19. Februar 2009 | 23:21 | Kategorie:
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Tourismuswirtschaft auf der Investitionsbremse

Während die Finanzkrise national und international weiter um sich greift und die Wirtschaftsnachrichten mit fallenden Kursen, freigesetzten Arbeitskräften, Kurzarbeit und Auftragsrückgängen gefüllt sind, kann die Tourismuswirtschaft – zumindest soweit es die Ferienhotellerie anlangt – mit vollen Häusern und gut frequentierten Pisten punkten. Wenn es Klagen gibt, dann eher über sehr kurzfristige Buchungen – aber zu guter Letzt kommen die Gäste und dank der überaus guten Schneelage gibt es weitgehend zufriedene Gesichter.

 

Da stellen plötzlich die Gemeindeväter in einigen Destinationen fest, dass die Planungen für Investitionen im laufenden Jahr massiv zurückgenommen wurden und rufen bei dieser Gelegenheit gleich den Notstand im Hinblick auf die Auftrags­lage für das lokale Bau- und Baunebengewerbe aus. Die Ursache dafür ist auch rasch ausgemacht: Es ist die Kreditklemme, die offenbar die Finanzierung großvolumiger Bauvorhaben vor Probleme stellt. Bei näherer Betrachtung sind jedoch mehrere Ursachen auszumachen, warum die Tourismuswirtschaft derzeit weniger als in den vergangenen Boomjahren investiert:

  • Nach mehreren Jahren kräftiger Investitionen wird jetzt eine Verschnaufpause eingelegt. Die vergangenen Jahre haben einen ungewöhnlichen Investitionsboom beschert, der – fußend auf gute Ertragslage und ein niedriges Zinsniveau – nicht nur dazu geführt hat, die Eigenkapitalausstattung zu verbessern sondern auch die Erneuerung und Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit voranzutreiben.
  • Die Verknappung und Verteuerung der Kredite, die vor allem im Langfrist­bereich zum Tragen kommt, haben zusammen mit gestiegenen Anforde­rungen der Banken an Dokumentation und Erfolgsaus­sichten zusätzlich als Investitionsbremse gewirkt.
  • Die befürchteten Auswirkungen der Krise veranlassen Unternehmer zu einer abwartenden Haltung im Hinblick auf geplante Investitionen.
  • Einige Unternehmer, die große Investitionsvorhaben planen, sehen es durchaus als empfehlenswerte Strategie noch etwas zuzuwarten um bei einem späteren Baubeginn noch günstiger zu bauen.

Die Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen hat also mehrere Ursachen. Der Kreditklemme ist auch insofern in eher geringem Umfang verantwortlich zu machen, weil die Regionalbanken mit einer deutlichen Zunahme der Spartätigkeit der Anleger konfrontiert sind, seit die Aktien und Wertpapiermärkte an Attraktivität eingebüßt haben. Dieser Zuwachs an Spareinlagen spült Liquidität in die Kassen der Banken, die Investitionsvorhaben mit guten Erfolgsaussichten zur Verfügung gestellt wird. Kleine und mittlere Vorhaben können so in der Regel mit einer im Wesentlichen ungebremsten Finanzierung ihrer Investitionswünsche rechnen. An große Investitionsvorhaben hingegen wird eine erhöhter Argumentationsanspruch gestellt und sie sind dort, wo langfristigen Finanzierungsbedürfnissen entsprochen werden soll, mit gestiegenen Liquiditätsaufschlägen konfrontiert. Insgesamt ist jedoch die derzeit herrschende Zurückhaltung eher auf eine zögerliche Grundstimmung als auf mangelnde Finanzmittel zurückzuführen.

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