27. Oktober 2015 | 16:34 | Kategorie:
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Die Deutschen (Urlauber) sind hedonistischer geworden

Was ist „Luxus“ für den Gast? Mit dieser Frage müssen wir uns immer wieder auseinandersetzen, weil viel ehemaliger Luxus mittlerweile zum „erwarteten“ Angebot gehört. Nun sind die Luxusvorstellungen von Kulturraum zu Kulturraum verschieden, aber für unseren wichtigsten Herkunftsmarkt Deutschland lohnt der Blick auf die Luxusvorstellungen der Deutschen. Das Allensbach Institut hat im Auftrag der „Welt am Sonntag“ eine Befragung von 1400 Deutschen ab 16 Jahren durchgeführt. Für mich vor allem interessant:
– 46 % sagen Luxus in „in“ (vor zwölf Jahren waren es 38 %)
– 37 % sagen Sparen ist zeitgemäß (damals waren es 69 %)
Eine neue Lust an Luxus bekommt in Deutschland Breitenwirkung und Knausern hat an Attraktivität verloren. Aber was wird als Luxus (im Bezug auf unsere Branche) empfunden?
– „Wenn ich mich rundum verwöhnen lasse“
– „Hochwertige Lebensmittel“
– „Luxuriös ausgestattete Badezimmer“
– „Begehbarer Kleiderschrank“
Und immer mehr Menschen wünschen sich Dinge und Dienstleistungen, die speziell für sie geschaffen wurden und zu denen sie auch eine Geschichte erzählen könnten.
Die Suche nach Luxus und die Schnäppchenjagd wird nicht als Widerspruch gesehen. 79 %(!) finden die Schnäppchenjagd als zeitgemäß.
Aber immerhin: Die Deutschen sind hedonistischer geworden. Eine gute Nachricht für Touristiker in Österreich.

28. Oktober 2015, 17:02

Die Befragungsergebnisse für Deutschland können gewiss auch auf andere Länder mit vergleichbarem kulturellem und wirtschaftlichem Hintergrund umgelegt werden, was das Potenzial an Gästen, die auf Luxus ansprechen, gleich vergrößert. Die Veränderungen im Zeitablauf werden für Deutschland ja mit der anhaltend positiven wirtschaftlichen Entwicklung in Verbindung gebracht, aber auch mit einer gewandelten Einstellung – und das ist in anderen, nicht nur mitteleuropäischen Ländern in ähnlicher Weise der Fall.

Wenn wir unter Luxus all jene Dinge verstehen, die für den maßgeblichen Teil einer Bezugsgruppe (sprich Gästeschicht) als erstrebenswert gelten, so liegt es auf der Hand, dass wir nach Zielgruppen differenzieren müssen. Denn so wie unterschiedliche Kategorien, vom 5-Sterne-Betrieb bis zur Ferienwohnung, vom Luxusrestaurant bis zum Wirtshaus um die Ecke, auf ihrem jeweiligen Niveau ausgezeichnete Qualität und perfekten Service bieten können, so ist auch das Verständnis von Luxus je nach Zielgruppe durchaus verschieden. In Bezug auf Urlaube gilt es außerdem zu beachten, dass ein und derselbe Gast je nach Reisemotiv differenzierete Erwartungen stellen kann an das, was er unter Luxus versteht. So macht es einen Unterschied, ob jemand mit der Familie seine Winterferien verbringt, mit Freunden ein sportlich ambitioniertes Skiwochenende durchzieht oder eine gemütliche Hüttenrundtour unternimmt.

Das wird auch offenkundig, wenn wir Luxus definieren als etwas, das über das übliche Maß bzw. den üblichen Lebensstandard hinausgeht: Und dies kann je nach Urlaubsmotiv und Urlaubsbegleitung das rundum verwöhnen lassen im Spa samt raffinierter Cocktails sein oder aber das gemütliche Sitzen auf der Holzbank vor der Berghütte mit einem Kaiserschmarren samt Zwetschgenröster auf dem knorrigen Holztisch und dem grandiosen Bergpanorama im Hintergrund. Beides Dinge, welche die meisten Gäste in ihrem häuslichen Alltag nicht vorfinden.

Und noch etwas. Im Verhalten und Auftreten der Gäste – nicht unbedingt aber in der Kassa der Anbieter – macht es mit Sicherheit einen Unterschied, ob jemand den Konsum von Luxusgütern demonstriert, um Prestige zu erwerben, sich rangmäßig von anderen abzuheben und soziale Zugehörigkeit zu demonstrieren, oder ob sich jemand Luxus gönnt, um sich zu belohnen, sich zu verwöhnen und zu genießen.

3. November 2015, 22:54

Den Spagat zu finden zwischen erhöhtem Luxusbedürfnis und der Suche nach den Schnäppchen scheint auf den ersten Blick schier unlösbar zu sein.

Aber vielleicht ist Luxus auch einmal wirklich entspannen, auszuschlafen, Abstand zu gewinnen, Zeit zu haben für Muße, für die Familie, für den Partner/in, unverfälsche Natur, gute Lebensmittel geniessen . . . Dann lässt sich das schon machen mit etwas NAchdenken und ehrlicher Anstrengung.

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