5. November 2018 | 12:13 | Kategorie:
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Renaissance der Lehre: Hoffnungsschimmer für Hotellerie/Gastronomie

Bei der Wiener Tourismuskonferenz war der deutsche Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht zu Gast. Mit einem Vortrag über „Die digitale Revolution und die Zukunft der Arbeit“. Dass die Revolution unserer Gesellschaft durch den rasanten digitalen Fortschritt erst in den Anfängen steht, ist uns mittlerweile bewusst. Interessant waren Prechts Aussagen über die Zukunftsfähigkeit der Arbeit: Die jungen Menschen von heute hätten mehr Chancen mit den Berufen ihrer Großeltern als mit jenen ihrer Eltern. Das bedeutet im Rückschluss nichts anderes als eine Renaissance des Handwerks, des Gewerbes und der Lehre, natürlich angepasst an das 21. Jahrhundert.
Berufsbilder mit hoher Nachfrage und Nachhaltigkeit für die Zukunft sind im IT-Bereich zu finden und dort, was Precht als „Empathie-Branche“ tituliert: Von der Pflege bis zu Hospitality-Diensten; also jene Bereiche, die schwer durch Roboter ersetzt werden können. Die Freizeit- und Tourismuswirtschaft fällt zweifelsohne in diese Empathie-Branche, die künftig weiterwächst. Erfolgreiche Hoteliers und Gastwirte haben das richtige Einfühlungsvermögen in die Gäste geradezu in ihrer DNA verankert.
Doch wie sieht es aus? Tourismusbilanzen des Landes verkünden einen Rekord nach dem anderen. Der Engpass schlechthin sind die fehlenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nicht etwa die Akquisition neuer Gäste. Einige Betriebe sehen sich dazu gezwungen, Gäste öfter auszusperren als ihnen lieb ist.

Die Bundesregierung, vor allem aber das Wirtschaftsministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort wie auch die Wirtschaftskammer werden nicht müde, den hohen Stellenwert der Lehre zu betonen. Auch Auslandspraktika für österr. Lehrlinge sollen den jungen Menschen die Chance bieten, neue Sprachen, Kulturen und Betriebe kennenzulernen. Das passiert bei den Lehrlingen in Hotellerie und Gastronomie schon seit Jahrzehnten. Und trotzdem ist der Engpass nicht kleiner geworden.
Mittlerweile gibt es auch einige touristische Unternehmer, die mit ihrem erfolgreichen österreichischen Hotelkonzept im Ausland Furore machen. An unternehmerischer Kreativität „made in Austria“ kann es auch nicht liegen.
Wäre dies nicht höchst an der Zeit, junge, gescheite und aufgeschlossene Menschen gezielt für den Tourismus zu gewinnen? Im Bemühen, die gestressten Menschen zu verwöhnen, entstehen ja völlig neue Berufsbilder.
Ohne die passenden Rahmenbedingungen wird das nicht gehen. Faire Belohnung und Arbeitszeiten gehören ebenso dazu wie eine anzupassende Ausbildungs- und Berufsberatung.

5. November 2018, 16:46

Das Personalproblem ist derzeit für Viele das drückendste und daher ist es notwendig dort anzusetzen. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, gilt es an vielen Ecken anzusetzen: faire Belohnung gehört ebenso dazu wie die Möglichkeit zu Weiterbildung und Aufstieg. Aber auch in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung wird die Qualität der Dienstleistung und die Herzlichkeit weiter ihren Stellenwert haben.

6. November 2018, 8:57

Servus Zusammen, also ohne jemanden nahe treten zu wollen, aber dieser Bericht ist von der Überschrift bis zum letzten Satz einfach nur belustigend und realitätsfremd. Der Text wirkt als würde man einen 14jährigen Teenager das Christkind nochmal verkaufen wollen. Es freut mich für alle, die in der Hotellerie und Gastronomie herumphilosophieren – wie schon seit jahrzehnten. Eigentlich wäre das treffendere Wort „jammern“ ohne was bewegendes zu tun. Die Branche ist absolut unsexy und warum soll ein junger Mensch mit normalem Horizont sich das antun? Äußerst schlechte Bezahlung, lange Arbeitszeiten, Wochenendarbeit und es wird ja ach so super wertgeschätzt in der Bevölkerung, aber ja, das Christkind gibt es und Hoffnungsschimmer für Hotellerie/Gastronomie!!! Gut gemacht Herr oder Frau Autor… Kompliment. Wären Sie noch in der Schule würde hier nun „Thema verfehlt“ bzw. nicht begriffen stehen…

6. November 2018, 9:15

Sehr geehrter Herr Hechenberger,
Ihre so negative Einstellung zu touristischen Berufen betrübt mich, stellt doch der Tourismus eine wesentliche Säle der österreichischen Wirtschaft und unseres Wohlstandes dar. Einen Großteil der Lebensqualität, der Arbeitsmöglichkeiten und der geschaffenen Infrastruktur (Hotels, Bergbahnen, Skilifte, Erlebnisbäder, Freizeiteinrichtungen etc.) auch in den entlegensten Tälern verdanken wir dem Tourismus. Ohne Gäste könnte diese Infrastruktur auch für die Einheimische nie gebaut und erhalten werden. Einige weniger gute Effekte möchte ich dabei gar nicht verschleiern, doch sollte in einem Lande wie Österreich, das sogar in seiner Kernkompetenz als Tourismusweltmeister tituliert wird, die positive Tourismusgesinnung überwiegen.
Ich arbeite über 30 Jahre im Tourismus und brenne immer noch dafür! Die Freizeit- und Tourismuswirtschaft ist eine der vielfältigsten und spannendsten Branchen. Sie ermöglichte mir, viele Länder der Welt kennenzulernen, meinen Horizont zu erweitern und auch Karriere zu machen. Ich glaube, es kann nicht genug gesagt und geschrieben werden, um junge Menschen für gute und zukunftsträchtige Berufe im Tourismus zu motivieren.
Mit besten Grüßen
Renate Danler

6. November 2018, 9:44

Liebe Frau Danler,
ich hatte kürzlich das Vergnügen an den Seefelder Tourismusgesprächen teilnehmen zu dürfen.
Dort ging es – wie sollte es anders sein – um das Thema wie man Mitarbeiter für den Tourismus begeistern kann.
Die durchaus spannenden Vorträge führten subtil zur Erkenntnis, dass die Unternehmer, wenn sie Mitarbeiter bekommen und halten wollen, nur ihre Denkweise verändern müssen. Quasi: Du bist selber Schuld, dass du keine Leute hast. Dass es Faktoren gibt die nicht im Einflussbereich der Hoteliers liegen wurde ausgespart.

Die anschließende Diskussion war für mich sehr aufschlussreich und gleichermaßen ernüchternd.
Die einzelnen Expertenmeinungen waren durchaus fundiert. Eine konkrete Lösung für das drängende Problem des Mitarbeitermangels konnte aber auch hier niemand geben. Die Gemengelage ist schwierig.

Eine Aussage blieb mir dabei besonders in Erinnerung. Eine erfahrene Hotelchefin meinte, dass schon ihre Mutter ihr vor 30 Jahren gesagt hat, dass die beständige Abwertung der Lehre gegenüber der Matura irgendwann dazu führen wird, dass niemand mehr die handwerkliche Arbeit erledigen will.

Ich weiß, dass es sehr ärgerlich ist, wenn sich die Realität nicht an die gewünschten Resultate hält. Aber vielleicht sollten wir darüber nachdenken wie wir das Ausbildungssystem an die Generation Smartphone anpassen können.
Dazu pass hervorragend ein Zitat von Einstein das auch der Vortragende Nussbaumer verwendet hat:
Die Definition von Wahnsinn ist: Immer dasselbe zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.

6. November 2018, 10:11

Vor allem müssen die in den Ausbildungen vorgesehenen (verpflichtenden) Praktika diesem Ziel untergeordnet werden und für den Tourismus als Arbeitgeber werben. Derzeit ist eher (Ausnahmen bestätigen immer die Regel) das Gegenteil der Fall. Die überwiegende (mind. 80%!) der Betroffenen geben an nach „dieser Erfahrung sicher nicht im Tourismus arbeiten zu wollen.“ Und verwandte (Dienstleistungs)Branchen nehmen diese Absolventen gerne.

7. November 2018, 16:49

Anhand der Kommentare lässt sich ganz klar, die Wichtigkeit einer positiven Kommunikation nach außen erkennen. Im Anpreisen unserer touristischen Angebote sind wir vermutlich schon weltmeisterlich. Nun ist es an der Zeit über die positiven Aspekte der Tourismusbranche als Arbeitgeber, nicht nur zu sprechen, sondern diese auch hervorzuheben.

Ich möchte an dieser Stelle Roland Fink (Eigentümer von niceshops und Gewinner des „Best Workplace Award 2018“ in der DACH Region) zitieren: „Die Arbeit selbst kann man nicht ändern, man kann aber versuchen, die Rahmenbedingungen so angenehm wie möglich zu gestalten. … “

Völlig klar, dass der Tourismus andere Vorzeichen und Herausforderungen in Punkte Arbeitszeit, etc. mit sich bringt, doch sollte uns dieser Umstand davon abhalten mit innovativen Ideen voranzuschreiten? Ich denke nicht…

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