26. Juli 2017 | 17:40 | Kategorie:
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Werbewert – ein neues Fundstück

Das Schöne an einem Blog wie diesem ist die langsam reifende Erkenntnis, dass wir doch wahrgenommen und gelesen werden. Dass ich mich hier mehrfach kritisch mit dem Werbewert von Veranstaltungen auseinandergesetzt habe, ist dem einen oder anderen ebenso aufgefallen, wie der Umstand, dass ich die Male zähle, wo uns die Politik einen Werbewert von exakt 100 Millionen Euro einzureden versucht. Also erreicht mich heute eine Mail von Hubert Siller (MCI Tourismus Innsbruck), der mir mit Augenzwinkern ein weiteres „Fundstück“ zu diesem Thema präsentiert: Der Werbewert der Dreharbeiten zu „Spectre“ wird ebenfalls mit 100 Millionen Euro beziffert. Wie schön, damit reihe ich in die Liste nach dem Song Contest und den Verhandlungen zum Iran-Abkommen nun auch James Bond. Fortsetzung folgt.

26. Juli 2017, 20:03

Die Angaben über den Werbewert von Veranstaltungen mögen kritischen Beobachtern nicht selten kurios erscheinen und sie sind zweifelsohne zu hinterfragen. Das gilt übrigens auch für andere Zahlenangaben. Beispielsweise fällt mir auf, dass bei Verkehrsbeeinträchtigungen durch Baustellen oder bei anderen, Geschäftsstraßen ungünstig beeinflussenden Ereignissen, immer wieder gleiche oder sehr ähnliche Prozentsätze für Umsatzrückgänge genannt werden.

Doch zurück zum Werbewert. Seien es 100 Millionen oder auch nicht, wichtig ist, was aus Veranstaltungen gemacht wird, speziell wenn es sich um Einmalereignisse wie eine James Bond Verfilmung handelt. Das heißt mit anderen Worten: Gelingt es die Dinge, in welcher Form auch immer, so weiterzuführen, dass bei den ökonomischen Effekten Nachhaltigkeit erreicht wird?

Sölden ist da auf gutem Weg. Die von Ulrike Reisner angegeben Links wären noch zu ergänzen mit dem Hinweis auf einen aktuellen Bericht im ORF Tirol, der wohl der Anlass für die E-Mail von Hubert Siller war. Auf „tirol.orf.at/news/stories/2856994“ sind die 100 Millionen auch zu finden, aber es ist insbesondere nachzulesen, wie Sölden bzw. die Bergbahnen Sölden in Form einer Kinoinstallation den Bond nach Sölden zurückkehren lassen. Und das spektakulär und dauerhaft auf dem Gaislachkogl in 3000 m Höhe.

Demgegenüber ist im Osttiroler Obertilliach, einem weiteren Spectre Drehort, von James Bond praktisch nichts mehr zu hören und zu lesen – der Hinweis auf einen kleinen Holzstadel am Rande des Dorfes ausgenommen. Werbewert und Bond-Effekt werden hier nicht mitgenommen, was wohl auch auf die andere Struktur des Ortes, die anderen Gästeschichten und die überschaubare Finanzkraft des dortigen Tourismus zurückzuführen ist.

Sölden hingegen hat in allen Punkten die weit besseren Karten und spielt dies auch aus. Dazu kommt – und das ist ganz entscheidend – der Innovationsdrang der Bergbahnen Sölden, verkörpert durch die Person von Jack Falkner. Er sorgt dafür, dass, 100 Millionen Werbewert hin oder her, der James Bond Dreh kein einmaliges Ereignis war, sondern dass daraus etwas Bleibendes wird.

27. Juli 2017, 8:47

Liebe Ulrike,
dieses Thema ist tatsächlich ein Fortsetzungsroman, leider stehen den Werbern bis jetzt wohl keine besseren Instrumente zur Rechtfertigung zur Verfügung. Dies wird aber bald anders…

Interessant und besonders wichtig finde ich, die von Peter Haimayer angesprochenen Folgemaßnahmen. James-Bond-Island in Thailand – Roger Moore überstand dort 1974 ein paar Abtenteuerchen – wird heute noch von zigtausend Gästen jährlich besucht.

Wünschen wir allen Filmlocations in den Alpen eine semiotisch passende und wirtschaftlich erfolgreiche Fortführung ihres Investments. Dann können wir auch mit den Werbewertbezifferungen besser umgehen…

27. Juli 2017, 10:43

Lieber Peter Haimayer, lieber Reinhard Lanner, bei allem Respekt vor eurer Arbeit, deren Ergebnissen und der Richtigkeit vieler Argumente. Glauben Sie, dass Fragen um die „Verwertbarkeit“ von James Bond Drehorten wichtiger sind als die Tatsache, dass unsere markierten Wanderwege über Almen als nicht (mehr) sicher beschrieben werden und z.B. in Deutschland ein sehr kritisches Licht auf das „wanderbare Österreich“ werfen? Dass daher z.B. der Saldo aus „Bond-Verwertbarkeit“ und solchen Negativschlagzeilen daher u.U. „negativ“ ist? Die Fragen sind wirklich wertfrei gemeint. Es geht dabei um die notwendigen Prioritäten!

27. Juli 2017, 12:40

Lieber Peter Zellmann, die beiden Kommentare von mir, der eine zu „Wanderbares Österreich?“ und der andere zu „Werbewert – ein neues Fundstück“ sind getrennt voneinander zu sehen und sie waren bzw. sind nicht dazu angetan, den Wert der James Bond Inszenierung der Sicherheit der markierten Wanderwege gegenüberzustellen.

Beides ist wichtig und beides hat seine Berechtigung. Und wenn schon eine Gegenüberstellung, dann sollten wir nicht den James Bond allein, sondern sämtliche Inszenierungen am Berg der Qualität und Sicherheit unserer Bergwanderwege gegenüberstellen, also eine Gesamtabwägung treffen.

Unerfreulich ist es zweifellos, wenn die Schlagzeilen in deutschen Medien ein Negativbild über die Sicherheit unserer Wanderwege erzeugen. Ob sich unsere lieben deutschen Gäste davon allerdings besonders beeindrucken lassen, wage ich angesichts des fulminanten Starts der heurigen Sommersaison jedoch zu bezweifeln.

Ich selbst bin viel im Gebirge unterwegs und ich hatte noch nie ein Problem mit Weidetieren, auch nicht seitdem mehr und mehr Mutterkühe mit ihren Jungtieren auf die Almweiden getrieben werden. Dass Informationen über das richtige Verhalten bei der Begegnung mit Weidetieren und als Konsequenz daraus der richtige Umgang mit ihnen aber unerlässlich sind, weiß ich aus eigener Erfahrung: Als meine Wiener Enkelin, ein klassisches Großstadtkind, noch im Volksschulalter war, musste ich ihr auf unseren Bergwanderungen nicht nur einmal erklären, dass eine Alm kein Streichelzoo ist.

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