3. Februar 2020 | 12:00 | Kategorie:
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Pistenskitouren – Konflikte vermeiden, Chancen nutzen

Skitouren auf Skipisten boomen seit Jahren und ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht. Viele Pistentourenziele sind im Internet dokumentiert. Dort sind auch alle Informationen zu finden, die für Tourengeher auf Skipisten relevant sind. Für das gedeihliche Miteinander von Pistenskiläufern und Pistentourengehern haben die zuständigen Organisationen Verhaltensregeln ausgearbeitet und Leitsysteme entwickelt (siehe TP Blog vom 07.11.2015).

Dennoch sind Konflikte zwischen einzelnen Nutzergruppen nicht auszuschließen. Wie z.B. neulich der Streit zwischen einem Pistenraupenfahrer und einem Tourengeher, der via digitale Medien in die Öffentlichkeit gelangt ist und in Tirol die Diskussion um das Pistentourengehen neu entfacht hat. Die Folge war ein intensiver Diskurs in den Medien sowie ein von der Politik initiierter runder Tisch.

Da die eingebrachten Argumente und die Diskussionsergebnisse von allgemeinerem Interesse sein dürften, möchte ich hier den Versuch einer zusammenfassenden Darstellung und Bewertung unternehmen.

Skipisten in ehemaligen Skitourengebieten

Ein Rückblick auf die Entstehungsgeschichte jener Skipisten, die heute einen hohen Zuspruch von Pistentourengehern erfahren, macht deutlich, dass es sich vielfach um ehemalige Skitourengebiete handelt. Mit anderen Worten: Der freie, relativ lawinensichere und leicht erreichbare Aktivitätsraum für Tourengeher hat in den vergangenen Jahrzehnten massive Einschränkungen durch Skigebietserschließungen erfahren.

Gefahrenpotenzial Pistentourengeher

Mit den Pistentourengehern bewegt sich neben den klassischen Pistenskiläufern eine zweite Nutzergruppe auf den präparierten Skipisten. Das kann zu kritischen Situationen führen, jedenfalls dann, wenn Pistentourengeher die an sie adressierten Verhaltensregeln missachten (z.B. Aufstieg am Rand der Piste, Queren der Piste nur an übersichtlichen Stellen, Einhalten der Öffnungszeiten der Skipisten). Auf der anderen Seite ist festzuhalten, dass auch Pistenskiläufer, die sich nicht an die FIS-Regeln halten, eine Gefahrenquelle darstellen – für sich selbst und für andere.

Sportliche Kompetenz

Pistenskitouren sind ein idealer Zugang zum Tourenskilauf für diejenigen, die mit dieser Sportart beginnen wollen. Naturgemäß sind darunter auch solche, die in ihrer Aufstiegstechnik oder ihrem skifahrerischen Können noch Luft nach oben haben. Es ist aber beileibe nicht so, dass sich auf den Skipisten nur Anfänger im Tourenskilauf tummeln. Hier sind in großer Zahl absolute Könner anzutreffen, die die Skipisten nutzen, wenn im freien Skiraum große Lawinengefahr herrscht oder wenn sie abends nach der Arbeit noch sportlich aktiv sein wollen.

Schutz von Natur und Umwelt

Mit Pistenskitouren wird ein Teil der immer größer werdenden Gruppe der Skitourengeher auf einen Raum gelenkt, in dem kaum zusätzliche Konflikte mit Natur Umwelt aufkommen können. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die Schutzobjekte Wild, Schutzwald und Jungwald. Auch der Verkehr wird dorthin gelenkt, wo ohnehin schon Verkehr stattfindet und entsprechende Infrastrukturen zur Verfügung stehen. Zudem sind Pistentourengebiete in aller Regel sehr gut mit dem ÖPNV und mit Skibussen erreichbar.

Wertschöpfung

Pistentourengeher kaufen in der Regel keine Liftkarte, es sei denn, dass sie einen Teil des Aufstiegs rasch hinter sich bringen wollen oder die Seilbahnfahrt im Pistentourenticket enthalten ist. Einnahmen vor Ort werden primär in den Restaurants erzielt oder über Parkgebühren, sofern solche eingehoben werden. Wie die Diskussionsbeiträge und eine einschlägige Studie belegen, sind Pistentourengeher durchaus bereit, einen finanziellen Beitrag für die zur Verfügung gestellte Infrastruktur wie Parkplätze, ausgeschilderte Aufstiegsrouten oder Schneesicherheit zu leisten (umgesetzte Lösungen siehe z.B. St. Johann in Tirol, Hinterstoder, Flachauwinkl-Kleinarl).

Förderung von Fitness und Gesundheit

Skitouren zählen zu den Ausdauersportarten, das gilt auch für Pistentouren. Und die gesundheitlichen Aspekte des Ausdauersports liegen auf der Hand. Sie werden durch den Aufenthalt in der Natur und an der frischen Luft zusätzlich gefördert. Angesichts der großen und stets größer werdenden Zahl an Akteuren ist bzw. wird das Pistentourengehen zu einem wichtigen Faktor für die Volksgesundheit, was von hoher wirtschaftlicher Relevanz ist. Zudem ist das gemeinsame Pistentourengehen für viele ein gesellschaftliches Ereignis und mit wertvollen sozialen Kontakten verbunden.

Resümee

Wägt man die Für und Wider des Pistentourengehens gegeneinander ab, so überwiegen die positiven Aspekte bei weitem. Die Skigebietsbetreiber werden sich dem starken Trend zum Pistentourengehen nicht verschließen können und in vielen Fällen auch nicht wollen. Denn zum einen ist auch mit Pistentourengehern Wertschöpfung zu erzielen und zum anderen ist zu beachten, dass viele Pistentourengeher im näheren oder weiteren Umfeld wohnen und somit auch die Frage der Tourismusgesinnung mit hereinspielt. Außerdem sind sie Skigebietsbetreiber gegenüber den Skitourengehern in gewisser Weise in der Pflicht, haben sie doch zahlreiche ehemalige Skitourengebiete mit Seilbahnen und Skipisten erschlossen.

Was das Land Tirol anbelangt, so haben die Diskussionen der letzten Wochen einmal mehr gezeigt, dass Skitourengeher auf Skipisten willkommen sind. Das bestätigen diverse Initiativen, die das Land Tirol in diesem Zusammenhang bereits gesetzt hat. Auch ist das Tirol bestrebt, das Angebot für Pistentourengeher weiter auszubauen und attraktiv zu gestalten. Das Land bietet daher Skigebietsbetreibern, die in diese Richtung investieren, finanzielle Unterstützung an.

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