10. September 2021 | 16:16 | Kategorie:
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Where have all the workers gone – wohin sind sie bloß verschwunden?

So ähnlich, hier in abgewandelter Form, lautet ein vielfach interpretierter Songtitel, u.a.von Joan Baez. Uns stellt sich aktuell, und das quer durch alle Branchen, die Frage:

Wohin sie bloß verschwunden sind, die vielen Arbeitskräfte, die überall fehlen – und nicht zuletzt im Tourismus?

Erklärungsversuche über die Ursache gibt es derer viele, am häufigsten zum Einsatz kommen dabei wohl niedriger Lohn, familien- und wohl auch freizeitfeindliche Arbeitszeiten, oder, der wohl unfairste Vorwurf, nämlich gar menschenunwürdiger Arbeitsverhältnisse usw.
Vieles davon kann man getrost ins aktuell so populäre Reich der Verleugnung schieben, manches hatte und hat aber auch absolut seine Berechtigung, so selbstkritisch muss die Branche sein.

Bei der Frage nach Lösungen ist guter Rat allerdings wohl teuer. Denn: es fehlt nicht nur der Nachwuchs, sondern viele Mitarbeiter sind schon vor, oder auch während und durch politisch verordnete Maßnahmen, schlichtweg verschwunden oder nicht „nachgewachsen“. Werden händeringend von anderen Branchen geschluckt, die ihre wahre Freude mit großteils freundlichen und serviceorientierten Mitarbeitern haben. Dieselben wiederum haben auch ihre Freude, weil sie nunmehr über eine klar geregelte 40 Stunden Woche ( oder sogar weniger ) verfügen, Wochenend- und Nachtarbeit ade! Also – viele glückliche Gesichter, oder?

Keinen Bock auf Dienstleistung?

Sprich, aus vorhandenen „Ressourcen“ wird das Thema wohl auch die nächsten Jahre nicht lösbar sein, sondern sich eher noch verschlimmern, denn die Lust am „dienen“ wird in unserer Genuss- und Wohlfühlgesellschaft ebenfalls seit Jahren geringer. Und dennoch erwartet jeder, zu jeder Tages-und Nachtzeit gut speisen und trinken zu können.

Da wird unserer Politik und auch der gesamten Gesellschaft, wohl oder übel, zur einigermaßen kurzfristigen Lösungsanbahnung wohl nichts übrig bleiben, anstatt die Grenzen dichtzumachen, über eine geregelte, aber offensive Zuwanderungspolitik rasch nachzudenken. WILLIGE EINWANDERER könnten so relativ rasch zu QUALIFZIERTEN MITARBEITERN gemacht werden….und Versuche, Mitarbeiter zu kontingentieren oder Burggräben zum Schutz zu errichten, muten dabei fast schon skurril an!
Und auch der, von vielen Eltern präferierte Bildungsweg ihrer Sprösslinge zum Dr., Mag., Bachelor usw sollte vielleicht, angesichts hervorragender Job- und auch Verdienstchancen mittels „Handarbeit“, durchaus überdacht werden!

Virus namens „Mitarbeitermangel“

Denn sonst könnte uns schon bald das, weder gebratene noch servierte, Schnitzel im Halse steckenbleiben, und der nächste Virus namens Mitarbeitermangel zur nächsten (Schließungs)Welle führen.
Tagtäglich erlebe ich, wie Betriebe selbst an, oder über, die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gehen müssen, um ihren Gästen aufgrund der „Mangelerscheinung Mitarbeiter“ überhaupt noch den erwünschten Service liefern zu können. Oder immer öfter steht man vor verschlossenen Restauranttüren, wie kürzlich: Aufgrund fehlender Mitarbeiter nur mehr von Do-So geöffnet….da bleibt dann eben der Magen von Mo-Mi leer!
Ein sehr guter Artikel zum Thema findet sich auch bei https://www.hogast-pluspunkt.at/2015-muss-sich-wiederholen

Zahlreiche Versuche, vom gehypten „Employer Branding“ bis zu Mitarbeiterakquisetouren waren von mehr oder weniger überschaubarem Erfolg gekrönt. Und ist ein Mitarbeiter erst mal aus dem Tourismus weg, kommt er wohl kaum wieder.

An dieser Stelle schließt sich somit der Kreis zum Anfangstitel „ where are they all gone“….? Und „oh, when will you ever learn“.
Ich würde mir jedenfalls für unsere Branche eine Zukunft voll freundlicher, “servicegeiler“ und gut geschulter sowie gschmackig kochender Mitarbeiter wünschen – wünsche jetzt schon guten Appetit und schönen Aufenthalt in unserem wunderschönen Land!

 

 

 

11. September 2021, 9:19

Sehr geehrter Herr Riedel,
es gibt auf die von Ihnen richtig gestellten Fragen eine relativ einfache Antwort: Eine Gesellschaft, die keine dienenden „worker“ mehr produziert, weil (fast) alle studieren wollen und auch können, muss sich eben „selbst bedienen“ oder – ich sage es jetzt einmal hart, aber im Kern stimmt es – immer mehr dienende worker importieren. Wahrscheinlich wird man diese bald aus Drittstaaten wie Belarus, Kasachstan oder Kirgisistan etc. holen müssen, denn die bisherigen „Importmärkte“ wie die Staaten Ex-Jugoslawiens, Ungarn u. ä. trocknen aus. Das Gesagte gilt ja nicht nur für den Tourismus, sondern auch für das Handwerk und die Industrie. Und das besonders Unsympathische am österreichischen Wesen ist ja, dass am Stammtisch über „de Auslända“ geschimpft wird, sie aber als Lückenbüßer für die eigenen Versäumnisse in Sachen Ausbildung gebraucht werden. Wehe, es geht den Ländern, wo unsere worker für niedere Dienste herkommen, einmal so gut, dass sich die Menschen nicht mehr auf den Weg ins Ausland machen müssen. Dann gehen bei uns im wahrsten Sinne des Wortes die Lichter aus, weil niemand mehr das Leuchtmittel wechseln kann oder will. Zuvorderst, Herr Riedel, wären aber die Gastronomen&Hoteliers zu fragen, deren Kinder den Betrieb nicht (mehr) übernehmen sondern lieber an einer Uni etwas studieren wollen, das ihnen einen „nine to five“-Job in einem klimatisierten Büro sichert. „Hackln soll der Pöbel, uns bleibt ja eh die Immobilie, die uns die Rendite bringt.“ Eine Gesellschaft, die nach diesen Kriterien lebt, muss halt mit den Konsequenzen leben, Punkt.

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