3. Juni 2020 | 12:18 | Kategorie:
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Restart COVID-19: Wird auf die Eventbranche ganz vergessen?

    Eine langsame Belebung setzt ein: Hotels empfangen wieder Gäste, das allmähliche Comeback der Reisebüros, Museen öffnen wieder und die Theater, Konzerthäuser und Opern sehen Licht am Horizont. Selbst für Kulturschaffende wurde jetzt ein Härtefonds aufgelegt. Was ist aber mit der „interministeriellen“ Kongress- und Eventbranche los?

    Die Veranstaltungsbranche hat noch wenig öffentliches Gehör und wird wahrscheinlich 2020, womöglich auch noch 2021 (bis ein Covid-19 Medikament oder Impfstoff gefunden wird) massiv leiden. Laut Austria Event Pool (AEP) sichert die Kongress- und Eventbranche österreichweit 140.000 Arbeitsplätze und generieren eine Wertschöpfung von 8,9 Mrd. Euro pro Jahr (IHS-Studie 2017). Allein in über 200 Locations in Wien, ganz zu schweigen von ganz Österreich, findet seit Monaten keine Veranstaltung mehr statt, das bedeutet auch kein Einkommen für die Branche. Der Sportbereich macht jetzt erste Schritte. Selbst mit gewissen Lockerungsmaßnahmen der Regierung wagt kaum eine Firma einen Event, die Sicherheitsauflagen und das Risiko sind zu groß. Und dieses Bild zieht sich querfeldein durch nationale wie internationale Unternehmungen. Die Kongress-, Messe- und Eventbranche ressortiert je nach Zugehörigkeit in das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus oder in das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort. Ein Schulterschluss zwischen den beiden Ministerinnen wäre gefragt. Wenn Österreich die Eventbranche und ihre Expertise erhalten will, dann ist hier eine längerfristige Unterstützung unausweichlich, denn heuer wird sich wenig abspielen und das nächste Jahr wird auch nicht berauschend sein.

    Neben den Agenturen und Locations gehen miteinher eine stattliche Anzahl an Zulieferern wie Veranstaltungstechnik, Mietmöbel-, Cateringfirmen, Floristen, Fotografen u.a.m., die kaum Geschäft haben. An einigen österreichischen Fachhochschulen wird das populäre Fach Sport-, Kultur und Eventmanagement gelehrt, hoffentlich gibt es für die nächsten Abgänger auch Perspektiven. Rund 6.000 Gewerbescheine gibt es für Agenturen in Österreich, neben wenig großen Playern sind die meisten Agenturen im als EPUs organisiert, die im Netzwerk und mit vielen freien Mitarbeitern arbeiten, Agenturen bis zu 10 Beschäftigten zählen schon zu den größeren. Ein Paket für eine „Überlebensstrategie“ der Agenturen mit den 140.000 Beschäftigten in der als Überbegriff gewählten Eventbranche wäre genauso ein Gebot der Stunde.

4. Juni 2020, 8:42

Zu ergänzen wäre hier, daß auch für fast alle anderen Veranstaltungen, die im öffentlichen Bereich stattfinden ( Stadtfeste, Musikabende, Platzkonzerte, aber auch Sportevents ) primär eines herrscht: Verwirrung und Ratlosigkeit! Es ist zwar bekannt, wieviele Personen an Veranstaltungen inzwischen teilnehmen dürfen, aber niemand kann beantworten, wie mit Stehplätzen umzugehen ist?
Beispiel: jeden Mittwoch findet im Ortszentrum ein frei zugänglicher Event mit mehreren Musikgruppen, Shoppingnight und natürlich entsprechendem Ausschank bei den Wirten statt. Diese Veranstaltung wird wöchentlich von bis zu 3000 Menschen oder sogar mehr besucht, viele davon bewegen sich und stehen dabei im öffentlichen Raum. Für all diese Besucher kann weder ein Sitzplatz zugewiesen werden, ein Ortszentrum ist öffentlich und daher immer frei zugänglich. Somit können zwar in Gastgärten theoretisch Bestimmungen eingehalten werden, nicht jedoch was die generelle Besucherfrequenz betrifft! Menschen bleiben vor Musikgruppen stehen, unterhalten sich, wollen etwas trinken – darf all das stehend passieren?

Wie gesagt, bis dato hat diese konkrete Frage immer nur fragende Blicke, jedoch keine konkreten Antworten ergeben…all das und noch viel mehr könnte mit KONKRETEN Bestimmungen, oder ganz einfach mit Eigenverantwortung beantwortet werden. Stattdessen ergeht Verordnung um Verordnung, Erlass um Erlass – die Verwirrung und Verzweiflung steigt, während der finanzielle Schaden in vielen Bereichen weiter wächst…praxisorientierte Vorgangsweisen statt hypothetischer Andeutungen in immer kürzeren Intervallen und inhaltsschwacher Pressekonferenzen wären hier hilfreich, um der wachsenden Irritation entgegen zu wirken.

Derzeit orte ich in vielen Fällen Resignation, trotz ernsthaften Bemühens zum ReStart wird hier angesichts teils nebulöser Auskünfte dann einfach doch auf eine von hunderten, ja tausenden Veranstaltungen quer durchs Land verzichtet, die sowohl für Einheimische als auch Gäste nicht nur wirtschaftlich, sondern auch seelisch Balsam für unser durcheinandergerütteltes Weltbild wären….

4. Juni 2020, 10:53

Wird auf die Eventbranche ganz vergessen? Das ist eine sehr berechtigte Frage. Ich würde sie mit einem „Jein“ beantworten. Denn Fakt ist einerseits, dass es seit der jüngsten Covid-19-Lockerungsverordnung wieder möglich ist, auch Veranstaltungen abseits der Kultur, also auch B2B-Events, abzuhalten. Wir reden hier – indoor – von 100 Teilnehmenden bis Ende Juni, 250 Teilnehmenden bis Ende Juli und 500 bis Ende August. Je nach Präventionskonzept bzw. Verlagerung nach draußen können die Zahlen der Teilnehmenden noch bis zu 1000 bzw. 1250 erhöht werden.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass bis heute ab 100 Personen immer noch von „zugewiesenen und gekennzeichneten Plätzen“, in der Regel also Sitzplätzen, die Rede ist. Und genau das macht es so schwierig. Denn, jetzt mal von Rockkonzerten u.ä. abgesehen, sind es gerade die B2B-, die Netzwerkveranstaltungen, die Events, die eben nicht reine Sitzveranstaltungen sind. Was bedeutet diese Verordnung beispielsweise für Messen und Kongresse?

Genau da liegt der Hund begraben. Es weiß niemand so richtig. Denn die Verordnungen sind auf die Kultur zugeschnitten und wurden auf Veranstaltungen ausgeweitet, da man einsah, dass es keine „Lex Kultur“ geben kann. Doch bei der Ausweitung auf andere Veranstaltungen haben die Verantwortlichen eben auf die Spezifika gerade von B2B-Veranstaltungen „vergessen“. Doch warum?

Ich betreue mit meiner PR-Agenturen Kunden aus dem Bereich der Tagungshotellerie und Veranstaltungszentren. Gut erinnere ich mich noch an die mit Hochspannung erwartete Pressekonferenz von Ex-Staatssektretärin Ulrike Lunacek am 15. Mai 2020. Im Vorfeld wurde kolportiert, Frau Lunacek werde Lockerungen im Kultur- und Eventbereich ankündigen. Tatsächlich hat sie in dieser Pressekonferenz aber ihren Rücktritt bekannt gegeben. Wenige Stunden später verkündeten Vizekanzler Kogler und Gesundheitsminister Anschober dann tatsächlich erste Lockerungen im Kulturbereich, nämlich die „Sitzveranstaltungen“. Weitere Lockerungen sowie die Ausweitung auf andere Veranstaltungen wurden dann von der neuen Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer am 27. Mai bekannt gegeben.

Das zeigt: Was eigentlich im Tourismusministerium angesiedelt ist, nämlich der Kongress- und Eventtourismus, scheint nun im Kulturstaatssekretariat gelandet zu sein. Das ist nicht gut für einen Tourismuszweig, zumal mit so hoher Wertschöpfung. Hinzu kommt eine Angst, die ich aus allen Aussagen bei den einschlägigen Pressekonferenzen herausgehört habe: Dass Menschen sich bei einer Veranstaltung mit nicht zugewiesenen Plätzen unkontrolliert bewegen.

Da kann ich nur sagen: Sehr geehrte Verantwortliche in den Ministerien, ich bitte Sie! Gehen Sie einmal in ein Einkaufszentrum oder auf einen Markt, dann sehen Sie, was es heißt, wenn Menschen sich unkontrolliert bewegen. Bei einem B2B-Event wie einem Corporate Event, einer Messe oder einem Kongress bewegen sich die Teilnehmenden wesentlich kontrollierter. Zudem kennt man ihre Namen und die, die diese Veranstaltung ausrichten, sind Profis. Es ist seit je her deren Kernkompetenz, eine Veranstaltung so abzuwickeln, dass die Sicherheit der Teilnehmenden gewährleistet ist. Und wenn nun noch die Covid-19-Bestimmungen dazu kommen, dann vertrauen Sie darauf, dass Eventprofis in der Lage sind, auch damit umzugehen.

Die ARGE RTK (Round Table Konferenzhotels) vertritt 140 Tagungshotels und Veranstaltungszentren in Österreich. RTK forderte Tourismusministerin Köstinger in einem Offenen Brief https://blog.rtk.at/offener-brief-07-05-2020/ auf, für Planungssicherheit zu sorgen und einen ExpertInnenrat mit VertreterInnen aus den betroffenen Bereichen einzurichten. Genau das sollte nun geschehen: Gemeinsam mit den ExpertInnen Richtlinien für die Kongress- und Eventbranche zu erarbeiten. Damit die Kundinnen und Kunden endlich Planungssicherheit haben und die gesamte Eventbranche mit all den beteiligten Dienstleistern endlich wieder Boden unter den Füßen gewinnt!

4. Juni 2020, 12:08

Die Branche – als Gesamtes – hat leider keine Lobby. Es gibt viele, sehr aktive Gruppen, Vereine, Vereinigungen und auch Initiativen, die alle eine gleiche Sache verfolgen: Gehört und verstanden zu werden (mit all den Sorgen und Ängsten) um den Entscheidungsträgern konkrete Möglichkeiten der Hilfe zu ermöglichen. Was passiert jedoch täglichen Corona-Leben? Jeder versucht dem HBK einen Brief zu schreiben, sich zu Wort zu melden, auch hin und wieder einen wirklich guten Vorschlag einzubringen, sich in Sozialen Medien zu äußern (mehr oder weniger intensiv) und dann doch schlussendlich zu Hause zu verzweifeln, weil man – als Veranstaltungsbranche – nicht wahr genommen wird.

Es ist leider ein Faktum, dass die Regierungsspitze immer noch nicht realisiert hat, das es zwar wichtig ist, das Leben langsam wieder so normal wie möglich zu gestalten, Geschäfte, Restaurants, Vergnügungsbetriebe, Kinos und Theater wieder aufzusperren. Sie vergisst jedoch die unzähligen Betriebe – und es sind mehr als 25.000 in Österreich – die an der Wertschöpfungskette von ALLEN Veranstaltungen hängen. Das IHS hat im Auftrag von EVENTNET.AUSTRIA der Wirtschaftskammer Österreich eine Studie erstellt (2017), in der die Wertschöpfung der Veranstaltungsbranche (ohne Kunst- und Kultur) fast 9 Milliarden Euro erwirtschaftet, 140.000 Arbeitsplätze sichert und 3,4 Milliarden an Steuereinnahmen produziert … und das jährlich!

Wenn wir die gesamte Wertschöpfungskette betrachten sind das jedoch weit mehr als 20 Milliarden und in etwa 450.000 Arbeitsplätze, die hier gefestigt und erhalten werden müssen. DAS IST ES, WAS WIR LAUT HINAUS POSAUNEN SOLLTEN.

Das AEP Austria Event Pool (www.eventpool.at) hat sich das zum Ziel gesetzt. Es ist nicht eine Initiative eines Einzelnen. Nein, es sind ALLE dabei, die bei Events, Veranstaltungen, Kongressen, Präsentationen, Messen bis hin zu Kunst- und Kulturveranstaltungen (ja, auch die gehören dazu) u.v.m., ihren Beitrag leisten. Deshalb kann die Österreich Werbung so schöne Bilder in die Welt schicken, deshalb sehen Millionen und aber Millionen von Zuschauern sich Skirennen, Formel 1 Bewerbe, Skiflug Weltmeisterschaften, Beachvolleyball, Opernvorführungen, Festivals und vieles mehr aus Österreich an und verbinden unser wunderschönes Land mit Lebensstil, Kultur, Vergnügen und schöner Landschaft und Sicherheit. Deshalb kommen Millionen von Menschen jedes Jahr nach Österreich und lassen hier Geld für Kongresse, Tagungen, Incentives, Sport, Hotels, touristische Attraktionen, Souvenirs, Kultur, Speis- und Trank! Dafür steht die gesamte Veranstaltungsbranche. Nicht nur Kultur, nicht nur Sport, nicht nur … es gehören alle zusammen.

Es ist sicherlich richtig, dass es für ALLE keinen 100%igen Interessenausgleich geben wird können, dafür sind wir als Veranstaltungsbranche zu inhomogen. Sicher ist jedoch, dass wir nur gehört werden, wenn wir gemeinsam auftreten und den Entscheidungsträger sagen, dass wir das Land genauso unterstützen wie Industrie und Gewerbe (die alle auch Teil der Veranstaltungsbranche sind). Nur die Wertschätzung unseres Tuns wird leider immer noch nicht anerkannt, ebenso wenig wie die Arbeit die wir alle tagtäglich vollbringen (bzw. zur Zeit nicht erbringen dürfen). Halten wir zusammen, machen wir das gemeinsam. Dann können wir uns Gehör verschaffen und vielleicht auch erreichen, dass wir als Branche bestehen bleiben und die Wertschöpfung und das Know-How im Land bleibt. AEP Austria Event Pool. http://www.eventpool.at

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