25. Januar 2013 | 13:06 | Kategorie:
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Berater-Schmäh

Bei einer Presse-Aussendung ist ein gutes Timing schon die halbe Miete. Ein gutes Beispiel dafür ist die sehr einseitige Interpretation des Wiener Hotelmarkts durch einen Hotelimmobilienentwickler von gestern: Nur einen Tag früher hätten wir das auf dem ÖHV-Hotelierkongress schön thematisiert! Der in der Aussendung erwähnte Nächtigungsrekord ist ein gutes Zeugnis für das WienTourismus-Team. Für die Hoteliers ist das aber nur die halbe Miete: Ein ganzes Bild erhält, wer auch Preise und Kosten berücksichtigt – und die Kostentangente steigt in Wien nahezu ungeniert. Dass ein Berater das nicht erwähnt, kann ich ihm nicht einmal verdenken.Ganz abgesehen davon, dass die Auslastung in Wien vor der Krise höher war als heute: Angesichts der Kostenentwicklung kann man heute niemandem mehr empfehlen, noch ein Hotel zu eröffnen. Müll-, Wasser- und Abwassergebühren, Ortstaxe, Kommissionen für Online-Plattformen, Löhne/Gehälter und Lohnnebenkosten wie Auflösungsabgabe und U-Bahnsteuer, aber auch die Streichung der Energieabgabenvergütung relativieren Preisanstiege im Bereich der Inflationsrate. Der laut ÖHT bevorstehende Anstieg der Leitzinsen macht Neueinsteigern meist weniger aus als Rückgänge auf dem Aktienmarkt. Auf der Strecke bleiben auch ganz große Kaliber: Es ist nicht lange her, dass eine internationale Top-Marke in Wien die Segel strich angesichts der Einnahmen-Ausgaben-Relation.

Derzeit sind knapp 30 neue Projekte für Wien bekannt. Alleine am neuen Hauptbahnhof entstehen Tausende Betten, die bis jetzt niemand vermisst. Jetzt so zu tun, als würden wir dringend neue Betten brauchen, ist irreführend. Denn auch die Hotels, die angeblich vom Markt verschwinden werden, bleiben ja weiterhin unter einem neuen Besitzer Hotels. Oder baut sie jemand zu Büros um? Mir ist nichts in die Richtung bekannt.

Eine Entwicklung wie in Prag sollte uns erspart bleiben. Weit davon entfernt sind wir in absoluten Zahlen weder bei der Average Day Rate noch bei der Auslastung, wie ein anderer Hotelberater, Kohl & Partner, aufzeigt.

Dass neue Projekte von branchenfremden Geldgebern höhere Beratungsintensität benötigen, macht sie aus Sicht eines Beraters sehr interessant. Ob Berater mit den vielversprechenden
Aussichten ihren Kunden zu viel versprechen, mag ihre Sorge sein. Sie darf nicht zu unserer werden. Dass sie für ihre Empfehlungen nicht haften, ist ihr Glück.

26. Januar 2013, 18:51

Kohl & Partner wird auch im diesjährigen Hotelmarktreport die Entwicklungen in Wien kritisch analysieren und das unbegrenzte Wachstum hinterfragen. Gleichzeitig muss man Chancen und Entwicklungspotenziale für bestehende Betriebe aufzeigen, denn die Herausforderungen werden angesichts von allein 2.300 neuen Zimmern in diesem Jahr nicht kleiner. Nähere Infos dazu nächste Woche..

28. Januar 2013, 10:24

Die Daten, die Kohl kommentiert, kommen von STR Global und sind Benchmarkdaten von 95 Betrieben oder knapp 9.500 Betten (Wiener Markt: 380 Hotels, 30.400 Zimmer). Ein anderer Marktreport geht von Occ. 71,4%, RevPar 68,88 und ADR 96,34 aus. Unser Horwath HTL Brancheneinblick zeigt, dass zahlreiche Betriebe weit überdurchschnittlich performen (das gilt auch für Prag).
Das Luxussegment ist mittlerweile sehr gut repräsentiert, Budget hingegen nicht. Verglichen etwa mit Münchens Kapazität etwa nur die Hälfte. Da zeichnet sich nun mehr als deutlich die kommende Entwicklung ab, die unserer Einschätzung nach, sich nicht nur auf die Stadt beschränken wird, da dieses Segment österreichweit unterrepräsentiert ist.

Wir werden zweifelsohne eine Marktbereinigung erleben. Ja, und der Traum von (ewig) hohen Renditen… Klüger wärs, die kurzfristig betrachteten Zahlenspiele gegen nachhaltige Entwicklung – wie bspw. die richtige Positionierung – auszutauschen und, wer es sich leisten kann, die (noch) sehr guten Konditionen am Markt auszunützen und klug in die Zukunft des Betriebes zu investieren.

28. Januar 2013, 13:12

Gratulation. Sie haben es kurz und prägnant auf den Punkt gebracht.Ein sehr guter Beitrag.

31. Januar 2013, 13:33

Den Kohl & Partner Hotelmarktreport 2013 gibt es nun auf unserer Homepage zum kostenlosen Donwload. Einfach den Web-Link anklicken.

31. Januar 2013, 14:06

Die Rekorde Wiens – so erfreulich sie auch sind – brauchen noch einen etwas großräumigere Darstellung und unter Einbeziehung des Wr. Umlandes sieht die Sache schon anders aus. Mehr: http://blog.oeht.at/2011/11/23/wien-nur-auf-den-ersten-blick-in-rekord/

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