28. Juli 2011 | 13:21 | Kategorie:
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Events als Retter des Tourismus?

Die aktuell entfachte Diskussion rund um Events in Kärnten zeigt einmal mehr die Bandbreite und Komplexität dieses Themas: so positiv fürs Image und das Selbstbewusstsein der Bevölkerung viele Events auch sind, sind sie dennoch kein Allheilmittel bei sonstig fehlender Innovation und Investition! Was hilft der beste und tollste Event ( derer wir zweifellos einige, mit perfekter Organisation haben ), wenn sich zahlreiche Tourismusanbieter und Vermieter nur noch von Strohhalm zu Strohhalm hanteln, ohne je in die längst notwendige Angebotsqualität und –erneuerung zu investieren? Was hilft strohfeuerartige oftmals tolle Medienpräsenz, wenn dennoch moderne Attraktionen fehlen, die andernorts auf aller Welt entstehen wie Reihenhaussiedlungen und somit internationale Gästeströme anziehen? Wenn dennoch seit 20 Jahren nur in Winterinfrastruktur investiert wird und so manche zur Einsaisonalität verdammte Region einen langsamen Tod stirbt? Was hilft´s, wenn sich die öffentliche Hand daran erschöpft, Einzelveranstaltern jegliche privatwirtschaftliche Denke abnehmen zu müssen und Subventionen erhöht anstatt degressive Anlaufförderungen einzusetzen?

Und machen (hochsubventionierte) Events in der Hauptsaison überhaupt Sinn oder sollten damit nicht auslastungsschwächere Zeiten forciert werden und müssen sich attraktive Events vor allem in der Hochsaison nicht primär durch eigene Erträge finanzieren lassen? Und muss nicht überhaupt ein gravierender Anteil der öffentlichen Mittel in substanzielle Angebotsverbesserungen und entsprechende Förderungen investiert werden? Fakt ist jedenfalls, dass innovative, intelligente und konsequente Investitionen in nachhaltig wirksame Angebots- und Produktentwicklung durch NICHTS ersetzt werden können. Events sind somit wie die Kür im Eiskunstlauf: wenn die Pflicht erledigt ist, kommt die Kür – also nichts wie ran an die Pflicht, dann können wir hoffentlich bald auch wieder eine nachhaltig positive, nicht nur von Schönwetter abhängige Sommerentwicklung verzeichnen!

28. Juli 2011, 23:04

Wer – so wie ich – häufig Urlaub in Kärnten macht, hat den Eindruck, dass dieses schöne Bundesland weit unter seinem Wert geschlagen wird. In touristischer Hinsicht sind die gerade im Hinblick auf notwendige Infrastruktur und Notwendigkeiten die Hausaufgaben noch lange nicht gemacht, dafür freut sich die Politik seit jeher über medienwirksame Events und prestigeträchtige Projekte (Pyramidenkogel) die ähnlich wie das Fussballstadion in Klagenfurt viel Geld verschlingen. Mittlerweile gibt es schon einige Verbesserungen (z. B. Kärnten App und einiges mehr). Da ich gerade für zwei Wochen zum Wörthersee aufbreche, hoffe ich vor allem auf positive Überraschungen. Zeit wird es jedenfalls.

29. Juli 2011, 9:28

Hier ein Auszug aus meinem Debattenbeitrag, der in der Kleinen Zeitung erschienen ist:
Seltsam: Die Politik reduziert das Budget der Kärnten Werbung um fast ein Drittel (!), bei Events soll aber nicht gespart werden – dem fehlt jede Logik. Jeder, der für Budgets verantwortlich ist weiß, was er zu tun hat, wenn gekürzt wird. Jeden Euro umdrehen, jede Ausgabe auf die touristische Relevanz checken, intern sparen und möglichst nicht den Marktauftritt schwächen. Die Kärnten Werbung kann sich die bisherige Subventionierung von Events schlicht nicht mehr leisten, ohne die Marktbearbeitung zu reduzieren. Ganz klar: Es muss Kürzungen bei Ausgaben der Kärnten Werbung für Events geben – je geringer der touristische Effekt, desto weniger wird gezahlt. Das ist vernünftig und endlich findet es statt. Kärntens Tourismuswirtschaft bezahlt sonst für Events mit äußerst fragwürdigen touristischen Auswirkungen.

Es ist an der Zeit, die Verhältnismäßigkeit der öffentlichen Zuschüsse für Veranstaltungen in Kärnten in Frage zu stellen, denn diese ist derzeit nicht gegeben! Aus touristischer Sicht müssen die Fragen beantwortet werden: Ist die Veranstaltung zielgruppengerecht? Unterstützt sie die Positionierung von Kärnten und ist sie markenkonform? Welche Nächtigungseffekte werden längerfristig erreicht? Belebt sie die Nebensaisonen? Ist eine Medienpräsenz auf den wichtigsten Kern- und Hoffnungsmärkten gegeben? Daraus ist ein Ranking abzuleiten und danach sind die (reduzierten) touristischen Mittel aufzuteilen. Dabei sind auch die vielen dezentralen, kleinen Kulturevents zu berücksichtigen, die das landesweite Lebensgefühl unterstützen.

Letztlich geht es auch darum, die Schwächen der Kärntner Tourismusinfrastruktur nicht mit Events zu übertünchen. Aber hört noch jemand auf sachliche Argumente?

29. Juli 2011, 9:45

Das Problem sind die angebotsseitigen Versäumnisse der letzten Jahre, welche teilweise lediglich durch Eventstrohfeuer übertüncht wurden – daher muss hier sicher ein überlegter Switch von massiver Eventförderung zu nachhaltiger Investition in Freizeitinfrastruktur sowie auch qualitätsorientierter Förderung von betrieblichen Investitionen erfolgen! Ein abruptes Abdrehen von Events hätte wohl zumin. kurzfristig eher fatale Auswirkungen…daher muss das wohl überlegt und gut bedacht erfolgen – denn letztlich finden in Kärnten zahlreiche Events statt, um die uns andere beneiden. Mehrere Veranstalter haben dafür auch ein Einsehen und Verständnis und beissen nicht sofort die Hand, von der sie über Jahre gut gelebt haben! In schwierigen Zeiten trennt sich eben der loyale Weizen von der ausschließlich profitorientierten Spreu….

29. Juli 2011, 10:41

Worauf es im Tourismus wirklich ankommt, oder : Urlaub bei Freunden:
Ein Urlaubstag in Kärnten. Schlechtwetter, macht nichts. Ideal zum Wandern ?. Am Gerlitzengipfel Nebel, Markierungen für die Ausgangspunkte der Wanderrouten nicht zu finden. Ortskundigen geht es nicht besser. Später: Verwirrende, EU gesponserte, gelbe Wandertafeln: Falsche Entfernungsangaben, verwirrende Hinweise. Man verlässt sich auf die gute alte Wanderkarte. Diese stimmt (neue Forststraßen!) nicht mehr mit der Natur überein. Wander Apps. am Handy? Kein Signal. Man irrt herum. Ein Erlebnis, eine Abenteuerwanderung. Ein Event besonderer Art. Dann nach 4 Stunden Wanderung ein Licht am Ende des Weges: Bewirtschaftete Jausenstation Karawankenblick. Essen, trinken, stärken, in „die Gegend einischaun“? Nein, an den Tischen speisen und trinken nur Pensionsgäste. Wanderer „schleichts euch“. Danke. Abstieg ins Tal. Steindorf am Ossiachersee. 15 Uhr. Kein Gasthof an der Wanderoute durch den Ort zu finden. Da, ein Hinweis: Besuchen sie unser gemütliches Strandcafe. na immerhin. Dort: Selbstbedienung, Kantine,
außer Würstel nichts zum Essen….
Am Abend: Zeitungshinweis einer Kärntner Tageszeitung: Bad Bleiberg, Live Volksmusik, All in Naturarena, Dresscode: Kärntner Anzug, Dirndl, Lederne. Das klingt nach bodenständigem Kleinkulturevent. Beginn 21 Uhr. nach dem Umziehen rauf nach Bleiberg. Dort: nichts, kein Hinweis, keine Veranstaltung. Achselzucken der Einheimischen. Sonst herrliche Ruhe im Tal, keine Fremden. Am nächsten tag Anruf bei der Zeitung. Entschuldigung, man ist auf die Informationen der Tourismusverbände angewiesen. Offensichtlich eine Fehlmitteilung. Man wird die Gemeinde informieren, die wird sich bei uns melden. Weiter? Es hat sich niemand gemeldet, geschweige denn entschuldigt. Urlaub bei Freunden eben.
Wer meint,solch einen Urlauberalltag durch welche Events immer ersetzen oder ausgleichen zu können ist am Angebotsholzweg. Mit oder ohne Subventionen, Förderungen etc. Ja, und lieber Dr. Hartl: Einen schönen Kärntenurlaub!

2. September 2011, 1:13

Events gehören doch einfach dazu bei einer Reise oder etwa nicht. Für einige mage es lästig sein aber ich finde z.B. Animateure toll, sowie organisierte Ausflüge.

20. Oktober 2011, 14:11

Einige hochsubventionierte Events machen sehr wohl Sinn und „definieren“ die Region oder den Ort.
Egal ob Surfweltcup in Podersdorf oder Beachvolleyball am Wörthersee – das sind Magneten die einen langen Nachhall haben und ein Gewinn für die gesamte Region darstellen.
Man sollte bei kleineren Events die übermässig viel Geld verschlingen und wenig „Publicity“ erlangen aber dann doch nachdenken ob man hier nicht besser „nachhaltige“ Investitionen wie die angeprochenen Beschilderungen finanzieren möchte…

1. April 2014, 6:26

Man kann kein generelles Urteil über Events fällen. Zum einen hängt dies meiner Meinung von den einzelnen Orten bzw. Regionen ab. Welche Freizeitmöglichkeiten gibt es vor Ort? Wie kann man sich gegenüber dem Urlaubs-Einheitsbrei differenzieren?
Und auf der anderen Seite hängt das pro und contra von Events auch an der Zielgruppe, die ich erreichen möchte. Für einige (vor allem Junge) sind Events ein Buchungsgrund. Während andere, ruhesuchende und naturbewusste Gäste genau dies meiden. – und für alle dieser Gruppen ist genügend Platz und Markt. Wenn ich mir das Karwendel anschaue, wird es hier gelebt. Da gibt es Ort mit Events und auch einige ruhige Plätze. So findet jeder etwas.

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