20. September 2010 | 10:27 | Kategorie:
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Preismanagement im Tourismus

Wie auch schon Michaela Reitterer dargestellt hat, ist das Thema „Preis“ – nicht nur in der Stadt – hochsensibel. Umsätze sind immer noch Nächtigungen x Preis. Das 5. Forum Tourismus &Freizeit der Akademie für Tourismus-Management setzt sich am 8.10. um 10.00 Uhr auf der Uni Linz mit genau diesem Team auseinander:
Neben Einstiegsstatements von Hans-Dieter Toth, Geschäftsführer Eurotours GmbH, der unter anderem mit Billig Angeboten über Hofer Reisen verkauft, und Marketingprofessor Thomas Werani von der Uni Linz werden im Anschluss auch die Hoteliers Armin Falkner und der langjährige ÖHV Präsident Helmut Peter über dieses Thema diskutieren.

Programm und Anmeldung unter: http://www.oberoesterreich-tourismus.at/alias/lto/akademie/programm

/100360884/programm.html

Kostenloser Eintritt.

PS: Meines Erachtens ist das beim Preis irgendwie so wie bei den Medien. Wer ist verantwortlich für den Schund in den Medien? Die Medienmacher oder die Leute, die das konsumieren? Wer hat Macht, wer hat Verantwortung? Eines tut jedenfalls wirklich Not. Es braucht doch niemand zu glauben, dass Lockangebote den Betrieben helfen. Für 99 Euro drei Nächte Halbpension und Schikarte zahlt der Betrieb „drauf“ und beim nächsten Besuch wird der Gast dann auch nicht viel mehr bezahlen wollen. Außerdem „lockt“ dann schon wieder ein anderes Angebot mit 99 Euro… Im Unterschied zur Warenproduktion können wir unseren Tourismus nicht billig in China produzieren. Das ist gut so, aber hat auch seinen verdienten! Preis.

20. September 2010, 11:01

Das Vier-Sterne-Haus mit Wellnessanlage und Halbpension um 30 Euro pro Person und Nacht hat in einigen Tourismusdestinationen fast schon Tradition – quasi als unternehmerisch-kreative Antwort auf sommerlichen Dauerregen oder das Jännerloch. Wer seine Preise senkt, braucht ein deutliches Mehr an Auslastung, hat mir Martin Schumacher einmal trocken-pragmatisch erklärt. Folglich kann ein niedrigerer Preis auch nur bei großen Kapazitäten, hoher Auslastung und niedrigen Kosten zum Erfolg führen. Unsere Betriebe sind klein strukturiert, kämpfen mit stark fluktuierender Auslastung und haben strukturell bedingt hohe Fixkosten. Also?

21. September 2010, 8:35

Sehr geehrte Frau Reisner!

Wir meinen, die Billigpreisschiene ist nicht nur der Beginn einer Abwärtsspirale bis hin zum Ruin für den Betrieb, sondern möglicherweise auch für den Ort bzw. die Region sehr negativ in vielerei Hinsicht.

Wir arbeiten gemeinsam mit Wirtschaftskammer- und AMS- Zell am See seit Jahren am Projekt Ganzjahrestourismusbetriebe. Ziel ist die Steigerung der Anzahl der Ganzjahresbetriebe. Im Rahmen dieses Projektes wurden 2008 und 2009 Umfragen unter allen 3 und 4 Stern Betriebe durchgeführt. Auf Basis perönlicher Besichtigungen vor Ort und Gesprächen mit UnternehmerInnen wurden insgesamt 12 Ganzjahrestourismusbetriebe ausgezeichnet. Besondere Erfolgsfaktoren sind aus unserer Sicht: Die Inhaber leben ihren Betrieb, sind glücklich wenn der Gast glücklich ist und haben ein treues MitarbeiterInnen Team.
Deshalb haben wir in der Umfrage 2009 besonderen Wert auf die sozialen Kompetenzen gelegt.

Wünschenswert wäre die Entwicklung eines Leitfaden für Billigbetriebe, wie diese aus dieser Falle kommen können.

mfg
Michael Payer
Regionalmanager

21. September 2010, 10:14

Sehr geehrter Herr Payer, danke für Ihren Beitrag und den Hinweis auf die Destination. Ein wichtiges Thema für den von Ihnen angeregten „Leitfaden“ wäre, die Preise nach Vollkosten zu kalkulieren. Es ist zwar verlockend (weil einfach) den Preis nach den variablen Kosten pro Nächtigung zzgl. Deckungsbeitrag zu berechnen, doch führt diese Strategie – dank der traditionell hohen Fixkosten im österreichischen Tourismus – schnell in eine finanzielle Sackgasse.

21. September 2010, 10:17

Das Thema „Preisgestaltung“ ist fixer Bestandteil in unserem Weiterbildungsangebot. So auch bei unserem nächsten ÖHV-Praktikerseminar, am Donnerstag, 30. September in Innsbruck – eben weil das Thema so wichtig ist, für Stadt- und Ferienhoteliers, für große und kleine.

Details gibt es hier:
http://www.oehv.at/?seIDM=G5MDE830-2JJF-CJNV-RYMX-0BHI8LLXGXA7

21. September 2010, 13:18

Die Preisgestaltung wird trotz Weiterbildungsmöglichkeiten immer ein problematischer Bereich bleiben, wenn laufend Überkapazitäten mit Fremdkapital errichtet werden und danach die Auslastung fehlt,weil die ach so gerühmten Konzepte nicht funktionieren. Wenn sich diese Betriebe nur gegenseitig konkurrenzieren würden,- aber Sie bringen alle kleinen Familienbetriebe in Bedrängnis.die einen betriebswirtschaftlich sinnvollen Preis realisieren müssen. Denn hier steht keine Bank dahinter, sondern der Unternehmer selbst.

22. September 2010, 16:15

Kohl & Partner hat im letzten Sommer im Auftrag der Wirtschaftskammer Tirol eine Preisstudie zum Thema Sommerpreise in Tirol erstellt. Es wurden die Preislistenpreise von 172 Tiroler Ferienhotels in den Kategorien 3 Sterne bis 5 Sterne untersucht, mit entsprechenden „Billig-Angeboten“ am Markt verglichen und Empfehlungen abgeleitet. Die Kernaussagen aus der Studie waren: Die regulären Sommerpreise (laut Preislisten) liegen im Schnitt um 28 % unter den Winterpreisen (In Top-Winter-Destinationen sogar bis zu 50 %). Billig-Angebote liegen im Schnitt um 10 % in den 3-Sterne-Hotels und um 28 % in den 4-Sterne-Hotels unter den Preislistenpreisen.4-Sterne-Billig-Angebote liegen im Schnitt um € 5 pro Person und Tag unter den regulären 3-Sterne-Preisen in der entsprechenden Saisonzeit, was zu einem massiven Druck auf die 3-Sterne-betriebe führt. Preisnachlässe sind nur durch massive Nächtigungssteigerungen aufzufangen. So braucht beispielsweisse ein 4-Sterne-Hotel für einen 10 %igen Preisnachlas eine Nächtigungssteigerung von + 17 %, um das selbe Ergebnis zu erzielen als zuvor. Eine Preisreduktion um 20 % braucht eine Nächtigungssteigerung von fast 40 %! Fazit: Preisschleudern lohnt sich nicht – neben den betriebswirtschaftlichen Gefahren gibt es noch eine ganze Reihe von strategischen Risiken (wie Zielgruppen-Veränderung, Ausstrahlung auf den Winter, Imageschäden, usw.) die mit einer Billig-Preisstragie einher gehen. Der Fokus muss generell wieder verstärkt auf die zweifelsohne tollen Leistungen der österr. Hotellerie gelenkt werden.

Erich Liegl

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