7. November 2022 | 11:40 | Kategorie:
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Klimawandel: Wie werden wärmere Winter die österreichische Wirtschaft verändern?

Dass der Alpenraum immer wärmer wird, hören wir fast tagtäglich. Am rasantesten heizt sich der Winter auf. Dies war zuletzt in einem Schwerpunkt in der Presse am Sonntag zu lesen:

26 Weltklimakonferenzen hat die UNO schon abgehalten, die 27. beginnt am Sonntag im ägyptischen Badeort Sharm El-Sheikh. Gebracht haben diese Veranstaltungen bisher leider nicht sehr viel. Vom Pariser Ziel, den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, ist die Menschheit noch weit entfernt. Wenn wir so weiter machen wie bisher, landen wir bei 2,4 bis 2,6 Grad – mit all den katastrophalen Konsequenzen. David Freudenthaler und Aloysius Widmann gehen in ihrer Aufmachergeschichte der neuen „Presse am Sonntag“ der Frage nach, welche Folgen die wärmeren Winter für Österreichs Tourismus und Energieversorgung haben.

Genauso spannend ist der Beitrag von Marc Olefs, Meterologe und Leiter der Abteilung Klimaforschung an der Zentralanstalt für Meterologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien unter dem Titel „Die Gletscher kann man nicht mehr retten“.

Wie gehen Tourismuskonzepte und -strategien auf diese wissenschaftlichen fundierten Erkenntnisse und Aussagen ein?

Welche Mittel und Möglichkeiten haben wir, auch kurzfristig auf diese Entwicklungen zu reagieren?

Von welche „Dogmen“ müssen wir uns in der Wirtschaft, und auch im Tourismus verabschieden?

Eine breite Diskussion zu diesem wichtigen Thema ist dringend erforderlich!

8. November 2022, 8:00

Liebe Renate,
die Fragen, die Du aufwirfst und die von der Wissenschaft auch vielfach untermauert sind, müssten die betroffenen Regionen LEIDER schon lange gestellt haben. Doch ich sehe keine Strategie. Wenn es die gibt, liegt sie sehr im Verborgenen. Einzelprojekte gibt es ja, aber das große Ganze sehe ich nicht. Bin gespannt auf die Diskussion.

8. November 2022, 9:49

In dem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass die nunmehr scheidende Geschäftsführerin der Österreich Werbung, Lisa Wedding, mit der bereits aus dem Amt geschiedenen Tourismusministerin Elisabeth Köstinger im vorvorigen Winter noch eine große Winterwonderworld-Kampagne für Österreich gefahren hat. Auch damals zeichnete sich die jetzige Situation schon ab.

Ich fürchte, das Dogma von der Schi- und Schneenation Österreich, insbesondere in den alpinen Bundesländern, wird erst dann die Bäche hinunterfließen, wenn der letzte Schnee für immer geschmolzen ist und sich auch mit Schneekanonen mangels niedriger Temperaturen nichts mehr machen lässt. Es bleibt zu hoffen, dass die nunmehrige Tourismus-Staatssekretärin Susanne Krauss Winkler hier als profunde Kennerin der Branche entscheidende Impulse setzt. Es braucht einen Masterplan, eine Vision, fernab von Pisten und Loipen.

8. November 2022, 11:27

Es ist wichtig, dass wir alle uns hier und jetzt in den unterschiedlichen Bereichen der Wirtschaft mit den Verwerfungen des Klimawandels beschäftigen. Gerade der Tourismus ist hier gefordert. Weltweit und auch in Österreich. Daher ist Renate Danlers Text ein Anstoss zu einer ernsthaften Diskussion.

10. November 2022, 6:35

Es wird uns immer mehr bewußt, dass wir vor bislang nicht in diesem Umfang erwarteten Veränderungen stehen – der wärmste November seit jeher und all das noch verschärft durch Ukrainekrieg und Energieverteuerung.

Die Klimaerwärmung führt ja dazu, dass in großen Höhen oft mehr Schnee fällt als in der Vergangenheit dagegen allerdings in den nedriger gelegenen Gebieten nur mehr Regen. Der Schnee in den höheren Lagen wird dann oft als Argument für die nicht stattfindende Klimaveränderung gebraucht – trifft aber nicht zu.

Die Veränderungen treffen aber auch weitere Bereiche: öffentliche und private Hallenbäder sind aufgrund der Energiekosten kaum mehr zu finanzieren. Das gilt auch für große Wellnessflächen oder energieintensive Beschneiungsanlagen.

Vor allem Stadthotels sehen sich gezwungen in Klimaanlagen zu investieren, die ebenso Stromfresser sind aber die immer mehr werdenden Hitzetage überstehen lassen.

Ein Aspekt könnte jedoch dem Bergsommer zugute kommen. Wenn es am Mittelmeer zu heiß wird, können kühlere Nächte in den Bergen wieder an Attraktivität gewinnen.

17. November 2022, 13:20

Tja liebe Renate, die Veränderung ist schon seit längerem, vorweg noch etwas unterschwellig, im Gange. Die mediale Präsenz der letzten Jahre, aber auch die begleitenden Krisen ( von Corona bis Energiekrise, von Teuerungswelle bis bevorstehender Rezession ) haben die globale Klimaproblematik kurzfristig zwar etwas verdrängt, sie wird aber zusehends stärker in den Fokus gerückt, längst auch im Tourismus.
Es mag teils aber auch an der (immer relativen) Höhe (ab wann ist ein Berg hoch?) der Berge in so manchen alpinen Gefilden liegen, daß die Wahrnehmung von Veränderungen, gefühlt oder auch faktisch, unterschiedlich ist. Oder aber auch durch Mikroklima tatsächlich bereits im Umkreis weniger Kilometer oftmals völlig unterschiedliche Schnee- und Witterungslagen herrschen.
Ich maße mir nicht an, die klimatische Entwicklung des Winters zu beurteilen, da es unterschiedlichste Studien gibt, deren Bandbreite noch einiges an Spekulation zulässt.
Wie auch von Dr.Hartl erwähnt, könnte jedoch (schwacher Trost) dieser globale Klimawandel kurz-bis mittelfristig viele Gebiete Österreichs touristisch sogar beflügeln, da durch warme und/oder trockene Witterung Wandern, Radfahren, Bergtouren sowie jede andere Art von Outdooraktivitäten zumindest klimatisch über immer längere Zeiträume des Jahres möglich sind und sein werden. Und dadurch viele neue Chancen entstehen könnten, die man dann aber auch bereit sein muss zu nutzen….der Wintertourismus ist sicherlich wesentlich mehr davon betroffen, und in so manchen Regionen mussten Skigebiete bereits in den vergangenen Jahren den letzten Bügel/Sessel/Gondel für immer abmontieren…und so manches Gebiet wird wohl auch in den nächsten Jahren noch folgen.

Der Wandel wird unweigerlich stattfinden bzw. findet ja bereits statt, es wird von der Tourismusbranche abhängen, wie man (wir) damit umgehen und welche Chancen dabei genutzt werden können. Ein kurzfristiger Umstieg wird dabei aber wohl, ebenso wie in der Energiefrage, nicht für jeden möglich sein, und der „Alpinturbo“ der letzten Jahrzehnte ist für so manche Region letztlich als Wohlstandsfaktor wohl alternativlos?

Snow or no snow…that´s the question? Die Antwort darauf zu suchen und zu finden wäre jedenfalls eine spannende und zukunftsträchtige Aufgabe, die noch nicht vielen gelungen ist? ….es ist aber auch völlig nachvollziehbar, warum sich augenscheinlich so viele noch immer nicht trauen, die entscheidenden Fragen überhaupt zu stellen und am liebsten weitermachen würden wie bisher.

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf….ein Winterwonderland mit weniger oder gar ohne Schnee?

17. November 2022, 17:03

Die aktuellen Diskussionen um den Klimawandel sowie die Entwicklungen und Ereignisse, die durch ihn verursacht oder ihm zugeschrieben werden, sind ein Faktum. Sie sind ein berechtigter Anlass, um einmal mehr eine breite visionäre Diskussion zur Zukunft des Tourismus anzuregen.

Ein visionäres Konzept zur Zukunft des Tourismus ist z.B. auch im Arbeitsprogramm der neuen der Tiroler Landesregierung vorgesehen. Mögliche Inhalte gehen aus dem Text ebenfalls hervor, wobei die Auflistung zeigt, dass nahezu alle Punkte schon seit mehr oder weniger vielen Jahren Thema sind. Auch wenn sie aufgrund sich ändernder Rahmenbedingungen immer wieder reflektiert und angepasst werden müssen, bestätigt das doch, dass die Probleme im Prinzip bekannt sind. Dass sie noch nicht in alle Köpfe Eingang gefunden haben bzw. dort nicht hineingelassen werden, steht auf einem anderen Blatt. Konkretes Tun wird dadurch aber ausgebremst.

Noch ein Wort zu wissenschaftlichen Erkenntnissen: Nach meiner Kenntnis werden bei der Ausarbeitung von Zukunftskonzepten für den Tourismus – jedenfalls ab der Landesebene – Vertreter*innen der Wissenschaft einbezogen. Für die Übernahme so mancher wissenschaftlicher Erkenntnisse gibt es aber zumindest zwei Hürden: Zum einen sind es die unterschiedlichen Interessen, die bei der Festlegung von Leitlinien für die Zukunft unter einen Hut zu bringen sind, zum anderen ist es die in wissenschaftlichen Studien verwendete Sprache inkl. Terminologie. Diese ist nicht jedermanns Sache. Es ist also auch die Wissenschaft gefordert, in geeigneter Form auf die Praxis zuzugehen.

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