4. September 2020 | 09:23 | Kategorie:
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Fire and Ice

Das abrupte Ende der vergangenen Wintersaison durch den Lockdown hat viele Wintersportler jäh aus ihren Träumen gerissen. Viele mussten sich von einem Tag auf den anderen von ihren sportlichen Ambitionen verabschieden und die Ski in den Keller stellen. Kein Wunder, dass dies zu einem Nachholbedarf und zu verstärktem Verlangen nach authentischem Wintersport-Feeling führt. Viele Betriebe stimmt diese Entwicklung optimistisch. Als weiteren Akzent haben sie die in die Buchungssysteme eingespeisten Winterpreise auf dem Niveau des Vorjahres belassen.

Zu einer großen Herausforderung im Wintertourismus dürfte mit Sicherheit die Zeitspanne werden, in der Mitarbeiter und Gäste in kurzen Zeitabständen um Weihnachten aufeinander treffen. Clusterbildungen à la St. Wolfgang und damit einhergehende Reisewarnungen schon zu Beginn der Saison wären ein schwerer Image-Schaden für die gesamte Branche. Auf Bundesebene versucht man inzwischen mit Hochdruck, die Maßnahmen über die Grenzen hinweg zu koordinieren. Dies betrifft im Alpenraum insbesondere die Seilbahnbranche. Das Ziel ist eine Angleichung der Wettberwerbsbedingungen. Aufgrund der vorgerückten Zeit und der bisher fehlenden Abstimmung ist es verständlich, dass die Bergbahnen jetzt eigene Maßnahmen präsentieren wollen. Diese reichen von geänderten Taktzeiten bei der Gästebeförderung über die Ausgabe von Schlauchschals und ein besseres Management bei Kassen und Zugänge bis hin zu längeren Öffnungszeiten. Weitere Maßnahmen betreffen das Online-Ticketing sowie Begrenzungen der Beförderungskapazität pro Kabine. Obergrenzen werden nicht festgelegt, da man ohnehin weniger Gäste erwartet.

Leider wird, das lässt sich jetzt schon vermuten, ein ziemlich unterschiedliches Vorgehen und ein unübersichtliches Maßnahmenpaket herauskommen. In jeder Region gelten dann andere Regeln. An einheitlichen Vorgaben des Bundes dürfte in den Wintersportorten daher kein Weg vorbeiführen. In der Hoffnung, dass aus diesem Fleckerlteppich ein Schneeband wird, interessiert mich Ihre Meinung zum Status quo.

Beispiele:

4. September 2020, 9:58

Lieber Herr Reisenzahn,

wir beobachten hier eine vollkommen verständliche Reaktion der Privatwirtschaft auf ein unsicheres Umfeld: die Bergbahnen stellen Regeln auf, die sie selber auch durchsetzen können und orientieren sich dabei an den Erfahrungen der letzten Monate.

Tatsächlich geht es um Steuerungsfähigkeit. Zu kritisieren ist, dass Bund und Länder genau hier versagen und nicht in der Lage sind, ein klares Rahmenkonstrukt vorzulegen, an dem sich die Tourismuswirtschaft orientieren kann. Dass sich das von der Bundesregierung eingeführte Ampelsystem an Bezirksgrenzen orientiert, wird die Situation des Tourismus in den Wintermonaten nicht erleichtern. Angeblich bereitet die WKO ein Konzept für den Winter vor, das sie der Politik vorstellen möchte:

https://www.diepresse.com/5862058/wintersaison-mit-schanigarten-und-weniger-punsch

Ich kann nur zitieren, was ich in den letzten Wochen nicht nur einmal aus Unternehmerkreisen gehört habe: Wir können nicht darauf warten, bis wir irgendetwas vorgelegt bekommen, wir müssen jetzt handeln.

8. September 2020, 9:48

Kann hier nur noch ein Schäufelchen drauflegen: seit Tagen und Wochen stelle ich reinen Aktionismus fest, was dieses Thema betrifft! Es gibt KEINEN einheitlichen Fahrplan, an dem sich Betriebe, aber auch z.B. Tourismusverbände orientieren können. Wo bleibt die zentrale Regelung, wie Kontakte von Gästen und Besuchern nachvollziehbar gemacht werden sollen? Wo bleiben, vor allem auf unseren Märkten kommunizierbare Botschaften, wie der österr.(Winter)Tourismus mit der Situation umgeht und was den Gast im Urlaub erwartet??
Betriebe berichten uns von einem (nachvollziehbaren) Abwarten der Gäste, ob und wann und vor allem welche Regeln es im Winter geben wird, erst dann wird auch der Urlaub in vielen Fällen gebucht – oder eben nicht!

Es ist für mich absolut unverständlich, warum es so schwierig ist, letztlich inzwischen -zigfach kommunizierte Verhaltensregeln, wie Abstand-MNS und Hygiene als DIE zentralen Regeln auszugeben. Vieles andere werden wir einfach nicht kontrollieren können, kleine Cluster werden wohl weiterhin das Bild prägen und dadurch, in Verbindung mit der Ampel, für zusätzliche Verunsicherung sorgen. Wir können Rahmenbedingungen für einen „sicheren“ Urlaub schaffen, diesen aber niemals garantieren, wie laufende Beispiele zeigen.

Ich sehe hier eine klare Verantwortung „top down“ – wir haben etliche, übergeordnete oder eigentlich für Koordination zuständige, Organisationen, und „man“ müsste hier nur endlich Leadership ergreifen und die Offensive ergreifen. Klare Vorschläge und Regelungen, zentral kommuniziert, welche dann von der Basis ( als die sehen wir uns mit unseren Betrieben, welche laufend „an der Front“ stehen ) wohl durchaus dankbar aufgenommen werden würden. Derzeit werden wir nahezu gezwungen, auf noch so kleiner Ebene über eigene Maßnahmen nachzudenken, was zu einem irrwitzigen Wildwuchs an letztlich unübersichtlichen Maßnahmen führen muss!

Nachdem derzeit nach wie vor klare und vor allem EINHEITLICHE Regeln und Empfehlungen fehlen ( was erwartet den Gast im Winter beim Lift, in der Skihütte, wie signalisieren wir einheitlich Maßnahmen wie z.B. die Kontakterfassung, welche zur Nachverfolgung wichtig wäre, und warum schaffen wir es in Ö nicht, diese Konktakterfassung verpflichtend zu machen?

In vielen Bereichen haben wir, über viele Jahre, gute Erfolge verzeichnen können, der Tourismus hat vielerorts gut funktioniert – in Zeiten dieser weltweiten Krise zeigt sich jedoch ABSOLUT die Schwäche unserer Kleinteiligkeit, es fehlt an klarer Führungsverantwortung, und wir alle rennen seit Wochen aufgescheucht durch die Gegend wie auf Haufen verschreckter Hühner! Mangels klarer Aussagen, wiederum „top-down“, herrscht Irritation auf allen Ebenen, es würde zu weit führen, viele Erlebnisse der letzten Wochen und Monate hier anzuführen. Vielerorts herrscht wahrlich aktionistische Anarchie…

Noch ist es nicht zu spät – aber es ist schon mehr als nur 5 vor 12, und je früher wir alle gemeinsam, von ÖW bis zu LTOs und DMOs/TVBs, EINHEITLICH kommunizieren können, wie wir in Österreich mit Corona umgehen, umso mehr wird es uns der einzelne Betrieb genauso wie der Gast, danken! Heuer wird es nicht darum gehen, wer die beste Marketingbotschaft hat, sondern vielmehr, wie es ganz Österreich gelingt, einheitlich organisiert mit der Herausforderung Corona im Tourismus umzugehen!

Also, los gehts, pack ma´s gemeinsam!

8. September 2020, 10:06

Für alle, die es interessiert und die es noch nicht im Detail kennen: Hier ein Link über das behördliche Vorgehen bei der Kontaktpersonennachverfolgung:

https://www.sozialministerium.at/dam/jcr:0606b9e2-72f6-4589-9816-2107c7c46e7f/20200825_Beh%C3%B6rdliche%20Vorgangsweise%20bei%20SARS-CoV-2%20Kontaktpersonen%20Kontaktpersonennachverfolgung.pdf

Es darf auf die Sonderregerlung für Leistungssportler und den kulturellen Sektor hingewiesen werden…

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