17. März 2017 | 16:00 | Kategorie:
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Autonomiepaket und Schulveranstaltungen

Die Bundesregierung hat heute ein Autonomiepaket als „Herzstück der Bildungsreform“ präsentiert. Der Handlungsspielraum an den einzelnen Schulstandorten soll durch „pädagogische, organisatorische und personelle Freiräume“ gestärkt werden. Chapeau!

Schulen bestimmte Veranstaltungen, wie etwa einen Schulskikurs, verpflichtend vorzuschreiben, gehört wohl endgültig der Vergangenheit an. Das volkswirtschaftliche Argument der für den heimischen Skitourismus notwendigen Nachwuchsförderung vermag aus der Perspektive des einzelnen Schulstandorts nicht zu überzeugen.

Die Wintersportwoche steht bereits seit Jahren in scharfer Konkurrenz mit anderen Formen von Schulveranstaltungen. Entscheidend für oder gegen die Durchführung ist wohl eine Mischung aus angenommener pädagogischer Wirksamkeit und Praktikabilität bzw. Finanzierbarkeit.

Wir müssen als Branche Wintersportwochen und natürlich auch Wintersporttage organisatorisch so aufbereiten, dass die Schulgemeinschaft – das Zusammenwirken von Lehrern und Lehrerinnen, Erziehungsberechtigten sowie Schülern und Schülerinnen – diese als unwiderstehliche pädagogische Chance ansehen. In Niederösterreich und Wien gelingt uns dies mit „Volksschulen zum Schnee“ bereits in rund einem Drittel aller Fälle.

Wünschenswert wäre, dass bestimmte in der Schulveranstaltungenverordnung geregelte Einschränkungen – z.B. bei der höchstens zumutbaren Veranstaltungsdauer für die erste und zweite Schulstufe – endlich aufgehoben werden. Solche Entscheidungen können doch bestens am jeweiligen Schulstandort getroffen werden.

© NÖ-BBG / Martin Fülöp

© NÖ-BBG / Martin Fülöp

© NÖ-BBG / Martin Fülöp

17. März 2017, 18:50

Kann es denn wirklich der Sinn der Sache sein, Schulskikurse verpflichtend vorzuschreiben? Angesichts der Vielfalt der Sportmöglichkeiten und der Interessenlagen tut Wahlfreiheit gut. Schulstandorte können sich in jene Richtung spezialisieren, die sie für angebracht halten, und das in Abstimmung mit den Eltern. Standortorientierung hängt vom Umfeld ab und die gesellschaftliche wie wirtschaftliche Relevanz des Skilaufs ist in Wien oder im Burgenland eine andere als in den westlichen Bundesländern. Auch sind allfällige (wintersportwirtschaftliche) Nachhaltigkeitseffekte aus Schulskikursen im gebirgigen Westen eher zu erwarten als im flachen Osten. Und was die pädagogische Relevanz betrifft so stehen andere Formen der Schulsportwochen den Skischulwochen wohl kaum in etwas nach.

Es ist nur logisch, dass sich die Seilbahnen sowie die unmittelbar benachbarten Branchen um Skischulwochen bemühen. Die Seilbahnunternehmen, die österreichweit perfekt organisiert sind, leisten in dieser Hinsicht ja bereits viel Positives. Ob man Schülerinnen und Schüler gleich welcher Provenienz allerdings zu ihrem Wintersportglück zwingen soll, steht auf einem anderen Blatt.

Bei allen Bemühungen um Wintersport- bzw. Skisportwochen in Schulen ist zu bedenken, dass Untersuchungen zum Wintersportverhalten Folgendes nachgewiesen haben: Den Schulskikursen kommt beim Hinführen der Jugend zu Skilauf zwar eine gewisse Bedeutung zu, der langfristige Erfolg dieser Maßnahmen ist jedoch enden wollend. Nachhaltige Effekte werden in allererster Linie erzielt, wenn die Kinder im Familienverband bzw. im Freundeskreis (das betrifft mehr das Snowboarden) zum Wintersport hingeführt werden.

Und bei den Familien ist denn auch primär anzusetzen, wenn es darum geht, den Nachwuchs an Skiläuferinnen und Skiläufern langfristig abzusichern. Es gilt die Eltern zu motivieren und vor Ort familienfreundliche Rahmenbedingungen für den Skilauf zu schaffen. Das weiß ich nur allzu gut aus eigener Erfahrung. Bei uns fahren alle Enkel Ski und zwar unabhängig davon, wo sie in Österreich wohnen und völlig losgelöst von irgendwelchen Schulskikursen. Sie stehen deshalb auf Skiern, weil sich ihre Eltern darum bemühen und bereit sind, die dafür erforderlichen finanziellen Mittel aufzubringen. Damit wären wir zum Schluss bei einem weiteren Knackpunkt, den Kosten. Diese dürfen keinesfalls außer Acht gelassen werden, sind sie doch für den Skilauf deutlich höher anzusetzen als für viele andere Freizeitaktivitäten, die ebenfalls mit dem Aufenthalt in der Natur verbunden sind.

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