28. Oktober 2019 | 15:58 | Kategorie:
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Touristenregionen entdecken Langsamkeit

Kärnten hat es geschafft. Es hat die Slow Travel Bewegung erfolgreich nach Österreich geholt und die Grenzregion im Süden Österreichs bestehend aus Lesach-, Gail-, Gitschtal und Weissensee als kulinarischen Erlebnisraum im In- und Ausland etabliert. Dieses Innovationsprojekt wurde 2015 im Auftrag von Slow Food International “Slow Food Travel Alpe-Adria“ gestartet. Heute darf sie sich weltweit erste „Slow Food Travel-Destination“ nennen. Dabei stellt sie Lebensmittel und Produzenten in den Mittelpunkt und macht ihre Gäste auf den Schutz der biologischen Vielfalt, des kulturellen Erbes und der lokalen Gastronomie aufmerksam. Das ist eine beachtliche Leistung, hätte man doch vermutet, dass Italien – Ursprungsland der Slow Food Bewegung und Top Genussreiseland – derartige Pionierarbeit leistet. Wie schon so oft, trifft Österreich hier den Puls der Zeit und übernimmt die Vorreiterrolle.

Wunsch nach Entschleunigung und Nachhaltigkeit

Tourismus entwickelt sich zum Sinnmarkt der Zukunft, Nachhaltigkeit und Entschleunigung spielen eine immer größer werdende Rolle. Der Kontakt mit Natur und Mensch, um das Ursprüngliche und Authentische kennen zu lernen und sich genau dafür Zeit zu nehmen, tritt in den Vordergrund. Entlang der obengenannten touristischen Slow Food Travel-Route kann der entschleunigte Reisende beispielsweise an Verkostungen teilnehmen und regionalen Lebensmittel-Produzenten bei der Herstellung über die Schulter schauen. Pilotprojekte wie diese bestärken österreichische Betriebe und Regionen, ihr Angebot zu verbessern und eine für Österreich wichtige Zielgruppe zu erschließen: die Slow Traveller. Jene Reisende also, die sich beim Reisen Zeit nehmen, gerne mal offline urlauben und sich nach Ursprünglichkeit, Austausch und Begegnungen mit anderen Menschen sehnen.

Auf regionales Potenzial aufmerksam machen

Beim Schnüren von Slow Travel-Paketen geht es in erster Linie um die Entwicklung eines Reiseproduktes, das auf das regionale Potenzial aufmerksam macht: auf die Natur, die Lebensmittel, die Menschen und die Qualität der regionalen Ressourcen. Österreich bietet hier eine außerordentliche Bandbreite an Möglichkeiten und Bausteinen: Das Wasserreich, unser kostbarstes Gut. Die Bergwelt, die zum Durchatmen einlädt. Unsere Ursprünglichkeit und die Regionalität der Lebensmittel und Produkte, auf die wir zu Recht stolz sein dürfen. Slow Traveller, denen nachhaltiger Genuss besonders wichtig ist, schätzen die zahlreichen und vielfältigen österreichischen Bio-Betriebe. Sie machen Urlaub am Bio-Bauernhof, in der Bio-Pension oder im Bio-Hotel, wo Tourismusprodukte geschaffen wurden, die es den Gästen erlauben, sich Zeit zum Probieren, Schmecken und Verstehen zu nehmen.

Entwicklung von Nischenprodukten

Österreich hat sich für alle, die im Einklang mit der Natur urlauben wollen, zum echten Geheimtipp entwickelt. Auf der Bucket List von Slow Travellern stehen vor allem ruhige, abgelegene und verträumte Orte wie das Wandergebiet im Zillertal, das an das Hochland in Tibet erinnert und liebevoll „Klein Tibet“ genannt wird. Alpiner Wandertourismus, Tiroler Schmankerl, tibetische Fahnen und Gebetsmühlen werden auf knapp 2.000m Höhe harmonisch verbunden. Hier wurde ein Nischenprodukt geschaffen, das Wander- und entschleunigte Spiritual-Touristen gleichermaßen anspricht.

Nichtstun als Reiseerfahrung

Wie „slow“ der Urlaubstrend gehen kann, zeigen die Fasten- und Klosterurlaube in Niederösterreich. Hier werden Leistungen angeboten, die es dem Reisenden erlauben, ohne schlechtes Gewissen weniger bis gar nichts zu tun. Der Urlauber kann abseits von Hektik die Stille genießen während er beim Heilfasten die Nahrungsaufnahme auf ein Minimum reduziert. Der Gast erfährt so den Umgang mit Stille und Langsamkeit. In unserer schnelllebigen Zeit muss das erst erlernt und angeleitet werden. Schließlich können nur die Wenigsten einfach so in Offlinemodus gehen und von 100 auf null runterschalten.

Diese Beispiele zeigen, dass das Reiseerlebnis Slow Travel in Österreich großes Potenzial besitzt. Touristiker und Reiseveranstalter können und sollten dieses zielgerichtet nutzen, um den nachhaltigen Trend in Österreich weiter auszubauen und für die Welt zu öffnen.

 

30. Oktober 2019, 8:53

Besonders positiv ist, dass man die Konsequenz hatte, irgendwo Spitze zu sein und das von dem Leistungsauftrag weg zu deklinieren. Ich kenne die Angebote nicht persönlich, ich kann die Wahrnehmbarkeit der Leistungen entlang der Customer Journey nicht prüfen und nachvollziehen. Aber unter „Lesachtal – das naturbelassenste Tal Europas“ sieht man, dass Slow Food nicht nur freistehend ein weiteres Angebot, sondern voll eingebettet ist.

Mehr Destinationen können mehr Kunden zur Weiterempfehlung – und damit dem nachhaltig wachstumstreibenden Weg – bringen, wenn Sie nur für etwas relevantes stünden, statt nur „more of the same“ zu tun. Wir arbeiten nach diesem Prinzip und dem Leitgedanken folgend: „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg“.

Lesachtal hat ein klares Einzugsgebiet, klare Zielgruppen, kann Fähigkeiten, Ressourcen und Innovationen hinter die Idee bringen und effektive Vermarktung betreiben. Viele mittlere Destination haben da viel Potenzial, das im „allen Recht machen wollen“, „versemmelt“ wird. Also viel Glück weiterhin!

19. November 2019, 11:38

Die Entdeckung der Langsamkeit ist auch aus der Sicht des Tourismus eine gute Sache und wertvoll insbesondere für jene Orte, denen das Potenzial für eine technisch orientierte Tourismusentwicklung fehlt. Zudem mag Slow Food ein guter Aufhänger sein, um sich ein Stück weit gegenüber Angeboten abzuheben, die unter dem Aspekt Regionalität und / oder Bio schon seit Jahren und in vielen Touismusbetrieben (nicht nur in Österreich) zur Selbstverständlichkeit geworden sind.

Ob das Zillertal, in Eigendefinition das „aktivste Tal der Welt“, ein gelungenes Beispiel für ein Slow-Traveller-Ziel ist, wage ich zu bezweifeln. „Ruhige, abgelegene und verträumte Orte“ muss man dort jedenfalls suchen wie die vielzitierte Stecknadel im Heuhaufen. Und wenn sich die Gäste untertags in noch vergleichsweise naturbelassene Räume begeben, ziehen sie sich am Abend gerne wieder in den „sicheren“ und mit allem Komfort ausgestatteten Talort zurück.

Dennoch, die Thematik ist wichtig, unter welchem Etikett sie auch immer verkauft wird. Kürzlich ist denn auch ein Handbuch zur Entwicklung von „Slow Food Villages“ erschienen, wovon die Tourist Austria International berichtet: http://www.tai.at/destinationen/oesterreich/sieben-doerfer-sind-der-anfang-schnecke-laeuft-zur-hoechstform-auf.

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