18. August 2016 | 18:41 | Kategorie:
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Schicksalsgemeinschaft Tourismus

In den vergangenen Tagen wurde in der Presse an einigen Beispielen aus Tirol und dem angrenzenden Südtirol die Schicksalsgemeinschaften zwischen Bauern, Hoteliers und Seilbahnern  dargestellt. Sie ist oft sehr eng vor allem dann, wenn der Tourismus alles ist, was eine entlegene Bergregion vor Arbeitslosigkeit und Abwanderung bewahrt.

Die Landwirtschaft als Einkommensquelle ist im Vollerwerb schon lange nicht mehr zukunftstauglich. Aber das Bauerneinkommen wird durch Nebenerwerb im Tourismus und als Entgelt für Landschaftspflege soweit verbessert, dass ein Auskommen möglich ist.

Schließlich brauchen die Landwirte die Seilbahnen, die ihnen zusammen mit der örtlichen Hotellerie und Gastronomie Produkte wie Fleisch, Eier, Nudeln, Milch und Käse abnehmen. Und die Seilbahner brauchen das Lokalkolorit samt dem Grauvieh, der kultivierten Almlandschaft und den Streicheltieren, um ihren Urlaubern ein intaktes und pittoreskes Ökosystem präsentieren zu können.

Für das Funktionieren des wirtschaftlichen Ökosystems Einwohner ist es jedoch von Vorteil, wenn jeder davon profitieren kann und das auch begreifbar gemacht wird. Der Tourismus entwickelt sich in entlegenen Regionen zur meist einzigen Erwerbsmöglichkeit, die Abwanderung und Flucht in die Städte stoppen kann. Dazu braucht es jedoch zukunftstaugliche Konzepte sowohl für den Sommer als auch für den Winter. Ein Seilbahner hat es in einen Satz zusammengefasst: „Das Angebot auf dem Berg muss funktionieren, damit das Dorf funktioniert.“

19. August 2016, 14:35

Die entscheidende Frage ist, wie gehe ich mit der „Schicksalsgemeinschaft“ um. Eine Schicksalsgemeinschaft kann zu einer Profitgemeinschaft oder zu einer „Jammergemeinschaft“ führen. In einer Profitgemeinschaft kooperieren die Partner in der Region (von der Landwirtschaft über Seilbahner bis hin zu Vermietern). Dabei steht immer der WIN-WIN-Gedanke im Vordergrund.
Eine Profitgemeinschaft kennzeichnet sich unserer Beobachtung nach zudem durch folgende Punkte:
1. Die Einzelakteure identifizieren sich mit der Region und sehen Zukunfts-Perspektiven
2. Kooperationsfähige, konfliktfähige und lernfähige Leistungspartner wirken zusammen
3. Die Leistungspartner wissen und akzeptieren, dass sie sich gegenseitig brauchen und voneinander profitieren
4. Wirtschaftsraum beeinflusst Lebensraum und Lebensraum beeinflusst Wirtschaftsraum

Klingt logisch, wissen viele – trotzdem gibt es in der Praxis viele „Jammergemeinschaften“. So herrscht vielerorts immer noch Jammern, gegenseitiges Blockieren, Durchsetzen von Einzel-Interessen, faule Kompromisse und Nestbeschmutzungen vor. Am Beispiel der Entwicklung von Mountainbike-Wegen zeigt sich dies häufig. Da herrscht häufig „Sparten-Egoismus“ zwischen Grundstücksbesitzern und Touristikern. Ausgewiesene Bike-Wege kanalisieren die Biker, attraktivieren auch den Lebensraum der Einheimischen und den Erlebnisraum für Gäste. Gute Anzeichen für eine funktionierende Profitgemeinschaft erkennen wir zB in Saalbach. Dort wirken Gemeinde, TVB, Bergbahnen, Landwirtschaft… gut miteinander. Zudem wird über die Plattformen „Next Generation“ und „Mein Tal“ laufend ein gutes Bewusstsein für die Profitgemeinschaft geschaffen.

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