17. Dezember 2020 | 09:28 | Kategorie:
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Die Schweiz und Österreich: ähnliche Situation, unterschiedliche Strategien

„99,6 Prozent der Bevölkerung sind gesund oder können mit einer Infektion leben“. Mit dieser drastischen Schlagzeile kämpfen Gastro-Betriebe im Tourismus-Kanton Graubünden zur Zeit gegen die von oben verordnete Schließung der Restaurants. Infizierte Personen und Todesfälle machen 0,4 Prozent aus. Deshalb fordert die Gruppe engagierter Gastrobetreiber ein rasches Umdenken: „Die Maßnahmen gehen uns zu weit. Schützen Sie die Risikogruppen und lassen Sie die Restbevölkerung leben, arbeiten und selber über die Hygienemaßnahmen entscheiden“. Die von der Bündner Tageszeitung „Südostschweiz“ genannten Zahlen treffen weitgehend auch auf Österreich zu, denn die Stimmung ist überall angespannt.

Schuss über das Ziel

Tatsächlich haben Bergbahnen, Hoteliers und Gastronomiebetriebe in beiden Alpenländern mitunter viel Geld in die Hand genommen und größere Summen in umfassende Sicherheitsstandards und ausgeklügelte Antivirus-Maßnahmen investiert. Ein Lockdown der heimischen Betriebe bis 7. Jänner erscheint daher auch hierzulande vielen Menschen als Schuss über das Ziel hinaus. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Kanzler Kurz und sein Team in der Tourismuswirtschaft an Ansehen eingebüßt haben, nicht zuletzt, nachdem der „Schikrieg“ mit Italien (Conte) und Deutschland (Merkl, Söder) verloren wurde. Zunächst hatte man noch scharf gegen die „Bevormundung aus dem Ausland“ protestiert, musste aber dann dem Druck der beiden großen Nachbarn nachgeben, die offen vor Schiferien in Österreich warnten. Die von Wien von 19. Dezember bis 10. Jänner verhängte Quarantänepflicht (ein Freitesten wird frühestens nach fünf Tagen Quarantäne möglich sein) für ausländische Schiurlauber „erübrigt sich fast und gleicht eher einer Trotzreaktion als einer Maßnahme gegen Ansteckungsgefahr“, so der süffisante Kommentar der „Südostschweiz“.

Schweizer Sonderweg

Während also Österreich einreisenden Ausländern mittels der zehntägigen Quarantäne Schiferien praktisch unmöglich macht, ist die Schweiz nicht eingeknickt. Trotz deutlicher Kritik aus Rom, Berlin und Paris und einer Medienkampagne insbesondere in deutschen Medien sind die Eidgenossen ihrem liberalen Weg treu geblieben. Schifahren in der Schweiz bleibt auch im Corona-Winter angesagt. Die Einschränkungen in den Schigebieten – reduzierte Belegung in geschlossenen Gondeln und Einlass in Schihütten nur bei freien Plätzen – erscheinen verkraftbar.

Ob sich der selbstbewusste Schweizer Sonderweg langfristig als richtig erweist, werden wir später im Ländervergleich sehen. Tatsache ist jedoch, dass sich der liberale und pragmatische Weg der Seuchenbekämpfung in unserem Nachbarland wohltuend von manch überschießenden Regelungen hierzulande abhebt. Ganz zu schweigen von dem sich anbahnenden deutschen Rigorismus und dem zentralistischen Vorgehen in Frankreich, das bereits eine Kette schwerer Unruhen und Probleme ausgelöst hat.

18. Dezember 2020, 8:40

Bis zu einer flächendeckenden Impfung bleibt wohl alles „Glaskugel“. Täglich überschlagen sich die Ereignisse, nix ist fix, eine Analyse, wie eine Prognose zum jetztigen Zeitpunkt, „schwierig“. Täglich evaluieren, subjektive Strategien entwickeln, kühnen Kopf bewahren – mein Zugang.

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