22. Mai 2017 | 15:46 | Kategorie:
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Bergerlebnis – Schönheit plus Sicherheit

In den letzten Tagen haben in Innsbruck zwei Ereignisse stattgefunden, welche die touristische Bedeutung des Berg- und speziell des Klettersports in den Mittelpunkt gestellt und dessen Relevanz für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft einmal mehr vor Augen geführt haben: Die Eröffnung des neuen Kletterzentrums und die erste Alpinmesse für den Sommer.

Große Begeisterung für Sport am Berg

Nach mehreren erfolgreichen Bergsport-Messen für den Winter hat auch das zweitägige Schwester-Event für die schneefreie Jahreszeit den erwarteten Zuspruch erfahren. Überaus gut besucht waren die Vorträge und Workshops, in denen man Neues erfahren und relevante Techniken in der Laborsituation anwenden konnte. Aufschlussreich die Struktur des Publikums. Bei den Klettersteigen waren alle Altersschichten vertreten, wobei die 50plus eine auffallend starke Gruppe bildeten, bei den Techniken für Hochtouren dominierte das Mittelalter, beim Klettern die Jungen. Wandern war aufgrund der Ausrichtung der Messe weniger ein Thema, wohl aber das Mountainbiken in allen seinen Facetten.

Mehr Sicherheit für mehr Bergerlebnis

Veranstalter der Messe ist das Österreichische Kuratorium für alpine Sicherheit, was in der zentralen Zielrichtung der Messe seinen Niederschlag findet: Es geht um die Sicherheit beim Bergsport. Vertreten waren neben bekannten und weniger bekannten Produzenten von Bergsport-Equipment mehrere Tourismusverbände, die alpine Lauf-Events anbieten sowie Organisationen, die auf das engste mit dem Aktivitätsraum Berg verbunden sind: Bergrettung, Verband der Bergsportführer und Alpenverein. Mit dabei auch die Landesforstdirektion Tirol, die sich in der Initiative „Bergwelt Tirol – miteinander erleben“ federführend um die Weiterentwicklung und Steuerung des Mountainbikens kümmert. Die Präsentation neuer Ausrüstung war also die eine Seite des zweitägigen Events, der Aspekt des richtigen Verhaltens in Fels und Eis die andere Seite.

Fitness, Ausrüstung, Technik

Dass die Nachfrage nach dem Bergerlebnis boomt, belegen nicht nur die Zahlen der Sommernächtigungen in alpinen Destinationen oder die Frequenzen auf Wanderwegen und Hütten, sondern auch die Unfallstatistiken und die Einsätze der Bergrettung. Selbst wenn die Zahl der Bergtoten seit Jahren mehr oder weniger konstant geblieben ist, hat die Zahl der Rettungseinsätze doch enorm zugenommen.

Dazu das unmissverständliche Fazit aus Vorträgen und Workshops: Der allergrößte Teil der Unfälle ließe sich vermeiden, wenn die notwendigen Sicherheitsaspekte Beachtung finden würden: Dazu zählen die realistische Einschätzung der persönlichen Fitness und des technischen Könnens im Hinblick auf die Anforderungen der geplanten Tour, die Berücksichtigung äußerer Verhältnisse wie der Witterung (z.B. Kaltlufteinbrüche, Gewitter), die richtige Ausrüstung und natürlich deren korrekte Anwendung.

Auch wenn bereits für alles Mögliche Apps zur Verfügung stehen, Handys zur Pflichtausrüstung am Berg gehören und sich selbst bei fehlendem Handyempfang eine SMS ganz gut ausgehen kann, darf das noch lange kein Grund sein, die Herausforderungen alpiner Touren und selbst von Klettersteigen zu unterschätzen. Da ein Hubschraubereinsatz nicht bei jedem Wetter möglich ist, kann es oft lange – manchmal leider zu lange – dauern, bis die in Gang gesetzte Rettungskette den Ort des Geschehens erreicht.

Herausforderung für Tourismusverbände und Betriebe

Wo liegt nun die touristische Relevanz dieser Zeilen? Ich denke, das Vorbeugen gegenüber alpinen Unfällen ist eine Aufgabe, die in spezifischer Form auch in die Agenda von Tourismusverbänden und Tourismusbetrieben gehört. Die alpinen Organisationen erreichen trotz ihrer großen Mitgliederzahlen nicht die breite Masse bergaffiner Gäste, Tourismusverbände und Tourismusbetriebe aber sehr wohl.

Für die Touristiker ist es zweifellos ein anspruchsvoller Spagat, auf der einen Seite in den schönsten Farben und Bildern das Bergerlebnis zu bewerben und auf der anderen Seite darauf verweisen zu müssen, welche Herausforderungen am Berg warten können und was zu tun ist, um diesen in geeigneter Form zu begegnen. Fachliche Unterstützung für diese zweite Seite der Medaille können die örtliche Bergrettung, die Bergsportführer oder die alpinen Vereine bieten.

Hier auch seitens des Tourismus die richtigen Initiativen zu setzen ist ungemein wichtig, weil Unfälle am Berg nicht nur viel Leid für die Betroffenen zur Folge haben können, sondern auch weil die Retter bei ihren Einsätzen oft großen Risiken ausgesetzt sind – von den mit Heilungsprozessen und Rettungsaktionen verbundenen Kosten einmal ganz zu schwiegen.

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