22. August 2016 | 20:23 | Kategorie:
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Nachhaltiges Speisen- und Getränkeangebot

Frau Prof. Dr. Dagmar Lund-Durlacher berichtet in der Folge über ein Projekt, das mir aus zweierlei Gründen als für den TP-Blog relevant erscheint: Erstens wird mit „nachhaltiger Ernährung“ ein brandaktuelles Thema grundlegend bearbeitet. Und zweitens haben sich zu dieser Untersuchung gleich drei Mitglieder der Plattform Tourismusforschung zusammengefunden.

 

Nachhaltig genießen im Urlaub

(Autorin: Prof. Dr. Dagmar Lund-Durlacher / MODUL University Vienna)

Reisen und Kulinarik sind für viele Urlauber untrennbar miteinander verbunden. Ob es um die Entdeckung unbekannter, exotischer Speisen oder den Genuss altbewährter Köstlichkeiten geht: Die Küche am Urlaubsort regt nicht nur die Geschmacksnerven an, sondern bringt einem im besten Fall auch Land und Leute ein Stück näher. Deshalb wollen die Mitgliedsunternehmen von Futouris, der Nachhaltigkeitsinitiative der Tourismuswirtschaft, zusammen mit ihren Vertragspartnern das gastronomische Angebot in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen nachhaltiger gestalten, lokale Wertschöpfungsketten fördern und so Urlaubsgästen und Kunden die Chance geben, die ganze Vielfalt, Qualität und die Besonderheiten lokaler und nachhaltig produzierter Nahrungsmittel im Wortsinn zu „erleben“.

Der erste wichtige Meilenstein im Zusammenhang mit diesem Ziel ist erreicht: Die Ergebnisse einer Grundlagenstudie, die unter der Leitung der MODUL University gemeinsam mit der FHWien der WKW und mit der KONDEOR Marketinganalysen GmbH zum Thema „Nachhaltige Ernährung“ durchgeführt wurde, stehen für die Tourismuswirtschaft bereit. Die Studie ermittelte den Status Quo von Nachhaltigkeitsaspekten in Bezug auf das Speisen- und Getränkeangebot in Urlaubsdestinationen. Analysiert wurden relevante Studienergebnisse, international anerkannte Zertifizierungssysteme, Best-Practice-Beispiele und Kundenwünsche. In Hotels auf Gran Canaria und in Antalya sowie auf einem Kreuzfahrtschiff wurden zudem Vor-Ort-Analysen durchgeführt.

Die Ergebnisse unterstreichen die Relevanz des Themas: 38 Prozent der knapp 8.000 (!) befragten Gäste stufen nachhaltige Ernährung im Urlaub als zentral ein. Dabei ist eine starke Tendenz zur „Regionalität“ zu erkennen, denn mehr als 60 Prozent der deutschen Reisenden bevorzugen regionales Essen – auch um andere Kulturen kennen zu lernen. Aber: Ein regionales Speisenangebot wird bislang von den meisten Leistungsträgern nicht als möglicher Wettbewerbsvorteil aufgegriffen und kommuniziert, obwohl dies aufgrund der hohen Präferenz der Kunden auf der Hand läge. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, da bei den befragten Hotels derzeit bis zu 60 Prozent der eingekauften Lebensmittel im Müll landen. Als Schlüsselfaktor für die Implementierung nachhaltiger Strategien hat sich die Bewusstseinsbildung durch Mitarbeiterschulung und Gästekommunikation herauskristallisiert.

Diese und weitere Ergebnisse der Studie flossen in ein anschauliches Praxishandbuch ein, das touristische Anbieter bei der Entwicklung, Umsetzung und Vermarktung von Angeboten nachhaltiger Ernährung unterstützt. Das Handbuch sowie die Grundlagenstudie stehen in deutscher Sprache unter „past projects – sustainable food in the travel context“ auf der Website der MODUL University zum Download bereit. Darüber hinaus finden Sie weiterführende Informationen, u.a. auch das Manual auf Englisch, direkt auf den Projektseiten von Futouris.

Zur Zeit wird eines der zentralen Anliegen der Studie in die Praxis umgesetzt: Die MODUL University erhielt den Auftrag Instrumente für die Gästeinformation im Bereich nachhaltiger Ernährung zu entwickeln sowie in der Praxis zu testen und wird dies im kommenden Jahr wieder gemeinsam mit der FHWien und einem Grafikbüro in die Tat umsetzen.

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