1. April 2018 | 10:00 | Kategorie:
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Die Zukunft des Wintertourismus in den Alpen: Skifahren alleine ist zu wenig – was es bedeutet wenn Urlaubsgäste polysportiv werden…

Auf der ITB 2018 wurde eine Studie präsentiert, die für die gesamte österreichische Tourismusbranche von höchster Relevanz ist.

Grundlagenstudie Wintersport, Deutsche Sporthochschule Köln

Nationale Grundlagenstudie Wintersport Deutschland 2018, Deutsche Sporthochschule Köln

Symposium: Dein Winter. Dein Sport.

Im Rahmen des Symposiums „Dein Winter. Dein Sport.“ wurden die Ergebnisse der Nationalen Grundlagenstudie Wintersport Deutschland 2018 präsentiert und mit Experten diskutiert. Als Experten für Studie und Symposium verantwortlich sind Prof. Ralf Roth von der Deutschen Sporthochsule Köln und Prof. Hubert Siller vom Management Center Innsbruck.

Die wichtigsten Inhalte kurz zusammengefasst

Wer bereit ist die Perspektive anzupassen, wird auch in Zukunft vom Wintertourismus in den Alpen profitieren können. Die brandaktuellen Daten zeigen der Tourismusindustrie Chancen auf, die es zu nützen gilt. Den Tod des Wintertourismus in den Bergen Mitteleuropas sieht Studienautor Prof. Ralf Roth von der Deutschen Sporthochschule Köln in keinster Weise bestätigt.

Zahlen und Fakten

  • 63,6 Prozent der sportlichen Deutschen treiben Wintersport
  • sie investieren pro Jahr bis zu 13 Milliarden Euro in diesen Bereich
  • in Deutschland gibt es 27,7 Millionen Menschen mit Wintersporterfahrung
  • trotz wenig Schnee waren davon 2017 23,2 Millionen als Wintersportler aktiv
  • 339 Millionen Wintersporttage pro Saison – das sind 14 Wintersporttage pro aktivem deutschen Wintersportler
  • 7 Millionen Alpinskifahrer absolvierten 2017 103 Millionen Skitage
  • Durchschnittlich übt jeder Deutsche, der Wintersport betreibt, über 2 Bewegungsformen aktiv aus

Zahlen beim Alpinskifahren stagnieren, Snowboarden geht stark zurück –bei den nordischen Bewegungsformen gibt es ein Plus von über 30%

Wintersporttage statt Skier Days, der Gast wird polysportiv

Urlauber sind polysportiv, sie üben mehr als zwei Wintersportarten aus

Schlussfolgerungen der Experten

  • Winterpost-Nachfrage ist (unabhängig von den Schneeverhältnissen) auf hohem Niveau stabil
  • es gibt eine zuverlässige Basis an aktiven Wintersportlern
  • Skier Days haben ausgedient, die neue „Währung“ heißt Wintersporttage, denn die Wintersportler von heute sind polysportiv
  • Das neue Urlaubsthema ist „Bewegung im Schnee“. Neben Ski alpin sind Ski nordisch, Winterwandern, Snowboarden, Tourengehen, Schlittenfahren und Schneeschuhlaufen die wichtigsten Themen
  • Ski alpin bleibt nach wie vor der Bereich mit der höchsten Wertschöpfung der „Treiber“ des Wintertourismus.

Urlaubszahlen bleiben beständig – Produktanpassungen sind notwendig

Auch die Urlaubszahlen bleiben beständig. Über 70 Prozent derer, die Ski alpin oder Langlauf betreiben, fahren jetzt und in der Zukunft auch auf Winterurlaub. Das ist eine solide und verlässliche Situation. Sie darf allerdings nicht dazu führen, nicht an dem Produkt zu arbeiten. Eine Verbreiterung des Angebots ist das Gebot der Stunde. Und dieses Angebot gilt es dem Gast auch zu kommunizieren, über die Website und über sonstige Plattformen.

Video und Informationsmaterial als Download

Einen noch ausführlicheren Bericht des Symposiums, das Video der gesamten Veranstaltung (inklusive der Expertendiskussion mit Studienautor Prof. Ralf Roth und Prof. Hubert Siller und den Vertreter der Regionen Salzburg und Tirol, Leo Bauernberger und Josef Margreiter) sowie die gesamte Präsentation als Download finden Sie im TourismusBesprechungsRaum.

3. April 2018, 20:22

Die „Nationale Grundlagenstudie Wintersport Deutschland 2018“, die neulich auf der ITB präsentiert wurde, bietet dank des Erhebungsdatums Herbst 2017 aktuelle Daten. Auf diese soll hier aber nicht weiter eingegangen werden, auch wenn sich bei genauerem Hinsehen sowie beim Vergleich mit anderen, ähnlich gelagerten Studien (z.B. MANOVA) doch die eine oder andere Frage auftut.

Vielmehr will ich einige Gedanken zu den sechs finalen Thesen aus der Original-Präsentation einbringen, auf die Michael Mrazek mit seinem Link verweist. Die Thesen sind zwar nicht neu, es macht aber Sinn, sich immer wieder einmal damit auseinanderzusetzen.

These 1: Das Erlebnisgut Schnee ist einzigartig und hochindustriell.
An der Einzigartigkeit gibt es wohl keinen Zweifel, auch wenn – sieht man vom nun zu Ende gehenden Winter 2017/18 ab und betrachtet eine größere Zeitspanne – der Naturschnee durchaus noch einzigartiger werden könnte. Das Attribut hochindustriell gebührt dem technisch erzeugten Schnee, ein Bereich, in dem im Zusammenwirken mit Forschungsstätten zukunftsweisende Weiterentwicklungen stattfinden. Technisch erzeugter Schnee wird in den höheren Lagen noch auf lange Sicht den Pistenskilauf ermöglichen.

These 2: Die Wintersportnachfrage wird auch in Zukunft nicht einbrechen.
Dem ist aus mehreren Gründen zuzustimmen. Zum einen wird in der genannten Studie der Wintersport nicht auf den alpinen Skisport reduziert sondern im Sinne von Schneesport weit gefasst und zum anderen erleben wir tagaus tagein, wie alle Branchen, die eine Nähe zum Wintersport aufweisen, alles unternehmen, um das Schiff auf Kurs zu halten. Zudem bringt der Winter 2017/18 einmal mehr den Be-weis, dass die Freude an Schneeaktivitäten ungebrochen ist, ja sogar wieder aufflammt, sobald die Verhältnisse einigermaßen passen.

These 3: Ski-alpin ist als Premium-Segment nicht substituierbar.
Dieser These ist grundsätzlich zuzustimmen, dennoch sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um Substitutionsprodukte zu schaffen. In den vergangenen schneearmen Wintern haben Betriebe und Destinationen in dieser Hinsicht schon ausgezeichnete Arbeit gleistet, insbesondere solche, die am Rande oder außerhalb sicherer Wintersporthöhen liegen.

These 4: Der Alpentourismus lebt überwiegend vom Wintersport.
Da würde ich zum einen gerne ein „noch“ hinzufügen und zum anderen eine präzisere räumliche Eingrenzung vornehmen. Auch wenn ich annehme, zu wissen, was mit der Aussage gemeint ist, so erscheint es mir doch wichtig, anzumerken, dass die Alpen nicht an den Gemeindegrenzen von Lech, Ischgl oder Sölden zu Ende sind, sondern wesentlich weiterreichen und auch Länder wie Südtirol, das Trentino oder Slowenien dazu miteinschließen. Und dort spielt der Sommer die erste Geige.

These 5. Wintersportler aus Asien werden bis 2030 im Alpenraum keine große Rolle spielen.
Das ist aus meiner Sicht gut so und sollte über 2030 hinaus auch so bleiben. Denn ich erachte es als absoluten Widerspruch, wenn auf der einen Seite alle Anstrengungen unternommen werden, um die Skigebiete ökologischer zu betreiben (Aufstiegsanlagen, technische Beschneiung, Mobilität), um dann auf der anderen Seite Skiläufer aus aller Welt heranzukarren, was – global betrachtet – die Bemühungen der Wintersportunternehmen nach nachhaltigerer Bewirtschaftung mehr als nur zunichtemacht.

Nimmt man übrigens die Aussage „Die Wintersportnachfrage der Bevölkerung in Deutschland befindet sich in einem stabilen Hoch“ aus der besagten Grundlagenstudie ernst, so besteht meines Erachtens auch in Hinkunft wenig Anlass, auf weit entfernte Märkte auszugrasen. Das auch deshalb, weil wir davon ausgehen dürfen, dass sich vergleichbare europäische Länder im Hinblick auf den Wintersport ganz ähnlich verhalten wie Deutschland (siehe MANOVA Studien).

These 6: Der Umgang mit Klima und Wetter ist beherrschbar – eine populistische Klimadebatte nicht.
Dazu kurz und bündig: Von Kommunikationsprofis, wie sie der Tourismuswirtschaft angehören, würde ich schon erwarten, dass sie in der Lage sind, die Klimadiskussion in die richtigen, seriösen Bahnen zu lenken und dem Populismus den Wind aus den Segeln zu nehmen. In diesem Zusammenhang wäre es aber kein Fehler, wenn die Branchen einmal in sich gehen und überlegen würde, welche populistischen Floskeln sich so mancher ihrer Vertreter in der öffentlichen Klimadiskussion ersparen könnte.

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