14. Mai 2018 | 11:52 | Kategorie:
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Tourismus über die Grenze

Ein Ausflug über die Grenze, für mich ein Ausflug in meine berufliche Vergangenheit: Es ist gut 20 Jahre her, dass ich die Bezirksverwaltung von Breclav beraten habe, wie sie die Schlösser von Lednice und Valtice touristisch besser vermarkten könnten. Viel hat sich seit damals getan, nicht nur in den Parkanlagen, sondern auch an den Schlössern selbst. Die Tschechen sind ja bekannt als begnadete Handwerker, und so werden die Liechtensteinschen Schlösser und dazu gehörenden Anlagen Schritt für Schritt renoviert.

Der Schlosspark von Lednice

Auch das Ortsbild hat sich definitiv zum Besseren verändert, sowohl in Valtice als auch in Lednice. Spuren der Vergangenheit sind anzutreffen, aber deutlich in der Minderzahl.

Der Tourismus entwickelt sich, wer sich vorab ein bisschen informiert, kann wirklich gut (und nicht nur preiswert) essen. Sprachbarrieren werden mit Humor genommen, ein bisschen Englisch geht vor allem bei den jungen Tschechen (und der Tourismus hat hier ein sehr jugendliches Gesicht) immer.

Und doch ist die Grenze noch nicht verschwunden. Das alte Zollgebäude auf der Anhöhe nach Schrattenberg setzt nach wie vor einen negativen architektonischen Kontropunkt zur malerischen „Kollonade„, einem Aussichtsdenkmal aus besseren Zeiten. Und auch die Beschilderung lässt den unerfahrenen Grenztouristen glauben, dass man nach Schrattenberg im Niemandsland landet. Eine Ausnahme bildet das Radwegenetz, dort hat man – letztlich aus gemeinsamem Interesse – die Barrieren überwunden.

Wer durch Südmähren bis Brünn fährt, stößt auf lebendige Dörfer und eine pulsierende, junge Universitätsstadt. Wer es wie ich früher anders erlebt hat, weiß das ehrlich zu schätzen und zollt den Tschechen dafür Tribut. Doch wer wie ich Tag für Tag erfährt, dass die Grenzen zu unseren nördlichen und östlichen Nachbarn vor allem in den Köpfen bestehen, der weiß auch, dass hier noch viel gemeinsam überwunden werden muss.

 

 

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