3. März 2014 | 12:09 | Kategorie:
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Comeback der Hausbank?

Rund um die Finanz- und Wirtschaftskrise hat man von politischer Seite immer wieder gerne auf das „Erfolgsbeispiel Tourismus“ verwiesen. Das tat letzten Samstag auch Andreas Treichl, Vorstandsvorsitzender der Erste Group, im Interview mit dem Ö1 Mittagsjournal. Am Beispiel des heimischen Tourismus zeigte Treichl auf, dass das über Jahrzehnte gepflegte System eines intensiven Austausches zwischen Unternehmergeführten Betrieben und einem regional aufgestellten Hausbankensystem sehr wohl funktionieren konnte. Er kritisierte auch, dass die Banken derzeit auf Grund rigoroser Vorschriften eben diese Impulsfunktion für die heimische Wirtschaft nicht mehr wahrnehmen (können oder wollen). Den Worten mögen Taten folgen.

3. März 2014, 14:06

Ein hörenswertes Interview!
Das normale Kreditgeschäft wird überreglementiert und die wahren Risiken (Investmentbanken) werden nicht unter Kontrolle gebracht. Dennoch: Auch Treichl gesteht, dass auch die Banken mehr Mut zeigen sollten. Aber wie soll das funktionieren, wenn die Risikomanager in den zentral geführten Instituten den Kunden nicht kennen und die Vorstände sich nicht trauen, gegen die Risikomanager aufzustehen? Je größer die Bank, desto kritischer wird’s für den Tourismus, weil die Nähe zum Kunden fehlt und man touristische Projekte nicht vom Schreibtisch aus entscheiden kann. Je größer die Bank, desto mehr geht es nach System. Je kleiner, desto mehr steht der Unternehmer und Mensch im Mittelpunkt. Hotels brauchen Regionalbanken.

4. März 2014, 9:16

Schon die Umstellung der Basel-II-Bestimmungen hat den Banken einiges an Geld gekostet, weil Prozesse verändert und Systeme angepasst werden mussten.

Bei Basel III ist es dann allerdings richtig schaurig geworden. Da gilt beispielsweise CRR (Capital Requirement Regulation), das vorbei am österreichischen Gesetzgeber nunmehr heimische Banken regelt. Daneben gibt es aber auch die CRD IV, die via Bankwesengesetz (BWG) in den heimischen Rechtsbestand aufgenommen wurde.

Daneben gibt es jedoch noch Veröffentlichungen der EBA (Europäische Bankenaufsicht) und der FMA, die natürlich zu beachten sind. Mißachtungen bei kleinen Fehlern in der Handhabung haben natürlich sofort einen Strafbescheid zur Folge.

Dieser nicht gerade übersichtliche Rechtsrahmen bringt es natürlich mit sich, dass Banken sich vor allem mit sich selbst beschäftigen und froh sind, wenn sie neben all den regulatorischen Vorschriften nicht noch zusätzlich mit kreditheischenden Kunden konfrontiert sind.

Dabei haben natürlich kleine Institute die größten Nachteile (typische KMU-Finanzierer), weil für ein Institut mit 30 Mitarbeitern grundsätzlich dieselben Regeln gelten wie für große mit mehreren tausend Mitarbeitern und einer dementsprechend großen Rechtsabteilung.

Dieser Overkill an Aufpassern und Verfahren verursacht natürlich enorme Kosten. Diese Gremien und Einrichtungen wollen Informationen haben, brauchen Tagesordnungen, tagen auch tatsächlich und haben am Ende ihrer Tätigkeit zumindest ein Protokoll. Bei soviel Kontrolle ist dann so manche Bank froh, dass kreditsuchende Kunden den Kontrollbetrieb nicht allzu sehr stören.

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