12. März 2010 | 22:46 | Kategorie:
0

Das „Aus“ für den Fremdwährungskredit?

Seit dem Auftreten der Finanzkrise gibt es für Privatkunden kaum mehr Kredite in fremder Währung. Auf dringenden Wunsch der FMA (Finanzmarktaufsicht) wurden keine Fremd­währungskredite mehr vergeben. Ab Mitte März d. J. wird diese Empfehlung für die Banken verpflichtend und damit wird sowohl der Fremdwährungskredit für Privatpersonen als auch der Kredit mit Tilgungsträgern unmöglich gemacht. Letztere hatten ja im Zuge der Finanzkrise sehr enttäuschende Ergebnisse und manchen Kreditnehmer an den Rand des Ruins gebracht.Die Banken haben in den letzten Monaten ihre Kreditnehmer vermehrt zu einem Ausstieg aus der Fremdwährungsfinanzierung gedrängt und sich dabei teilweise auch der Kritik von Kreditnehmern ausgesetzt, weil Kursverluste hingenommen werden mussten. Wie der Statistik der OeNB zu entnehmen ist, kam es schon im Lauf des vergangenen Jahres zu einem Rückgang an Ausleihungen in fremder Währung sowohl bei Privaten als auch bei Unternehmen. Der Grund dafür lag wohl in der Unsicherheit der Währungsentwicklung im Gefolge der Finanzkrise. Der gesunkene Zinsvorteil angesichts eines historisch niedrigen Zinsniveaus hat wohl auch seinen Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet.

Wenn Unternehmer Überlegungen zu einer Finanzierung in fremder Währung anstellen, sollten sie sich folgender Risken bewusst sein, die gegen erwartete Vorteile aufgerechnet werden müssen:

  • Das Wechselkursrisiko besteht darin, dass auf Grund einer Aufwertung der Fremdwährung sowohl Zinszahlungen als auch Kapitalrückführungen aufgrund einer Wechselkursänderung steigen können. Das Wechsel­kurs­risiko kann nur mit hohen Kosten oder unzureichend ausgeschaltet werden, so dass diese Finanzierungsform immer ein wesentliches spekulatives Element enthält.
  • Das Zinsänderungsrisiko bezeichnet die Chancen, dass sich die Zinszahlungen aufgrund von Veränderungen des Kapitalmarktes in der fremden Währung erhöhen. (Dies gilt allerdings auch für Euro-Kredite.)
  • Das Spreadrisiko steht mit dem Zinsänderungsrisiko in Verbindung und drückt die Chance aus, dass sich der Zinsvorteil des Kredites in der fremden Währung im Vergleich zu einer entsprechenden Euro-Finanzierung verringert oder sich in einen Zinsnachteil verkehrt. Wegen der gegebenen Wechselspesen eines Fremdwährungskredites kann das selbst bei einem tatsächlich gegebenen Zinsvorteil in der Fremdwährung dazu führen, dass sich eine Fremdwährungs­finanzierung insgesamt kostspieliger erweist als ein entsprechender Euro-Kredit.

Kredite in fremder Währung stellen aufgrund ihrer Abhängigkeit von Wechselkursschwankungen sowie ihrer stärkeren Zinssensitivität ein schwerer zu kalkulierendes Risiko dar als vergleichbare Euro-Kredite. Der Überblick und die Kontrolle über diese Risken stellen erhöhte Anforderungen an die Kenntnisse und die Bonität des Kreditnehmers. Bei der Finanzierung in fremden Währungen sollte daher beachtet werden:

  • Es ist empfehlenswert nur einen Teil des gesamten Fremd­finanzierungsbedarfes in einer fremden Währung decken und zur Gänze davon Abstand zu nehmen, wenn eine im Bereich des Möglichen liegende Kursschwankung die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens gefährden könnte.
  • Volatile (stark schwankende) Währungen sollten überhaupt vermieden werden.
  • Auch in einer fremden Währung sollte man sich keine höhere Kreditbelastung zumuten, als auch in Euro verkraftbar wäre.
  • Für eine Fremdwährungsfinanzierung könnte sprechen, wenn es tatsächlich gelingt, Einnahmen aus dem entsprechenden Währungsraum zu lukrieren. Das Wechselkursrisiko ist dann zumindest im Umfang dieser Einnahmen geringer.

Angesichts eines Drei-Monats-Euribors von 0,66 % und einer derzeit verspürten Euro-Schwäche gegenüber dem Schweizer Franken ist eine Verschuldung etwa in Schweizer Franken wenig attraktiv. Dies wird sich jedoch rasch wieder ändern, sobald die Zinsen ansteigen. Das wird laut jüngster Prognosen im Lauf der nächsten sechs bis zwölf Monate der Fall sein. Dann wird mancher Unternehmer vor der Frage stehen ob fremdgehen sich lohnt.

Aus Sicht der Fremdenverkehrswirtschaft ist jedenfalls festzuhalten: Je höher das Ausmaß der gegebenen Verschuldung ist, desto eher sollte man das Risiko meiden, das grundsätzlich mit einer Fremdwährungs­finanzierung einhergeht. Fremd­währungskredite muss man sich leisten können.

Weitere Informationen unter: http://www.fma.gv.at/ oder http://www.oenb.at/

Kommentieren

Ihre Daten werden im Rahmen der Kommentarfunktion gespeichert, darüberhinaus aber für keine weiteren Zwecke verwendet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentar zurücksetzen