7. September 2020 | 12:21 | Kategorie:
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Alpine Schutzhütten – Zukunftssicherung wichtiger Infrastruktur

Der ohnehin bereits starke Trend zum Bergwandern und Bergsteigen hat im heurigen Sommer – Corona bedingt – einen weiteren Schub erfahren. Zwar sind wegen der notwendigen Reduktion der Schlafplätze auf den Schutzhütten weniger Nächtigungen zu verzeichnen, die Zahl der Tagesgäste ist aber umso höher. Somit erweisen sich die Schutzhütten der alpinen Vereine einmal mehr als unverzichtbare Infrastruktur in unseren Bergen. Zudem tragen sie als Visitenkarten für den alpinen Tourismus im Hinblick auf Gastfreundschaft sowie in Bezug auf Qualität und Kontinuität des Angebots eine hohe Verantwortung.

Herausforderndes Umfeld

Wie aktuelle Entwicklungen zeigen, wird es aber immer schwieriger, geeignete Pächter für Schutzhütten zu finden. Die Zahl der Objekte, die derzeit zur Neuverpachtung anstehen, mag in Relation zur Gesamtzahl der Schutzhütten auf den ersten Blick nicht besonders ins Gewicht fallen. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass es sich dabei um die Spitze des Eisbergs handelt. Die gedeihliche Weiterentwicklung der Schutzhütten ist also keinesfalls ein Selbstläufer.

Die Ursachen sind mehrschichtig.

  • Standort: Zweifelsohne spielen die Lage und die Qualität des jeweiligen Hüttenstandorts eine Rolle (z.B. Erreichbarkeit, Vorhandensein attraktiver Gipfelziele, Nähe zu beliebten Höhen- und / oder Weitwanderwegen).
  • Gesetzliche Vorgaben: Immer aufwändiger wird die Erfüllung der Rahmenbedingungen, etwa im Hinblick auf die technischen Einrichtungen (Hygiene, Umwelt etc.) oder in Bezug auf die Mitarbeitenden.
  • Strategie der Eigentümervereine: Nicht zuletzt spielen die Leitvorstellungen und die daraus abgeleiteten Strategien der alpinen Vereine eine Rolle, die es den Pächtern mitunter schwermachen, die für den langfristigen Erfolg notwendigen wirtschaftlichen Erträge zu erzielen.

Hüttenromantik versus Fachkompetenz

Daraus kann ein Bündel ungünstiger Faktoren entstehen, das dazu beiträgt, dass sich immer weniger Professionisten um die Pacht einer Schutzhütte bemühen. In der Folge treten Quereinsteiger auf den Plan, bei denen die freudige Erwartung an die gern zitierte Hüttenromantik und die notwendige fachliche Kompetenz weit auseinanderklaffen. Auch wenn Neu- und Quereinsteiger oft interessante Ideen einbringen, müssen sie sich doch erst in die Kernaufgaben der Bewirtschaftung einer Schutzhütte einarbeiten. Das kann mühsam sowie mit vielen Fehlerquellen und wirtschaftlichen Einbußen verbunden sein. Daraus resultieren häufige Pächterwechsel, die auch für die Verpächter mit einem hohen Aufwand an Zeit und Geld verbunden sind. Und früher oder später bekommt das der Gast zu spüren.

An den richtigen Stellschrauben drehen

Um dies zu vermeiden kann bzw. muss an mehreren Stellschrauben gedreht werden. Auf der einen Seite geht es darum, dass Neu- bzw. Quereinsteiger die für die Bewirtschaftung notwendigen Kernkompetenzen erwerben und weiterentwickeln. Auf der anderen Seite ist speziell bei jenen alpinen Vereinen ein Umdenken erforderlich, die noch recht traditionsbezogen denken und agieren. Denn eine zu rigide Auslegung von Gemeinnützigkeit bzw. Nicht-Gewinn-Orientierung (siehe z.B. niedrige Nächtigungsgebühren, vergleichsweise bescheidene Mitgliedsbeiträge) kann im Hinblick auf die erfolgreiche Weiterentwicklung und langfristige wirtschaftliche Absicherung von Schutzhütten zum Bumerang werden. Außerdem braucht es Pachtverträge, die dem Pächter jenen wirtschaftlichen Spielraum lassen, den er für die qualitätsvolle und ökonomisch erfolgreich Bewirtschaftung der Schutzhütte benötigt.

Auf Professionisten hören

Daraus lässt sich der Schluss ableiten, dass sowohl für die Pächter als auch für die verpachtenden alpinen Vereine der Blick von außen und, damit verbunden, eine professionelle Unterstützung sehr hilfreich sein kann. Auf diese Weise lassen sich Ärger und Enttäuschungen vermeiden und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Angebotsqualität auf Schutzhütten gesichert und in Anlehnung an die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Ansprüche der Gäste kontinuierlich weiterentwickelt wird.

Damit öffnet sich ein wichtiges Feld für eine spezifische Beratungstätigkeit im alpinen Tourismus. Georg Oberlohr, der zwei Jahrzehnte lang überaus erfolgreich Hüttenwirt auf der Stüdlhütte in Kals am Großglockner war, nimmt sich nach seiner „Übersiedlung ins Tal“ dieser Aufgabe an. Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass sein reicher Erfahrungsschatz überall dort Eingang findet, wo es darum geht, herausfordernde Situationen im Schutzhüttenbereich zu bewältigen und diese unverzichtbare alpine Infrastruktur für die Zukunft abzusichern.

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