4. März 2015 | 16:52 | Kategorie:
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Kooperative Planung in der Destination

Zwei Erlebnisse in den vergangenen Tagen haben mich auf den Gedanken gebracht, diesen Beitrag zu schreiben: Zum einen war es die Einladung zu einer Angebotslegung. Dabei hatte die ausschreibende Institution alle ausgewählten Anbieter zum selben Zeitpunkt an denselben Tisch geladen, um sie gemeinsam über die Zielsetzungen zu informieren, die mit dem potenziellen Auftrag verbunden sind und um die auftretenden inhaltlichen und organisatorischen Fragen im Kreis aller Anwesenden zu klären. Das Treffen hat in einer angenehmen Atmosphäre stattgefunden, und die Fragen- und Antwortrunden gestalteten sich zu einem offenen und fairen Miteinander. Im Anschluss daran sind alle wieder ihre getrennten Wege gegangen, um ihre individuellen Angebote auszuarbeiten.

In etwa zum selben Zeitpunkt fand in Innsbruck eine Tagung über „Kooperative Planung“ statt, bei der Beispiele aus der Stadtentwicklung mit Schwerpunkt Wien vorgestellt wurden. Die Referenten – Auftraggeber, Verfahrensleiter, Planungsteams – haben das Instrument der Kooperativen Planung vorgestellt, kritisch reflektiert, positiv bewertet und als weiter ausbaufähig beschrieben.

Die beiden Erfahrungen haben bei mir die Frage aufkommen lassen, ob der Ansatz der Kooperativen Planung denn auch für die Destinationsentwicklung nutzbringend sein könnte.

Der Ansatz
Um was geht es dabei? Kooperative Planung steht für ein Vorgehen, bei dem mehrere Expertenteams gemeinsam und in mehreren, abgestimmten Arbeitsschritten an der Lösung einer komplexen Aufgabe arbeiten. Ein Prozessverantwortlicher koordiniert die Arbeiten und fasst die von den einzelnen Teams gelieferten Ergebnisse in einer Form zusammen, welche die Zustimmung aller Mitwirkenden findet. Das auf Konsens beruhende Resultat bildet dann die Grundlage für die jeweils nächstfolgende Arbeitsrunde. Neben den Expertenteams sind auch die Auftraggeber sowie wichtige Stakeholder unmittelbar in den Prozess involviert.

Je nach Aufgabenstellung sind nicht nur die Expertenteams mit der Problemlösung befasst, sondern es wird in bestimmten Abschnitten des Prozessverlaufs auch die Mitwirkung der betroffenen Akteure angestrebt, bis hin zur breiten Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern.

Bisherige Erfahrungen
Nach den bisher vorliegenden Erfahrungen führt dieser iterative Prozess zu Problemlösungen, welche die Experten von den verschiedensten Blickwinkeln her beleuchtet und regelmäßig reflektiert haben, und die seitens der betroffenen Akteure bzw. der Bevölkerung breit abgestützt sind. Dem Auftraggeber steht somit ein Ergebnis zur Verfügung, in dem eine Menge an Wissen verdichtet und auf den Punkt gebracht ist und das ihm ein hohes Maß an Sicherheit im Hinblick auf die nachfolgende Umsetzung bietet.

Der Zeitrahmen für solche Prozesse ist je nach Aufgabenstellung mit mehreren Monaten anzusetzen. Eine zügige Bearbeitung mit überschaubaren Zeitabständen zwischen den einzelnen Arbeitsrunden der Expertenteams hat sich bewährt.

Übertragbarkeit auf touristische Destinationen
Zweifellos kommen im Tourismus bzw. in touristischen Destinationen verwandte Zugänge zum Einsatz, und das Zusammenspiel von Experten innerhalb eines Projekts ist keinesfalls neu. Neu hingegen wäre wohl die gleichzeitige und gemeinsame Einbeziehung von Expertenteams der gleichen Fachrichtung aus Büros, die normalerweise miteinander im Wettbewerb stehen, die im Rahmen der Kooperativen Planung jedoch fern allen Konkurrenzdenkens zukunftsweisende Problemlösungen für eine Destination erarbeiten. Themen, die sich dafür anbieten, wären z.B. die grundsätzliche Ausrichtung einer Destination, die Entwicklung von Leitprodukten oder auch Markenentwicklungs- und Positionierungsprozesse. Interessierten Anwendern bleibt es unbenommen, für ihre Zwecke geeignete Adaptierungen am Grundmodell der Kooperativen Planung vorzunehmen.

Nachhaltigkeit der Ergebnisse
Natürlich sind solche Prozesse mit höheren Kosten verbunden als herkömmliche Vorgehensweisen und sie kommen daher nur für größere Vorhaben in Frage. Dem Auftraggeber stehen dann jedoch absolut fundierte Ergebnisse zur Verfügung. Auch mag die Tatsache, dass bei der Kooperativen Planung mehrere Expertenteams eingebunden sind, und damit mehrere Beziehungsnetzwerke in einer Destination abgedeckt werden, die Gefahr verringern, dass in der nächsten Funktionsperiode bzw. nach einem Führungswechsel das erzielte Resultat gleich wieder über den Haufen geworfen wird.

5. März 2015, 23:41

Ja das klingt sehr interessant.
So eine Vorgangsweise ist sicherlich auch in der Destinationsentwicklung sinnvoll. Ich versuche es immer wieder, bei Grundideen, die ich selbst entwickelt habe, andere von Außen darüberdenken zu lassen, die sich nicht innerhalb meines üblichen Denkrahmens bewegen. ja und auch der zeitlich befristete Austausch des managements bei verschiedenen Großkonzernen hat ja spannende Ergebnisse gebracht.

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