5. Juli 2012 | 12:45 | Kategorie:
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Hoher Grundstückspreis = Top-Destination, oder?

Destinationen mit hoher Auslastung und hohem RevPAR (Revenue per available Room) stehen für „starke“ Destinationen und sind aus betriebswirtschaftlicher Sicht attraktiv. Gleichzeitig gelten die erzielten Grundstückspreise als Indikator für die Attraktivität von Destinationen. Spielen als das Schul- und Bildungssystem genauso eine Rolle bei der Entwicklung von Angebot und Nachfrage im Tourismus wie naturräumliche Gegebenheiten oder das Kultur- und Freizeitangebot?

Wir haben in einer Studie erfasst, ob ein direkter Zusammenhang zwischen dem Gesamtumsatz einer Destination und den erzielten Grundstückspreisen besteht. Die Antwort ist ja: Attraktive Destinationen werden als Wohnort und als Urlaubsort überdurchschnittlich nachgefragt. In Destinationen mit hohen Grundstückspreisen entstehen mehr Betten. Attraktive Tourismusorte sind Top-Marken und gewinnen an Prestige. Die Immobilienpreise steigen mit zunehmender Nachfrage.

Für die Hoteliers ist das nicht immer von Vorteil: Investoren ohne Branchenkenntnis orientieren sich an bestenfalls sekundären Indikatoren wie Grundstückspreisen und planen in Destinationen mit steigenden Nächtigungen, ohne die Relation zum Bettenwachstum zu hinterfragen. Sie entwickeln neue Projekte, um von der etablierten Marke zu profitieren.

Das hat zur Folge, dass das Angebot stärker wächst als die Nachfrage (besonders in nachfrageschwachen Zeiten). Und den Effekt, dass der RevPAR sinkt. Die Grundstückspreise aber bleiben hoch, solange die Attraktivität für die Bewohner ebenso gegeben und solange die Strahlkraft der Marke, die Aktivitäten der ansässigen Unternehmer und die aktive, professionelle Bewerbung steigende Nächtigungszahlen und ständige Medienpräsenz garantieren. Das Kaufinteresse und die Kaufkraft nichteinheimischer Investoren bleiben von RevPAR und Bettenwachstum unbeeindruckt.

6. Juli 2012, 9:38

Dieser (positive) Zusammenhang zwischen Gesamtumsatz einer Region und den Grundstückspreisen muss für Österreichs Seenregionen kritisch hinterfragt werden. Im Zusammenhang mit unserer „Seenstudie“ im Auftrag des Wirtschaftsministeriums ist ein Zusammenhang zwischen hohen Grundstückspreisen und geringer (!) Hotelinvestitionen zu beobachten. Warum? 1) Geringe Investitionsbereitschaft bestehender Betriebe, wenn sie zur privaten Zukunftssicherung mit Umwidmungen spekulieren. 2) Sehr hohe Grundstückspreise wirken für Investoren in den Seenregionen dämpfend auf die Rentabilität bei Hotelinvestments. Der „private Wert“ der Seeliegenschaften ist hoch, der „gewerbliche Wert“ deutlich geringer. Diese Schere geht immer weiter auf, der Umwidmungsdruck steigt und die Seenregion verliert immer mehr Hotelstandorte – und damit Umsätze.

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