistens sehr gut gemacht wird. Die Kommunikation mit den regionalen und überregionalen Bezugsgruppen kommt aber oft zu kurz. Wieso das Offensichtliche kommunizieren, werden sich manche fragen? Es ist aber notwendig. Die Seilbahnwirtschaft kann stolz sein auf ihre Leistungen für unsere Regionen, braucht sich nicht verstecken und sollte ihre Leistungen offen, offensiv und transparent kommunizieren.

11. März 2015, 10:23

Zum Thema Umweltkommunikation in Wintersportgebieten gab es im Herbst letzten Jahres eine Veranstaltung der Stiftung pro natura pro ski und der BOKU, an der zahlreiche SeilbahnbetreiberInnen teilgenommen haben. Die Vorträge, u.a. mein Vortrag über Green Marketing, sind auf der Website http://bergumwelt.boku.ac.at einsehbar.

27. August 2016, 13:21

Da ich sehr gerne den Berg hinauf gehe und aufGrund von Knieproblemen immer mit den Bergbahnen hinunterfahre, verstehe ich nicht daß die Talfahrt nicht billiger ist als die Bergführer, denn die Gondeln sind meistens leer.

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