16. Oktober 2017 | 09:51 | Kategorie:
8

Aus für Olympia

Der gerade vergangene Wahlsonntag hat einige Überraschungen gebracht. Neben dem jüngsten Bundeskanzler, der Österreich jemals regierte hat sich das Tourismus-Bundesland Nummer Eins von Olympia verabschiedet. Dabei wurde im Vorfeld ausreichend Werbung für die Spiele gemacht und auch Benjamin Raich ins Rennen geschickt, um Skeptiker zu überzeugen. Aber auch die augenscheinlich suggestiv gestellte Frage, konnte kein JA erzwingen und mehr als 53 % der Tiroler machten beim NEIN ihr Kreuz.

Im Detail zeigt sich, dass vor allem Innsbruck und die großen Städte sowie das weniger vom Tourismus profitierende Inntal für die Ablehnung sorgten, während die Hochburgen des Tourismus und vor allem Hochfilzen, das einen Motivationsschub ja dringend nötig hätte, zu den Befürwortern zählten.

Tourismusskepsis macht sich zunehmend breit, vor allem dort wo es zu Massierungen kommt und auch dort wo augenscheinliche Belastungen spürbar werden und vom Geldsegen scheinbar nur einige wenige profitieren. Da wird zum einen eine Chance für das ganze Land vergeben, das Image Österreichs in der Welt wieder aufzupolieren und da wird zum anderen der Ausbau einer Gastwirtschaft verhindert, weil man um die Parkplätze fürchtet und vom möglichen Lärm nicht belästigt werden möchte.

Es wäre die einfache Erklärung, der Sattheit und Gewerbefeindlichkeit der Österreicher die Schuld zu geben. Eine Diskussion über Ausbaugrenzen ist unter Touristikern zu führen und auch dafür zu sorgen, dass Belastungen aus dem Tourismusgeschehen für die Wohnbevölkerung gering gehalten werden können. Aber auch Kommunikationsarbeit ist zu leisten, um die nicht unmittelbar vom Tourismus profitierenden Bewohner davon zu überzeugen, dass wir alle von einem in vernünftigen Ausbaugrenzen sich gesund entwickelnden Tourismus profitieren.

 

16. Oktober 2017, 10:55

Ja, „Kommunkationsarbeit ist zu leisten“ – wär‘ wohl schon länger nötig. Aber: vielleicht hätte man damit anfangen können, etwas weniger SUGGESTIV zu fragen. Einige -durchaus nicht tourismusferne- Bekannte haben nur deswegen dagegen gestimmt, weil sie sich vera… gefühlt haben, wie sie mir sagten.

16. Oktober 2017, 16:13

Bei seiner kurzen Analyse des Abstimmungsergebnisses zu Olympia in Tirol 2026 geht Franz Hartl über die Ursachenforschung hinaus und bricht eine Lanze u.a. für eine offene Diskussion über die Grenzen der touristischen Entwicklung.

Zu den Ursachen für das Olympia-Nein der Tiroler Bevölkerung zählt er u.a. die suggestive Fragestellung, die unterschiedliche Abhängigkeit der Bevölkerung vom Tourismus in den einzelnen Landesteilen und die sich zunehmend breit machende Tourismusskepsis. Das sind wesentliche Punkte, die Thematik ist aber weit komplexer, viel zu komplex, als dass sie in einem Beitrag im TP-Blog abgehandelt werden könnte.

Es wäre eine lohnende und zukunftsweisende Investition für das Tourismusland Tirol, diesen Ursachen systematisch nachzugehen und schlüssige Strategie zu entwickeln, wie man diese sowie die damit verbundenen Herausforderungen in den Griff bekommen kann. Das Geld dafür wäre genauso gut – im Hinblick auf die Zukunft unseres Tourismus vielleicht sogar besser – angelegt wie für Machbarkeitsstudien, Kommunikationsmaßnahmen, Testimonials und Polit-Aktionen pro Olympia. Natürlich wäre dann aber auch dort anzusetzen, wo die Bevölkerung der Schuh drückt.

Wenn sich heute manche sport- und tourismusnahen Persönlichkeiten wundern, dass die Abstimmung negativ ausgegangen ist, dann vermutlich deshalb, weil sie in den Kreisen, in denen sie üblicherweise verkehren, zu Olympia nur Positives gehört und Schulterklopfen verspürt haben. Derjenige aber, der in den letzten Wochen mit offenen Augen und Ohren durch das Land gegangen ist, konnte relativ gut abschätzen, wie die Sache ausgehen wird.

Und noch eine Bemerkung zur Denke in Insiderkreisen: Wenn ÖOC-Präsident Karl Stoss heute aus dem fernen Pyeongchang verlauten lässt, das sich die Leute zu wenig informiert hätten, dann sei ihm gesagt, dass das nicht nur an den Leuten gelegen ist. Und wenn er dann laut Tiroler Tageszeitung noch zum Besten gibt, dass es seine Entscheidung gewesen wäre, das Volk nicht zu befragen, dann stellt sich doch die Frage, ob der gute Mann schon im 21. Jahrhundert angekommen ist.

Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Ich war und bin für Olympia in Tirol. Aber so manches, was in den letzten Wochen zu lesen, zu hören oder zu sehen war, war dazu angetan, kritische Fragen aufkommen zu lassen.

17. Oktober 2017, 7:46

Wir Untertanen waren halt wohl zu dumm in den Augen der Raichs, Stoss’s und Platters, um den visionären Plänen und manipulativen Heilsversprechen der hiesigen Politik samt den karitativen Ambitionen des IOC zu folgen. Und selbst als Touristiker darf man den Nebenwirkungen hoffentlich auch skeptisch gegenüberstehen, lebt man doch auch hier.

17. Oktober 2017, 8:20

Die Marke Tirol steht u.a. auch durch seine beiden Olympiateilnahmen (u.v.a.m.) sehr gut da. Viel mehr noch sie (die Marke) ist nun alt und reif genug ihren eigenen Markenkern zu leben. Tirol hat starke eigene Kommuniaktions- und Vertriebskanäle und ein wunderbares Potential – nämlich seine Natur, seine Kultur und seine Menschen die hier leben.
Olympia passt nicht mehr zu Tirol und schon gar nicht die Vorgaben und Beinflussungen durch das IOC. Es gilt nun die Chance zu nutzen, nämlich aus eigener Kraft und mit einer verantwortungsvollen Strategie, Angebote für die Zukunft zu entwickeln. Die Spielwiese an Möglichkeiten vielfältig. Mit
crankworx, Air&Style, Biathlon-Weltcup Hochfilzen, Kletter-WM, Alpinmesse und den „neuen“ Sportarten Skitouren und eBiken blicken ich gelassen auf die nächsten Jahre und freue mich, dass zumindest das Bier auch in Innsbruck noch leistbar bleibt.
Dazu braucht es auch keine Suggestivfragen-Umfrage bzw. Positiv-Kampagnen, weil das authentisch, ja einfach stimmig ist.

17. Oktober 2017, 8:48

Verfolgt man die Kommentare einschlägiger und hochrangiger Sportfunktionäre sowie Spitzenpolitiker aus Land und Bund, so könnte man den Eindruck erhalten, die Tiroler haben sich für ein „Nein“ zur Durchführung Olympischer Winterspiele entschieden. Ging doch nur um die Entscheidung einer Bewerbung oder? Warum ist der oben genannte Personenkreis plötzlich so verschnupft, waren sich da alle so sicher, dass im Falle einer positiven Entscheidung die Olympischen Winterpiele ganz sicher nach Tirol / Innsbruck vergeben werden? Wenn ich mir die Verteilung der ja-nein Stimmen auf der Tirol Karte anschaue, dann fällt auf, dass vor allem die verkehrsgeplagten Bürger des Inntals, einiger Seitentäler sowie der Stadt Innsbruck mit „Nein“ gestimmt haben. Darüber hinaus fehlte wohl „etwas“ Transparenz bei der Kosten-Nutzen-Rechnung und der Finanzierung. Und wer glaubt denn überhaupt noch das Märchen der Nachhaltigkeit bei der Ausrichtung von Olympischen Spielen? Mich lässt das Gefühl nicht los, dass es in einigen der betreffenden Gemeinden mehr um die Chance einer wirtschaftlichen Sanierung des Haushalts sowie um die nachträgliche Finanzierung von bereits im Bau befindlichen Projekten ging. Da leuchteten schon die Dollar-Augen, ähnlich wie bei einem Lottospieler am Sonntag Abend. Bereits einen Tach der Abstimmung werden anstehende Kosten für die Sanierung der Sportstätten mit Drohgebärden der Bevölkerung (dem Steuerzahler) aufgebrummt. Aus meiner Sicht ein unsportliches Nachtreten, denn die Sanierungen wären auch ohne die Olympischen Winterspiele notwendig gewesen. Und ganz wichtig, wieder mal haben Alle Alles richtig gemacht, nur das Volk nicht.

17. Oktober 2017, 14:14

Zahlen dürfen im Falle der Durchfühung ALLE, profitieren würden aber EINIGE WENIGE.
In Geiselhaft genommen werden aber ALLE, wenn man die notwendigen Finanzierungen für anstehende Sanierungen oder eventuelle kommunale Investitionen in Frage stellt und gar junktimiert, sollte nicht der Sanctus pro Olympia 2026 gegeben werden.
Ob diese Handlungsweise moralisch vertretbar ist, fragt sich in den Kreisen der hochrangigen Sportfunktionäre sowie Spitzenpolitiker sowieso niemand.
Dass sich die Tiroler Bevölkerung nun, einigermassen gut informiert, skeptisch zeigt und das einzige Mittel, das ihr in unserer Demokratie noch zur Verfügung steht, anwendet – nämlich eine „Ab“wahl eines (vermeintlich?) zu vermeidenden Übels, ist nicht nur zu akzeptieren, sondern ohne Schmälerung des „intellektuellen Potentials“ (= Verhöhnen) der Wähler zu respektieren.

18. Oktober 2017, 19:26

Aus meiner Sicht sind die Diskussionen zu Olympia in Tirol ein eindrückliches Bild des Zeitgeists. Zwei Lager, die nur sehr schwer die Argumentationsweise der „Gegen“seite verstehen können und wollen, oberflächliche Informationen die bei Interessierten oftmals ein Kopfschütteln verursachten, sowie bei Vielen eine nur geringe Bereitschaft sich die Zeit zu nehmen und richtig zu informieren. Danach gibt es die klaren „Verlierer“ und „Gewinner“. Gerade für ein Land wie Tirol wäre es aber wichtig diese fortschreitende Polarisierung zu erkennen und zu versuchen diese ehrlich anzugehen. Wie schon in vorangegangenen Beiträgen gesagt wurde, wir brauchen endlich eine ehrliche Diskussion zum Tourismus in unserem Land. Die gebetsmühlenartigen Bekundungen, dass der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig ist, helfen wohl kaum mehr weiter. Der Tourismus ist stark darin, den Gästen Emotionen zu verkaufen. Es muss doch möglich sein auch bei der einheimischen Bevölkerung in Richtung positive Emotionen zu arbeiten.
Auch dass kritische Stimmen aus der Tourismuswirtschaft zu dem Ergebnis im Bezirk Kitzbühel gekommen sind ist symptomatisch. Kritische Stimmen innerhalb der Branche werden zu oft als Nestbeschmutzer gebrandmarkt.
Also: Auf zu einer ehrlichen (und anstrengenden) Diskussion zur Zukunft des Tourismus!

19. Oktober 2017, 20:54

Das NEIN zu Olympia hat mich als Touristiker zuallererst betroffen gemacht und ich habe es bedauert. Was aus den Kommentaren zu diesem Blog-Beitrag herauszuspüren ist, macht jedoch nachdenklich:
– Das Instrument der Befragung ist durch eindeutig suggestive Fragestellung missbraucht worden. Das Stimmvolk hat´s gemerkt und dafür einen Denkzettel gegeben.
– Politik, IOC und Herr Stoss sind zu leichtfertig mit dem Thema umgegangen und das hat die Lust geweckt es denen doch wieder einmal zu zeigen (ähnlich wie bei Kreisky und Zwentendorf).
– Der Tourismus kommt scheinbar an einigen Ecken an seine Grenzen. Mehr Nächtigungen bedeuten mehr Touristen, mehr Verkehrsbelastung aber vielleicht auch die eine oder andere Einschränkung der eigenen Bequemlichkeit. Wenn aber die Bereisten bei aller Abwägung der Vor- und Nachteile befinden, dass es genug ist, werden wir uns mit der Stimmung in der Bevölkerung mehr als bisher auseinananderzusetzen haben.

Kommentieren

Ihre Daten werden im Rahmen der Kommentarfunktion gespeichert, darüberhinaus aber für keine weiteren Zwecke verwendet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentar zurücksetzen