5. November 2020 | 11:15 | Kategorie:
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Sind die Maßnahmen für den Tourismus gerechtfertigt und warum sind diese notwendig?

Im letzten parlamentarischen Tourismusausschuss wurde ich von Parlamentariern befragt, warum die Hotellerie keine Rücklagen hat, um die derzeitige Covid-Krise besser zu stemmen. Warum sei sie extrem auf Staatshilfen angewiesen? Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Die Hotellerie ist eine der anlagen- und kapitalintensivsten Branchen und somit keinesfalls renditestark. Deshalb sind ihre Reserven traditionell klein. Die Branche ist sehr stark von den Immobilien abhängig. Wer zu viele Reserven bindet, hat weniger Geld für Innovation, Renovationen und für laufende Marktanpassungen zur Verfügung.

Wachsendes Angebot, sinkende Auslastung

Heute muss man alle fünf Jahre ein Restaurant erneuern und die Zimmer alle sieben Jahre (Früher war das vielleicht alle fünfzehn Jahre der Fall). Zudem ist die Branche in den letzten Jahren in ein weiteres Dilemma geschlittert, denn durch das seit Jahren wachsende Bettenangebot (insbesondere im 4-Sterne Bereich) ist die Auslastung gesunken, wodurch letztendlich die Zimmerpreise stagnierten und die Margen abnahmen. Nächtigungsrekorde konnten dadurch nicht kompensiert werden.

Jetzt ist aber vor allem wichtig, dass es in dieser Krise nicht die «Falschen» trifft. Für gesunde Betriebe, die einzig wegen Corona in Not geraten sind, muss es eine Perspektive geben. Ihr weiteres Überleben während der nächsten Krisenmonate bis zum möglichen Beginn eines Marktwiederaufbaus und zu einem Aufleben der touristischen Nachfrage sollte daher auf jeden Fall sicherstellt werden.

Verwundert darf man sein, dass es jetzt die Diskussion gibt, wie man die versprochen 80 Prozent Umsatz-Ersatz mit der „quasi“ verpflichtenden Kurzarbeit gegenrechnen darf (muss). Zwischen der Ankündigung und der notwendigen Verordnung für die Umsetzung verstreicht schon wieder zu viel wertvolle Zeit. Traurig ist auch die Auszahlungsmoral der Bezirkshauptmannschaften in der Causa „Epidemiegesetz“.

Link zur Präsentation im Tourismussauschuss

 

5. November 2020, 12:48

Diese Krise trifft die Tourismuswirtschaft weitaus härter als irgendeinen anderen Wirtschaftszweig. Das Reisen, das Treffen anderer Menschen, die Geselligkeit ist genau die Aktivität, die zurzeit verbannt wird. Das trifft die Hotellerie und Gastronomie und vor allem auch die Veranstaltungswirtschaft im Kern.

Es ist auch nicht weiter verwunderlich, dass eine so kapitalintensiven Branche, die durch Konkurrenzdruck zu laufenden hohen Investitionen gezwungen ist, nicht über Geldreserven verfügen kann, die es erlauben mehrere Monate keine Einnahmen zu erzielen. Auch andere Wirtschaftszweige kommen ins Straucheln, wenn ihnen bis zu 80 % ihrer Einnahmen wegbrechen.

6. November 2020, 19:40

Ich stimme dem Blogbeitrag von Thomas Reisenzahn voll zu. In einer derart anlage- und kapitalintensiven Branche kann nicht erwartet werden, dass die Betriebe enorme Rücklagen bilden (können). Wie die bisherige Praxis gezeigt hat, ist es von der Ankündigung bis zur Umsetzung meist ein langer Weg. Gerade jetzt, wo auch die 14. Monatsgehälter fällig sind, ist es ein Gebot der Stunde, dass den Anküdigungen auch raschest Taten folgen.

Dazu ergänzend sei der letzte Satz des treffenden Kommentars von Franz Hartl zitiert: „Auch andere Betriebe kommen ins Straucheln, wenn ihnen bis zu 80% ihrer Einnahmen wegbrechen.“ Bei der Hotellerie, insbesondere der Ferien- und Tagungshotellerie, sind es derzeit – bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr – bis zu 100%.

7. November 2020, 7:56

Ein verstärkendes „Ja!“ zum Blogbeitrag von Thomas Reisenzahn sowie für die KommentatorInnen, die Selbstverständliches leider und erneut tatsächlich aussprechen müssen. Hinzu kommt die akzeptierte, drückende Marktgewalt der Buchungsplattformen sowie nicht enden wollende immer neu restriktive §§ Maßnahmen, die häufig ganze Häuser – in Hardware und somit kostengewaltig – sagen wir mal: „umstrukturieren“.

Ein Schalk, der beginnt, genauer hinzusehen, wohin welche (Un-)Summen fließen, wollten wir die Welt nur einmal in zwei Interessens-Pole teilen: die Branchen der Klima/CO2-Ignoranten und „Bewahrer der alten Welt“ und auf der anderen Seite jene, die fähig und Willens sind, den Wandel zu einer mittel- bis langfristig lebensfähigen Welt mutig zu starten.

Den Tourismus dürfen wir – von Ausnahmen abgesehen – zur zeiten Gruppe zählen!

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