16. Oktober 2018 | 08:53 | Kategorie:
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Regionalität in Ausstattung und Kulinarik

Einen Themenschwerpunkt im „Plan T – Masterplan Tourismus“ bildet die Kooperation Tourismus – Landwirtschaft – Kulinarik. Der Bregenzerwald repräsentiert diese Zusammenhänge in perfekter Form. Er zeigt zudem eindrucksvoll, dass es zielführend ist, auch das Handwerk miteinzubeziehen.

Studienobjekt Bregenzerwald

Das ICRET- International Center of Research and Education in Tourism, dem Vertreter von Universitäten bzw. Fachhochschulen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sowie die Landestourismusorganisationen von Südtirol, Tirol und Vorarlberg angehören, hat sich in seinem Jahrestreffen 2018 dieser Thematik angenommen.

Studienobjekte waren die Käsestraße Bregenzerwald, der Werkraum Bregenzerwald sowie eine neu gestaltete, kleine Pension und ein renommiertes, alteingesessenes Hotel-Restaurant. Die in den Besichtigungen und Diskussionen gewonnenen Einblicke sind zwar nicht neu, es kann aber Sinn machen, sie wieder einmal in Erinnerung zu rufen.

Interner und externer Wissenstransfer

Als ein Erfolgsfaktor bei der Entwicklung qualitätsvoller regionaler Produkte erweist sich der Wissens- und Erfahrungsaustausch innerhalb der Region und über die Regionsgrenzen hinaus. So haben die Landwirte im Bregenzerwald die Erzeugung ihrer Markenprodukte Alp- und Bergkäse nicht selbst erfunden, sondern einst von den Schweizern gelernt. Das regionale Handwerk, das einen exzellenten Ruf besitzt, schöpft wertvolle Impulse aus dem Zusammenwirken mit internationalen Designern, was der gestalterische Wettbewerb Handwerk + Form eindrucksvoll belegt. Darüber hinaus profitieren Landwirtschaft und Handwerk davon, dass sie altes, regional verankertes Wissen aktivieren und in die heutige Zeit übersetzen.

Regelmäßige Innovation

Auch erfolgreiche Kooperationen sind gefordert, sich immer wieder in Innovationsprozesse einzulassen. Das hat in den Sennereien und Handwerksbetrieben zu einem hohen Qualitätsniveau geführt und zu einer erheblichen Verbreiterung der Produktpalette beigetragen (in der Käseerzeugung z.B. von 5 bis 10 Sorten um das Jahr 2000 auf heute 50 bis 60).

Ständige Marktbeobachtung

Hochwertige Produkte sind keine Selbstläufer. Betriebliche Kooperationen in Handwerk und Landwirtschaft kommen trotz aller Regionalität und Qualität nicht darum herum, den Markt zu beobachten und entsprechend zu agieren. Gute Beispiele regen nämlich zur Nachahmung an, was den Kreis gleichwertiger Mitbewerber größer werden lässt und am Alleinstellungsstatus der Vorbildregionen rüttelt.

Breite Einbindung potenzielle Partner

Das Konzept der Regionalität erfährt dann eine breite Akzeptanz und nachhaltige  Absicherung, wenn eine umfassende Einbindung der potenziellen Partner erfolgt, und zwar sowohl in räumlicher Hinsicht als auch in Bezug auf Branchen und Betriebsgrößen. Das ist bei der Käsestraße und beim Werkraum der Fall. Letzterer zeichnet sich zudem durch die gezielte Förderung des Nachwuchses aus: Das Modell Werkraumschule, das auf der Zusammenarbeit von Handwerk und Wirtschaftsschule beruht, führt die jungen Menschen zu einem am Bedarf der Region orientierten Lehr- und Handelsschulabschluss einschließlich Unternehmerprüfung.

Betriebsgrößen und regionale Produkte

Mit zunehmender Größe der Hotel- und Gastronomiebetriebe wird die alleinige oder überwiegende Versorgung mit Produkten aus der Region schwieriger. Das ist nicht nur deshalb der Fall, weil die Region bestimmte Produkte nicht oder nicht in ausreichendem Umfang liefern kann, sondern auch weil die Ansprüche der Gäste je nach Größe und internationaler Ausrichtung eines Betriebs differieren. Kreativität hilft jedoch, aus regionalen Grundprodukten sehr vieles hervorzuzaubern, die Gäste damit zu begeistern und das Einkaufsvolumen sowie die Wertschöpfung in der Region zu erhöhen.

Das Hotel – Schaufenster des regionalen Handwerks

Hotellerie und Gastronomie sind nicht nur Abnehmer regionaler landwirtschaftlicher Produkte, sondern auch wichtige Partner für das regionale Handwerk: Einerseits sind sie Auftraggeber, andererseits werden in der Ausstattung der Hotels und Gastbetriebe die Leistungen des heimischen Handwerks sichtbar und greifbar. Hotellerie und Gastronomie werden auf diese Weise zu Schaufenstern für das regionale Handwerk.

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