21. Oktober 2016 | 10:44 | Kategorie:
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Die Zukunft von Winterreisen…

…in die Alpen wurde aktuell in einem Forschungsprojekt im Auftrag von AlpNet von führende Forschern aus fünf Ländern untersucht. Am Symposium theAlps 2016 in Innsbruck präsentierten Harald Pechlaner (Eurac Research in Bozen), Ralf Roth (Deutsche Sporthochschule Köln) und Hubert Siller (MCI Tourismus Innsbruck) die Ergebnisse. Eine wichtige Kernaussage: Die Alpen brauchen eine sektorübergreifende Kommunikationsstrategie, um vor allem die wirtschaftliche Bedeutung des Wintertourismus zu unterstreichen und die ökologischen Dimensionen sachlich zu behandeln.

Und mehr noch: die Forscher empfehlen generell eine alpenübergreifende Entwicklungsstrategie für den Tourismus, um die großen Themen wie Demografie, Änderung der Arbeitswelt oder Migration gemeinsam angehen zu können.

Moderator Guido Huber, Hubert Siller, Harald Pechlaner, Ralf Roth (v.l.n.r.)

 

21. Oktober 2016, 23:14

Das Professorenteam hat sich die Erarbeitung einer systematischen Übersicht über die Ergebnisse der Tourismusforschung mit Alpenbezug für die Jahre 2010 bis 2016 zur Aufgabe gestellt. 250 Studien wurden analysiert, zahlreiche Statistiken gesichtet und eine Delphi-Befragung mit Experten aus Wissenschaft und Praxis durchgeführt. Da auf Bestehendes zurückgegriffen wurde waren a priori keine gravierenden neuen Erkenntnisse zu erwarten, wohl aber Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die künftige Tourismusentwicklung im Alpenraum. Wie Ulrike Reiser gezeigt hat, konnte dieses Ziel erreicht werden.

Persönlich habe ich aus den Vorträgen, Statements und Diskussionen eine Reihe von Aussagen bzw. Erkenntnissen mitgenommen, die mir für die weitere Entwicklung des alpinen Tourismus bedeutsam erscheinen. Zehn habe ich ausgewählt.

• Schnee ist der zentrale Erlebnisfaktor für den Alpenwinter, Erlebnisse rund um den Schnee sind nicht substituierbar. Das Kernprodukt des alpinen Wintertourismus wird auch in Zukunft der alpine Skilauf sein.
• Schneeaktivitäten abseits des Skilaufs gewinnen an Bedeutung. Sie dürfen keinesfalls bloßes Anhängsel sein, sondern sie müssen ernst genommen werden und ein hohes Qualitätsniveau aufweisen. Wenn dafür buchbare Angebote vorliegen und Buchungen auf digitalem Wege möglich sind, wird die Nachfrage rasch weiter zunehmen.
• Die Skiurlauber kommen auch in Zukunft in erster Linie aus Ländern im Umfeld der Alpen, Fernmärkte wie China werden nur eine untergeordnete Rolle spielen. Das ist auch gut so, denn die Anreise in das Urlaubsgebiet macht einen beträchtlichen Teil des ökologischen Fußabdrucks im Tourismus aus.
• Angesichts der räumlichen Dimension des Einzugsgebiets gilt es als vordringliche Aufgabe, sich um den Skinachwuchs zu kümmern und die Familie als Zielgruppe in den Mittelpunkt zu rücken. Es bedarf der gemeinsamen Anstrengung aller relevanten Akteure, um die Kinder möglichst früh an den Skilauf heranzuführen.
• Da sich der Wintersport in der Natur abspielt, kommt er jener immer größeren Zahl an Menschen entgegen, die die Nähe zur Natur suchen. Zudem wirkt sich jegliche Art von moderatem Wintersport vorteilhaft auf die Gesundheit aus. Auch ist der Schnee ein Medium, das allen Generationen und Altersstufen die Gelegenheit zu gemeinsamer Bewegung im Freien bietet.
• Dank der Möglichkeit, im Winter und im Sommer touristische Leistungen anzubieten, besitzen die Alpen im weitweiten Wettbewerb eine überdurchschnittlich starke Position.
• Konsens besteht darüber, dass die Klimaerwärmung stattfindet und wir bis zum Ende dieses Jahrhunderts mit einer Zunahme der Jahresmitteltemperatur von zwei Grad Celsius rechnen müssen. Davon betroffen sind insbesondere niedrige und mittlere Lagen, wo auch mit technischer Beschneiung nicht mehr hinreichend gegengesteuert werden kann. Risikostreuung bei der touristischen Angebotsentwicklung ist daher ein Gebot der Stunde.
• Der Kunde nimmt Alternativen zum Schneeurlaub an, wenn sie ehrlich und vorausschauend kommuniziert werden. Das ist speziell für Orte und Betriebe in kritischen Höhenlagen eine positive Botschaft.
• Nachhaltigkeit – ökologische wie soziale und wirtschaftliche – wird eines der zentralen Themen der Zukunft sein, auch bei den Urlaubern.
• Bei der Kommunikation mit dem Gast, aber auch bei der Meinungsbildung in der Bevölkerung besteht noch viel Verbesserungspotenzial. Zudem sind für den Gast die Bilder, welche das Tourismusmarketing liefert, immer weniger von Belang. Weit größere Relevanz besitzen für ihn jene Bilder, die über soziale Netzwerke kommuniziert werden.

Diese Auflistung lässt erkennen, dass die touristische Nachfrage und die Bedürfnisse der Wintergäste im Fokus des Forscherteams gestanden sind. Wohl aus diesem Grunde sind denn auch einige für die Zukunft des Alpentourismus fundamentale Fragen nicht zur Sprache gekommen – theALPS wären dafür auch nicht der richtige Platz gewesen. Dennoch müssen wir uns Themen wie Betriebsnachfolge, Arbeitskräfte, Finanzierung, Freizeitwohnsitze, Betriebsauflassungen, Aufkäufe durch ausländische Investoren, Bevölkerungsrückgang im ländlichen Raum etc. annehmen und uns um Lösungen bemühen. Denn mancherorts steht der Zeiger der Uhr bereits auf fünf nach Zwölf.

22. Oktober 2016, 9:33

Hallo Peter, danke für die Zusammenfassung, perfekt! So erspart man sich die zeitaufwändige Teilnahme, vieles davon berücksichtigen wir schon in unserer aktuellen und künftigen Angebotsentwicklung….die einen forschen, die anderen handeln 😉

22. Oktober 2016, 11:13

Lieber Peter auch danke von mir. Wäre gerne dabei gewesen. So habe ich auch interessante Erkenntnisse mitbekommen LG Karl

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