20. Oktober 2019 | 15:35 | Kategorie:
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Replik zu „Sterben von Skigebieten ist vorprogrammiert“

Christian Willim schreibt im heutigen KURIER, das Sterben von Skigebieten in klimatisch ungünstigen Lagen sei bei einer Fortschreibung der derzeitigen Erwärmung vorprogrammiert. Investitionsentscheidungen müsse ein Skigebiet vor dem Hintergrund der „möglicherweise gravierenden Folgen des Klimawandels“ treffen. Auch die Politik müsse abwägen: „Nämlich etwa, ob die Verbauung unberührter Natur nicht auch künftige Chancen im Sommertourismus verbauen kann.“

Inhaltlich sind diese Feststellungen wohl weitgehend unumstrittenen, folgende Thesen mögen die Debatte zur Zukunft der Skigebiete anreichern:

  1. Im besten Fall ist touristische Infra- und Suprastruktur ganzjährig nutzbar: also nicht „nur“ im Winter, sondern zu allen Jahreszeiten. Der Trend geht bei Skigebieten (oder in diesem Zusammenhang vielleicht besser „Bergresorts“) ganz eindeutig in die Richtung, nicht einfach nach dem Winter zuzusperren, sondern das ganze Jahr über wirtschaftlich erfolgreich zu sein: Aus strategischen Überlegungen wie Mitarbeiter aufbauen und halten oder (Re-)Investitionen in Beherbergungsbetriebe tätigen zu können.
  2. Teilweise kann skitouristische Infrastruktur wie insbesondere Bergbahnen auch im Sommer eingesetzt werden, wenn komplementär entsprechende Produkte und Angebote entwickelt werden (siehe dazu z.B. Beste Österreichische Sommer-Bergbahnen). Dies hat aus volkswirtschaftlicher und ökologischer Sicht viele Vorteile: Teure Infrastruktur wird besser ausgelastet, Besucherströme konzentriert und gelenkt, emissionsärmere Alternativen zu Fernreisen angeboten.
  3. In einem Übergang zu Bergtourismus mit weniger (verlässlichem) oder auch gar keinem Schnee gibt es je nach Standort völlig unterschiedliche Rahmenbedingungen: In der Nähe der Ballungszentren mit vielen Ausflugsgästen ist es nicht erforderlich (und auch nicht leistbar), die allerneuste Skigebietsinfrastruktur aufzubieten. Stattdessen können klimatische und topografische Vorteile ausgespielt werden, sehr rasch von Winter- auf Sommerbetrieb (oder auch umgekehrt) gewechselt, teilweise sogar beides gleichzeitig angeboten werden. Je alpiner, je weiter von den Ballungszentren entfernt, desto kniffliger ist die „Transition“ zu einer neuen Art von Bergtourismus, in der Wandern (Spazieren gehen) und (E-)Mountainbiken dominieren.
  4. Der Skitourismus bietet derzeit in der alpinen Peripherie vielfach überhaupt erst eine regionalwirtschaftliche Perspektive. Je weniger auf den Schnee (allein) gebaut werden kann, desto wichtiger wird es, die einmalige Schönheit der Alpen auf andere Art und Weise touristisch zu nutzen. Jeder Übergang braucht Zeit, vor allem um neue Spielarten des Bergtourismus auszuprobieren und zu verfeinern, aber auch um sich wieder auf historische Grundlagen des Alpinismus und auf die Natur als essentielle Ressource zu besinnen.

© Familienarena St. Corona am Wechsel

20. Oktober 2019, 23:02

Die vier Thesen vom Markus Redl sind grundsätzlich schlüssig und entsprechen dem, was wir bei zahlreichen Bergbahnunternehmen bzw. Skigebietsbetreibern an Bemühungen beobachten können. Die Initiative „Beste Österreichische Sommer-Bergbahnen“, die laufend Zuwachs erhält, ist dafür ein guter Beleg.

Zu These 3 wäre allenfalls zu ergänzen, dass bezüglich der Bereitschaft zu Transformationsprozessen durchaus noch Luft nach oben besteht. Doch solange das Kerngeschäft Skisport gut läuft, wird man sich in der alpinen Peripherie primär auf dieses Geschäftsfeld konzentrieren. Das ist nachvollziehbar und aus der Sicht der dortigen Akteure auch logisch. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das Wissen um die touristische Bedeutung des Sommers und die damit verbundenen Herausforderungen inzwischen bis in die innersten Täler vorgedrungen ist.

Das leitet zu 4. These über. Dazu ist festzuhalten, dass – jedenfalls aus heutiger Sicht – der skibefreite Bergtourismus den skigebundenen nicht ersetzen kann. Das gilt zum einen im Hinblick auf die Anzahl der Gäste und das gilt zum anderen in Bezug auf die Aktivitäten im Gelände. Jeder der bei fehlendem Schnee in den Übergangsjahreszeiten bzw. im Winter am Berg unterwegs ist, weiß, dass dort die Bedingungen für Outdoor-Aktivitäten nicht gerade ideal sind. Sie werden – jedenfalls abseits der mittleren Lagen – bestimmt durch viel Schatten, vereiste Wege, harte Böden, nicht bewirtschaftete Almen und zum Großteil geschlossene Schutzhütten. Daran wird auch der Klimawandel, zumindest in der Dimension, wie er sich heute abzeichnet, wenig bis gar nichts ändern.

21. Oktober 2019, 9:15

Hinauf mit dem Bus, hinunter mit dem Bike. So schaut die Realität aus.
Das ist eine Schande.

21. Oktober 2019, 11:37

Hallo Corona,
ich würde gerne mit Ihnen persönlich ins Gespräch kommen und habe dazu auch an die von Ihnen angegebene E-Mail-Adresse geschrieben.
Markus Redl

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