14. Januar 2020 | 23:26 | Kategorie:
2

Der Tourismus und die Gunst der Zinsen

Insolvenzentwicklung nicht besorgniserregend

Gerade rechtzeitig zum ÖHV-Kongress wo Tourismusnachrichten einen besonderen Schwerpunkt in der Berichterstattung haben, kommt auch die jährliche Insolvenzstatistik in die Medien. Sie zeigt, dass bei einem Wirtschaftszweig der lt. Institut für KMU-Forschung immerhin 48.000 Unternehmen zählt, 764 davon ihre Pforten im vergangenen Jahr schließen mussten. Ihnen waren die finanziellen Mittel ausgegangen, um die Ansprüche ihrer Gläubiger zu erfüllen. Mit einer Rate von 1,59 % an gestrauchelten Unternehmern bewegt sich die Hotellerie und Gastronomie damit ziemlich genau im Bereich der Gesamtwirtschaft, die eine Insolvenzquote von 1,49 % aufweist.

Wer sich die Mühe macht einige Jahre zurückzublicken sieht, dass es auch schon einmal mehr als 1000 Unternehmen im Jahr waren (etwa 2005 und 2006), die ihre Betriebstätigkeit einstellen mussten. Seither ist die Pleitenkonjunktur laufend zurückgegangen. Mittlerweile konnte im Durchschnitt sogar die Eigenkapitalausstattung verbessert werden. Die vor Jahren als sehr krisenanfällig beklagte Branche kam aus den negativen Schlagzeilen und hat sich zu einem Vorzeigewirtschaftszweig gewandelt. Wenn es negative Schlagzeilen gibt, dann beschäftigen sie sich mit Overtourism oder den Auswüchsen der touristischen Gästelawine, die uns mittlerweile schon mehr als 150 Mio. an jährlichen Nächtigungen beschert.

niedrige Zinsen tragen zur Entspannung bei

Will man die Insolvenzentwicklung verstehen ist es aber auch aufschlussreich sich die Entwicklung der Zinsen im Vergleich anzusehen. Eine anlageintensive Branche benötigt immer wieder Fremdmittel, um die anstehenden Investitionen zu finanzieren. Bankkredite waren und sind noch immer die hauptsächliche Geldquelle bei Tourismusfinanzierungen. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass niedrige Zinsen eine enorme Entlastung bedeuten und die Insolvenzen gleichlaufend mit dem Zinsniveau einen rückläufigen Verlauf hatten. Die Hilfe der EZB für die angeschlagenen Mittelmeerstaaten hat auch einige Kollateralbegünstigte hervorgebracht – unter anderem den heimischen Tourismus.

Die Tourismusbranche gehört zweifellos auch zu den Profiteuren der Niedrigzinsphase. Irgend­wann werden wir aber wieder aus dem Zinsparadies vertrieben. Wir sollten die Zeit danach schon jetzt in unsere Überlegungen einbeziehen und dazu nutzen, dafür eine gute Ausgangslage zu haben.

Entwicklung 3-M-Euribor und Hotel- und Gastronomieinsolvenzen

Entwicklung 3-M-Euribor und Hotel- und Gastronomieinsolvenzen

17. Januar 2020, 16:51

Danke, irgendwie auch nachvollziehbar. Geringe Zinsen sorgen für geringere Lasten und jeder der gut plant, kommt dann auch über die Runden. Ich denke ist beim eigenen Fertighaus oder so ja auch ähnlich. Wenn ich 10% Zinsen zahle ist das schon ein Posten der den Grossteil des Haushaltseinkommen ausmachen kann.

21. Januar 2020, 8:41

Die niedrigen Zinsen sind für viele Betriebe derzeit sogar eine Notwendigkeit.
Denn, jedes % an Zinsersparnis ist in den bilanzierten Lohnkosten nun doppelt aufzurechnen, sozusagen nur eine grobe Verschiebung der Positionen.
Arbeit ist über 50 % besteuert und die Konzerne u. Spekulanten der Welt zahlen immer noch fast keine Steuern. Unser gesamtes Geldsystem gehört auch im Sinne der Nachhaltigkeit dringend reformiert!

Das Kapital weiss bei den niedrigen Zinsen gar nicht mehr wohin, wie ein Salzburger Bürgermeister meinte, es ist abgeschafft.
Die Folge ist überall ist ein überhitzter Immobilienmarkt mit Tausenden Zweitwohnsitzen, die billig an Urlauber verkauft werden; marktverwerfend für die Unternehmer, die Ihre Zimmer noch selber finanzieren und dies bei schon überzogenen Handwerkerpreisen in Vollauslastung seit Jahren.

Kommentieren

Ihre Daten werden im Rahmen der Kommentarfunktion gespeichert, darüberhinaus aber für keine weiteren Zwecke verwendet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentar zurücksetzen