21. März 2016 | 17:44 | Kategorie:
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Virtual Reality im Tourismusmarketing

Ersetzen die Virtual Reality (VR) Brillen zukünftig das Reisen komplett? Welche Chancen hat diese Technologie im Destinationsmarketing wirklich? Welche Anbieter gibt es? Welche Kosten entstehen?

Die Reaktionen im letzten Blogbeitrag bezogen sich vor allem auf die erste Frage.
Franz Hartl ist der Meinung, die steigende Technologisierung erfordert eine noch stärkere Akzentuierung des Realen und seiner Bedeutung. Echte Berge, echte Blumen und das man Kühe auch riechen kann.

Christl Stotter geht noch einen Schritt weiter: “Viele Menschen sind im Alltag – Getriebene. Touristiker könnten zukünftig als Lebensberater fungieren.”

Jedenfalls waren sie zahlreich vertreten auf der ITB 2016 – die Stände, an denen Virtual Reality Brillen als Ergänzung zu Prospekten, Flatscreens und Kugelschreibern für ihre Destination warben.
Wie relevant ist also diese neue Technologie für erfolgreiches Tourismusmarketing?

Ein paar Meinungen zu Produktion – Konsumation – Distribution

Den “Ersten Heimatfilm in 360° Grad” erstellte laut Presseaussendung die Ammergauer Alpen GmbH. Justus Becker, Regisseur des Projektes www.ammergau360.de, hat dazu eine Geschichte entwickelt:
Marie reist zu einem Auslandsstudium. Der Vater schenkt ihr eine VR Brille. Wenn Marie das Heimweh plagt, kann sie sich an die schönsten Plätze der Ammergauer Alpen „beamen“.

“Bei Katalogen oder herkömmlichen Videos entscheiden Grafiker oder Regisseur, was der Betrachter zu sehen bekommt. Die Herausforderung dieser noch jungen 360° Filmtechnik ist, dass der Betrachter selbst entscheidet, wann er nach vorne, links oder rechts schaut. Deshalb haben wir versucht, mit einer Geschichte den User durch den Film zu führen.”

Carsten Barg von prettylogic ist Produzent der Aufnahmen der Vienna Ringview Kampagne sowie Scripter einer 360° Filmserie für die Österreich Werbung. “Du filmst praktisch blind. Aufgrund der 360° Aufnahmen müssen sich Regisseur und Kameramann quasi verstecken. Das Ergebnis sieht man erst, nachdem die unterschiedlichen Kamera Aufnahmen im Computer zusammengefügt wurden.”

Für mich sind Virtual Reality- Filme vor allem eines:  Eine neue Dimension der emotionalen Ansprache durch das Medium Film.  Vor dem TV Screen oder auch dem PC, Smartphone oder Kino fühlt man sich als Betrachter. Einer, der durch eine Art Fenster in das Geschehen blickt. Die VR Technologie bietet Unmittelbarkeit und das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Als Teilnehmer, nicht als Betrachter. 

Was braucht man zum Betrachten?
Kernstück sind die VR Brillen. Diese sind in der günstigsten Version als Cardboard in Kombination mit dem eigenen Smartphone und in der exklusivsten Form als hoch technologische Bildschirm-Brillen am Markt erhältlich. Dann benötigt man noch die passende Applikation aus dem jeweiligen App-Store. Darin sind die einzelnen Filme, die mittels Kopfbewegung ein 360° Filmerlebnis erzeugen.

Wo wird VR aktuell erfolgreich im Tourismus eingesetzt
Reisebüros – Unterstützung bei der Reise-Beratung z.B. durch Diginetmedia
Messen – Trotz Trubel eintauchen in eine andere Welt
Events – Hochzeitsreise gleich nach dem Standesamt
Hotelketten – promoten im Hotel andere Standorte
Destination British Columbia – The Wild Within
Klettervideo – Yosemite National Park
Konzert – Paul McCartney
Österreich Werbung – Austria 360

aber auch von Einzelpersonen, z.B. dem DJ Robin Schulz (sehenswert!)

VR ermöglicht Urlaub auf Probe. Beinahe.

Virtual Reality Filme erzeugen ein bis dato nicht gekanntes, emotionales Erlebnis und Involvement in der digitalen Kommunikation. Wir stehen noch am Anfang der Entwicklung. Es gibt relativ wenig Erfahrungen über die Art, solche Filme zu drehen bzw. die geeigneten Storyboards zu entwickeln. Die Hardware ist noch ein wenig klobig und kostspielig, die Downloadmenge extrem und das Abspielen manchmal ruckelig.

Dennoch sollten sich Tourismuswerber eine Brille besorgen und die Entwicklung gespannt verfolgen.
Wie Rosmarie Leitner im letzten Kommentar bemerkte, “…mit [diesen] neuen Technologien können wir noch besser auf Gefühlsebene vermitteln, wie schön ein Urlaub in Österreich ist”

22. März 2016, 9:28

Gerade für virtuelle Hotelrundgänge ist das doch eine super Sache. Der Besucher kann sich so bestens ein Bild machen. Sowohl Innenausstattung der Zimmer, Foyer und Speisesaal, als auch der Außenbereich kann dann quasi schon vor Reiseantritt vor dem geistigen Auge abgespielt werden.

22. März 2016, 10:48

Solange das Urlaubserlebnis nicht direkt (elektronisch) an unsere neuronalen Netze übertragen wird wie in dem Film „Total Recall“ (1990 + 2012) und so die Illusion entsteht, dass die Person sich mit allen Sinnen vor Ort befindet, kann das tatsächliche Urlaubserlebnis nichts, ausser vielleicht Hypnose ersetzen. Entscheidend ist, nicht nur dabei gewesen zu sein sondern auch die Erinnerung daran zu haben die uns langfristig erfüllt.

Kritisch sehe ich VR dahingehend, dass eine Reise durch einen VR-Besuch obsolet werden kann, vor allem wenn der Eindruck enttäuschend ist, weil die Größe fehlt und so weiter – also eine Erfahrung wie diese Reisende in der echten Welt auch oft machen. Es kann jedoch auch sein, dass ein Reiseziel einen viel besseren Eindruck dadurch machen kann. Wie so oft in der neuen elektronischen Welt 2.0, 3.0, 4.0 verändert die Transparenz den Erfolg. Wenn ein Reiseziel in VR beeindruckt, kann dies den Wunsch erst wecken oder sogar verstärken den Ort mit allen Sinnen und in echt erleben zu wollen. Vor Ort bietet VR dann die Möglichkeit den Ort auch in anderen Situationen wie Winter kennenlernen zu können – selbst wenn der Ort im Winter für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Man ist wirklich da und verändert die Sinneseindrücke.

22. März 2016, 10:51

Gutes Thema Reinhard!
Ich denke nicht, dass uns diese Technologie in absehbarer Zukunft die Notwendigkeit an den Ort selber – zum Urlaubszweck – zu reisen, ihn zu erleben und zu spüren, wegrationalisieren wird.
Vielmehr unterstreiche ich Deinen Punkt der emotionalen Ansprache. Schließlich soll die VIRTUELLE Reality Lust auf die REALE Reality machen 😉

24. März 2016, 19:26

Ich teile Phillips Meinung. VR als neue und weitere Form der Inspiration. Meiner Meinung nach der nächste Schritt für Videos im Tourismus. Ein Sager zu VR, der das für mich gut auf den Punkt bringt „Gone are the days when seeing is believing. Now experiencing is believing.“ Und der Lerneffekt beim User ist nicht zu unterschätzen – mit Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit des Produktes. Frei nach dem Motto welcher Destination (ver)traue ich mehr – der die mich bereits vorab „eintauchen“ lässt oder der, die mir ein eindimensionales Bild liefert? Und eine Anmerkung noch @Reinhard zu deinem Honeymoon-Beispiel der Marriott-Hotels vor einem NYC-Standesamt: meines Wissens nach konnten die Frischvermählten den über VR gesehenen Urlaub auch gleich direkt dort buchen …

26. April 2017, 16:28

Nein, ich denke nicht, dass VR Brillen irgendwann eine richtige Reise ersetzen können. Wenn man die Brille absetzt, dann ist man sofort wieder in seinem Wohnzimmer und der Realität zurück. Gerade das macht ja eine Reise aus – das man von seiner üblichen Umgebung wegkommt.

Hotelrundgänge etc., wie Jan schon erwähnt hat, wären jedoch eine sehr gute Idee. Im Vorhinein ein ausführliches Bild vom Hotel machen können und danach erst entscheiden, ob man dort seine Zeit verbringen will. Macht einerseits sicher Spaß und ist recht sinnvoll.

27. April 2017, 18:40

Da fällt mir die Facebook-Pressekonferenz ein, in der Mark Zuckerburg über die Implementierung von VR in Facebook gesprochen hat. Wer weiß: Vielleicht führt bald jeder neben seinem Smartphone auch eine VR-Brille mit sich. Wäre doch ein interessanter Gedanke. 🙂

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