29. März 2020 | 17:28 | Kategorie:
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Schockstarre in Tirol?

Unermesslicher Imageschaden für den Tourismus

Ich als stolze Tirolerin in Wien weiß auch nicht, wie mir geschieht: ich bin im Erklärungsnotstand. Tagtäglich gibt es Presseartikel über die „Tiroler/österreichischen Corona-Hotspots“ und ihren Verfehlungen in deutschen und nordischen Medien, aber auch in der „Financial Times“, der „Sun“ und vielen anderen mehr. Die österreichischen Tageszeitungen und Magazine übertreffen sich in besorgniserregenden Titelstories. Verlinkungen dazu möchte ich ersparen. Der österreichische Verbraucherschutzverein (VSV) vertritt bereits Tausende Klagen von Betroffenen aus aller Herren Länder.

Es scheint, doch wirklich einiges schief gelaufen zu sein. Was tun wir? Gibt es eine offizielle Krisen-PR des Landes Tirol? Beruflich und familiärerseits bin ich dem Tourismus sehr verbunden. Den Hotels empfehle ich neben betriebswirtschaftlichem Planen trotz aller Unwägbarkeiten die Sommer-Website so zu gestalten, dass sie im Juni oder Juli 2020 ihre Saison eröffneten und für den Gast kurze kostenlose Stornofristen zu definieren. Die Destinationen selbst sind sicherlich auch mit ihren Strategien und Szenarien beschäftigt. Es wird Verhaltensänderungen geben müssen. Urlaub im eigenen Lande wird gewiss beliebter, so die Leistungsträger überhaupt aufsperren dürfen.

Wir müssen es schrittweise schaffen, den Zusammenbruch der Wirtschaft und damit der Gesellschaft zu verhindern. Eine Exit-Strategie – oder einfach Perspektiven – ist für den Weg zurück in die Normalität der Tourismuswirtschaft unabdingbar.

29. März 2020, 17:54

Sehr geehrte Frau Danler,

Ihr Beitrag liest sich so – und ich hoffe, ich täusche mich da – als wäre die einzige Empfehlung an die Hotels und den Tourismus, ab Juni/Juli zu planen und grosszügige Stornoregelungen einzurichten.

Ich gebe Ihnen Recht: es wird Verhaltensänderungen geben müssen. Und zwar wie ‚der‘ Tourismus (ja, das ist pauschalisierend, natürlich nicht so gemeint – aber Image wird immer von den negativen Ausnahmen erzeugt) mit seinen Mitarbeitenden umgeht, wie er den Gästen gegenübertritt und wie sehr wirtschaftliche Interessen einiger die Regionen (hier konkret: den Gesundheitszustand der Bevölkerung) in Geiselhaft nehmen. Schlussendlich auch, wie mit Umwelt und Landschaft umgegangen wird, wobei diese Themen hier eindeutig nicht im Vordergrund standen.

Für eine Imagekorrektur wird es mehr als grosszügige Stornoregelungen und Krisen-PR des Landes brauchen.

Herzlichst
Christian Baumgartner

29. März 2020, 23:40

So wie Renate Danler schauen derzeit viele mit großen Sorgenfalten auf das aktuelle Geschehen im Tiroler Tourismus. Die Phase, die wir ím Moment durchmachen, ist ohne Zweifel extrem herausfordernd. Doch gibt es auch eine Zeit nach Corona. Es gilt, wie Renate Danler betont, bereits jetzt an Strategien für die Zeit danach zu arbeiten und es ist wohl so, dass in diesem Zusammenhang schon jetzt auf allen Ebenen – vom Betrieb über die Destination und das Land bis zum Bund – die Köpfe rauchen. In welche Richtung es gehen kann zeigt uns u.a. ein aktuelles Interview mit Professor Jürgen Schmude in der Tiroler Tageszeitung, in dem er in Verbindung mit seinem Fachwissen auch den Blick von außen auf Tirol einbringt: https://www.tt.com/artikel/16807650/tourismusforscher-im-tt-interview-aktuell-ist-der-imageschaden-gross

30. März 2020, 9:11

Sehr geehrter Herr Baumgartner,
herzlichen Dank für Ihre Reaktion.
Der Blog-Beitrag als Autorin war intendiert, Tirol für ein PR Krisenmanagement angesichts dieser desaströsen Berichterstattung weltweit wachzurütteln. Offensichtlich haben wir hier ein Sender-Empfänger-Problem. Sie haben ganz etwas anderes heraus gelesen, die Website war eher eine Randbemerkung.
Ich weiß aber jegliche kritische Auseinandersetzungen sehr zu schätzen.
Mit herzlichem Gurß

30. März 2020, 11:49

Liebe Renate, danke für deinen Beitrag. Wir sollten dieses Jahr auf Urlaub im Ausland verzichten und in unserem schönen Land bleiben als Solidarität mit der Branche.

Natürlich vorausgesetzt, dass wir überhaupt Reisen dürfen.

Ich habe mich entschieden im Oktober nicht zu einem IXPA Meeting in Florida zu reisen und remote teilzunehmen und das Budget in Österreich auszugeben.

Herzliche Grüße
Maria Bühler

30. März 2020, 11:53

Liebe Renate,
Ja, der Tiroler Tourismus Bereich muss an die Zeit nach Corona denken, aber hier wahrscheinlich eine grosse Änderung seiner Strategie überlegen.
Es geht nicht mehr darum, noch grössere Hotels mit noch mehr Belustigungsfaktor anzudenken, nach dem Vorbild von Ischgl- sondern Corona wird dazuführen, die Natur und die Landschaft mehr wertzuschätzen und zu schützen. Die Tourismuswirtschaft in Tirol muss dankbar sein über die Schätze, die es in ihrer Heimat zu heben, aber nicht auszubeuten, gilt.
herzlichen Gruss
Edith Schiller

31. März 2020, 9:24

Sehr geehrte Frau Danler,

Ich denke, Sie sprechen sehr vielen Menschen aus der Seele, besonders denjenigen, die in irgendeiner Weise wirtschaftlich mit dem Tourismus in Tirol verknüpft sind.
Fehler passieren (ob gewisse Fehler passieren sollten, ist eine andere Frage), aber der Umgang damit obliegt jedenfalls einer professionellen und engagierten Krisenkommunikation.
Vielleicht erinnern Sie sich an die Aufarbeitung der Galtür-Katastrophe mit einer Initiative der Tirol Werbung zum Thema Krisenkommunikation. Schade, dass 20 Jahre lang offenbar keine Zeit war, Krisenmanagement insbesondere für Kommunikation zu schulen
Mit dem Thema Qualitätsmanagement hat es offenbar besser funktioniert.
Was mit nicht geschulter Krisenkommunikation vor Medien und Presse und Kommunikation im Allgemeinen angerichtet werden kann, davon werden in der Zeit nach der „Coronakrise“ (hoffentlich) viele lernen können.

Beste Grüße
Peter Fahrngruber

31. März 2020, 13:21

Sehr geehrte Frau Danler,
Ich darf mich mit Stolz als halber Tiroler mütterlicher Seite bezeichnen und liebe das Land Tirol und es freut mich, dass Sie hier zukunftsgerichtet rangehen – das ist viel mehr als eine Randnotiz, Ihre Überlegungen sind ganz wichtig!

Trotzdem wird es allein mit dem Aufpolieren einer Homepage und dem Versuch, sein Direktmarketing produktiver einzusetzen, nicht getan sein. Wir werden die Medien brauchen, wir werden eine gemeinsame Message brauchen: „Zukunftsorientiertes schönes Tirol in seiner Verantwortung zur Gesundheit“.

Zu bewerben gibt es wahrlich nach wie vor genug: Unser wunderschönes Österreich mit einem wunderschönen Bundesland Tirol wird – ökologisch gesehen – höchstwahrscheinlich gestärkt aus dieser furchtbaren Krise hervorgehen. Aber was passiert gerade ökonomisch? Wie übersteht die Tourismusbranche als Ganzes das ökonomisch?

Ich kann derzeit nur an jeden Hotelier, jeden Gastronomen appellieren, extrem vorsichtig zu sein und sich vor allem finanziell in einem Krisenmanagement Modus beraten zu lassen – die Gefahr, sich noch weiter und unrettbar in Schulden zu stürzen, ist leider derzeit höher denn je. Ich vertraue genau wie Sie, Frau Danler darauf, dass unsere Destinationen und – allen voran – die Österreichwerbung in Kürze „für den Tag danach“ aktiv werden.

Derzeit habe ich leider nur mein Vertrauen – es wirkt gerade so, als wären die Damen und Herren von der Österreich Werbung alle auf Urlaub. Hallo – bitte wacht auf, wir brauchen euch! Wir brauchen einen Masterplan eines Krisenmanagements, eine Strategie – wo sind die bewusst wahrnehmenden Arbeitskreise der Regierung „für den Tag danach“??? Ich hoffe inständig, dass hinter den Kulissen tatsächlich bereits heftig gearbeitet wird. Einstweilen, liebe Frau Danler, liegt es scheinbar an uns Beratern, die Hoteliers moralisch u ökonomisch unterstützend aufzufangen und zum Durchhalten zu motivieren.

Bitte die wichtigste Botschaft an dieser Stelle: Kosten und Liquidität sind das eine. Was wir sehr viel dringender brauchen, sind rasch wieder Erlöse, lächelnde Gäste und Mitarbeiter. Bitte mit Verlaub, derzeit verdienen anscheinend eher der Staat und die Banken mit „zinsenlosen Geld“, das versprochen wird u wird dem Endkonsumenten mit dem variablen Euribor verrechnet – Aussage eines Kunden von R&E. Rechnen Sie das ruhig einmal nach, was das bedeutet. Bitte haben Sie das im Hinterkopf, wenn Sie Hotelier oder Gastronom sind – nach der Krise noch mehr Finanzlasten zu haben?

Als halber Kitzbüheler liebe ich den Tourismus, als Berater im Tourismus lebe und leide ich mit allen engagierten und leidenschaftlichen Touristikern, die jeden Tag, den diese Krise noch länger dauert noch ein Stück mehr um ihre Existenz bangen müssen.

Ich appelliere an die Regierung, wählt eure Maßnahmen mit Bedacht!
Ich appelliere an die Hoteliers u Gastronomen da draußen: Haltet durch und lasst euch gut in einem Krisenmanagement beraten – spart da bitte nicht am falschen Eck!

Mit herzlichen Grüßen,

Paul Reitbauer (R&E)

http://www.reitbauerandexperts.com

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