12. März 2019 | 15:39 | Kategorie:
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Transformation (im) Tourismus: Digitalisierung II

Kürzlich wurde Digital Austria ins Leben gerufen. Als Initiative der Bundesregierung für erfolgreiche Digitalisierung in Österreich. Zielgruppen: Gesellschaft, Verwaltung, Wirtschaft. Bin sicher, dass das auch dem österreichischen Tourismus zugutekommt. Wäre sehr begrüßenswert!

Vorweg ein paar Gedanken zu möglichen Erfolgskriterien einer Digitalisierungsoffensive im österreichischen Tourismus (siehe dazu auch meinen letzten Artikel zum Thema):

Hammer und Nagel

Ich möchte einen Gedanken von zuletzt verdeutlichen. Ein Werkzeug handhaben setzt einen Zweck voraus. Wozu dient es? Wenn die Rede auf Digitalisierung kommt, habe ich immer das Gefühl, viele Menschen halten es für ein Allheilmittel. Es gibt ein Problem? Wir lösen es digital! Ist natürlich Unsinn. Das Digitale mag für vieles gut sein. Aber sicher nicht für alles. Wir sollten dem Reflex widerstehen, für jedes Problem eine digitale Lösung zu suchen, nur weil Digitalisierung angesagt ist.

Erfolgskriterium Nummer 1: Zuerst eine Aufgabenstellung, die gelöst werden muss. Das ist der Nagel, der ins Holz getrieben werden soll. Und dann ein passendes Werkzeug. Das ist der Hammer. Ist übrigens ein schönes Beispiel dafür, dass nicht für jede Aufgabe gleich ein Programmierer antreten muss. Manchmal genügt auch ein analoges Werkzeug.

Lernen wie es Kinder tun

Warum tun sich Kinder im Umgang mit neuen Technologien so leicht? Weil es ihnen Spaß macht. Sie erlernen es gewissermaßen im Vorübergehen. So wie das Gehen und Sprechen. Also unbemerkt, implizit. Im Spiel mit anderen, die dem eigenen Tun Sinn geben.

Wir können das nächste Erfolgskriterium festmachen: Damit Menschen in ihrem Arbeitsalltag digitale Werkzeuge gekonnt und selbstverständlich nutzen, empfiehlt sich ein Lernprozess nach der Art der Kinder: emotional unterfeuert, spielerisch, gemeinsam und sinngebend.

Ein Beispiel, wie Sinn entsteht und Lernen beflügelt

Habe ich von Sir Ken Robinson. In einem seiner Bücher schreibt er von einem Mädchen, das später Pool-Billard Champion wird. Für Uneingeweihte: Pool-Billard setzt geometrisches Planen voraus. Der Kopf nimmt die nächsten Stöße in der Vorstellung vorweg. Nach ihren eigenen Worten war dieses Mädchen in der Schule im Fach Geometrie eher eine Niete. Erst als sich ihr der Sinn für Geometrie unmittelbar im Tun erschloss, entfaltete sie ihr Talent dafür. Ergo: Es braucht eine Aufgabe, die für den Menschen Relevanz besitzt, damit Sinn entstehen kann.

Essentiell: den Unterschied verstehen

Zwischen virtuellem und realen Erleben. Mehr dazu in meinem vorangegangenen Artikel. Bitte dort nachlesen. Hier nur dessen Essenz: Was es unbedingt zu verhindern gilt: das eine mit dem anderen zu verwechseln. Oder zu meinen, dass virtuelles Erleben besser wäre als reales. Ich habe bei Gesprächen immer wieder den Eindruck, dass immer mehr Menschen genau das glauben. Al la longue ganz schlecht für den Tourismus, der reales Erleben vermarktet.

Tourismus ist ein Inszenierungshandwerk. Dessen Aufgabe: reales und virtuelles Erleben gekonnt verbinden. Die Digitalisierungsoffensive wäre dafür ein geeignetes Vehikel, dies zu vermitteln. Nächstes Erfolgskriterium: Dies gelingt am ehesten, indem man die Vermittlung selbst „inszeniert“.

Brennende Probleme lösen

Das derzeit brennendste Problem weltweit: Unser Lebensstil, der dabei ist, seine eigenen Grundlagen zu zerstören. Es erscheint mir unerlässlich, Digitalisierung in den Dienst des Lebensstilwandels zu stellen. Dafür eignet sich gerade der Tourismus mit seinen Gästen, die offen sind für Neues.

Tun wir es nicht, brauchen wir dann auch keine digitalen Werkzeuge mehr. Wozu auch?

13. März 2019, 8:14

Lieber Herr Frank,

sehr feiner Blog. Vielen Dank.

Liebe Grüße aus dem Südburgenland,
Markus Neumeyer

13. März 2019, 11:24

Lieber Markus Neumeyer,

danke für das schöne Feedback.
Ich glaube aber, dass unser Diskurs nur ein erster Schritt sein kann. Wir müssen es tun! Gemeinsam! Weil man nur gemeinsam die Kraft entwickelt, die andere mitreißt. Transformation (im) Tourismus braucht genau das: ein kooperatives Wagen, damit die Gewohnheiten, die wir dabei ablegen und gegen Neues eintauschen werden, verblassen.

Liebe Grüße, Gerhard Frank

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