7. Dezember 2020 | 10:39 | Kategorie:
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Liquidität: Die nächste dunkle Wolke

Nach der Krise ist vor der Krise

Ein Unglück kommt ja selten allein. Nach einer eher flauen Sommer- und nach einer vermutlich noch weniger berauschenden Wintersaison drohen die nächsten Zores. Sobald nämlich der zweite Lockdown zu Ende ist, werden wohl die bisher durchaus üppigen Staatszuschüsse wegfallen. Sie haben manches Unternehmen über die Krise getragen. Vor allem die kleineren unter ihnen haben von den diversen Hilfen profitiert, während es für größere Unternehmen angesichts der Deckelung der Unterstützung in vielen Fällen knapp geworden ist.

Meist kann fehlende Liquidität nur über den Bankensektor aufgetrieben werden. Dieser wird sich aufgrund der gültigen Regelungen mehr als in der Vergangenheit zugeknöpft geben. Schließlich müssen sie ja das Kredit-Portfolio sauber halten und die Vorgaben der Aufseher erfüllen. Um für die im kommenden Jahr befürchtete Insolvenzwelle gerüstet zu sein, legen sie Wert darauf sich bei der Neukreditvergabe nur ja keine zusätzlichen Risken einzuhandeln.

Banken legen mehr Vorsicht an den Tag

Laut einer Erhebung der OeNB haben Banken im dritten Quartal des laufenden Jahres ihre Richtlinien für Unternehmenskredite verschärft und die Risikoaufschläge angehoben. Die Aufseher haben aufgrund der Corona-Krise die für heuer geplanten zusätzlichen Eigenkapital­vorgaben für Banken auf 2021 verschoben. Diese Gnadenfrist ist nun zu Ende. Dazu kommt, dass eine Bonitätsbeurteilung aufgrund der letzten Bilanz (das wird dann der Jahresabschluss 2020 sein) in den meisten Fällen einen Rückgang um einige Ratingstufen zu Folge haben wird. Zudem werden die Banken ihre Branchenlimits für besonders gebeutelte Branchen zurückfahren. Schließlich soll ihnen niemand vorwerfen ein vermeidbares Risiko eingegangen zu sein. Schon die zu befürchtenden Wertberichtigungen in ihrem bestehenden Kreditportfolio werden ihnen ohnedies die Schweißtropfen auf die Stirne treiben.

Bedingungen werden verschärft

Wenn Kreditwerber etwa aus Hotellerie oder Gastronomie überhaupt mit einer Finanzierungs­zusage verwöhnt werden, werden sie jedenfalls erleben, dass die Risikoaufschläge und damit die verrechneten Zinssätze steigen und mehr als bisher Wert auf Sicherheiten gelegt wird. Es kann auch sein, dass spezielle Bestimmungen – sogenannte Covenants – das Leben nicht leichter machen.

Finanzierungsrunden mit Kreditinstituten werden jedenfalls nicht einfacher. Es empfiehlt sich daher aus Unternehmenssicht diesem Bereich erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken, Finanzierungswünsche rechtzeitig in die Wege zu leiten aber auch nach Alternativen (Factoring, Leasing, Mezzaninfinanzierungen) Ausschau zu halten.

 

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