3. Juli 2016 | 21:42 | Kategorie:
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Mittelklasse bei Rentabilität in Führung

Einfache Faustregeln halten sich oft lange und haben vor allem den Vorteil der einfachen Berechnung und der verbreiteten Glaubwürdigkeit. Sind sie auch oft vom Standpunkt der methodischen Ableitung manchmal in Frage zu stellen, so haben sie doch den Vorteil komplexe Zusammenhänge prägnant darzustellen. So ein verbreiteter – und auch verkürzter – Zusammenhang wird auch des Öfteren zwischen den Errichtungskosten eines Hotelzimmers und dessen Erlös hergestellt, wobei die Regel besagt, dass die Room-Rate tunlichst ein Tausendstel der Errichtungskosten eines Zimmers betragen solle.

Der Praxistest fällt aufgrund der heimischen Aufzeichnungsusancen nicht leicht, da die Aufteilung der Arrangement-Erlöse in Beherbergung, Verpflegung und weitere Leistungen nicht immer nachvollziehbar ist. Aus diesem Grund werden die durchschnittlichen Gesamterlöse pro Zimmerbelegung den durchschnittlichen Zimmer-Errichtungskosten gegenübergestellt. Dabei wird ersichtlich, dass die Hotelbetriebe der Qualitätsklasse (4, 4S und 5 Sterne) einen durchschnittlichen Gesamterlös pro Zimmerbelegung erzielen, der exakt ein Tausendstel der Errichtungskosten von EUR 200.000 pro Zimmer ausmacht.

Die Unternehmen der 3-Stern-Kategorie hingegen erzielen einen Gesamterlös pro Zimmerbelegung, der bei angenommenen Zimmer-Errichtungskosten von EUR 100.000 den daraus abzuleitenden Zielpreis um 38 % übersteigt. Das Verhältnis von Kapitaleinsatz zu den damit erzielten Erlösen ist also in der Mittelklasse deutlich besser als in der Luxusklasse.

Der Vergleich mit ungefähren Durchschnitts­werten sowohl in den Errichtungskosten als auch den durchschnittlich erzielten Preisen pro Zimmerbelegung ist nur mit verschiedenen Annahmen möglich. Trotzdem zeigt sich sehr deutlich, dass das Verhältnis von Investitionskosten zu den damit zu erzielenden Einnahmen in der Mittelklasse deutlich besser ist als in der Luxusklasse. Da spricht also Vieles dafür gerade in der Qualitäts­hotellerie sehr sorgfältig mit den Rechenstift umzugehen, wenn neue Investitionen geplant sind.

Der Bericht über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich (S 19) weist darauf hin, dass der reale Aufwand der Konsumenten pro Übernachtung seit mehreren Jahren rückläufig ist. Die Unternehmen der Mittelklasse können dem Bedürfnis nach preisgünstigem Urlaub und dem via Internet ausgetragenen Preiswettkampf besser entsprechen.

 

Mehr zu diesem Thema findet sich unter:

http://blog.oeht.at/2011/08/27/der-return-on-investment/

http://blog.oeht.at/2016/03/06/motel-one-fuer-die-alpen/

http://blog.oeht.at/2016/01/17/der-preis-ein-dauerthema/

 

6. Juli 2016, 13:06

Wir können Ihre Aussage voll und ganz unterstreichen, da gerade in der Luxusklasse eine effiziente Kosten/Nutzen-Relation nur sporadisch gegeben ist. Zu oft wird bei Investitionen vergessen kritisch zu hinterfragen ob der Gast wirklich bereit ist für ein 37m² Doppelzimmer rd. 23,3 % mehr zu bezahlen als für ein 30m² Standard-Doppelzimmer.
Hinsichtlich der Mittelklasse-Hotellerie muss aber klar zwischen profilierten Betrieben und der „toten“ Mitte unterschieden werden, denn genau in dieser Thematik trennt sich die Spreu vom Weizen. In der Beraterpraxis hat sich gezeigt, dass nur jene 3-Stern Betriebe langfristig rentabel sind, die über eine klar definierte Zielgruppe verfügen und nicht im Einheitsbrei untergehen.
Somit gilt vor dem Hintergrund der immer qualitätsbewussteren Gäste für beide Kategorien, Mittel- wie auch Luxusklasse, dass Investitionen vor allem dann effektiv sind wenn sie in buchungsentscheidende Infrastruktur getätigt werden. Die Kapitelrendite muss dementsprechend durch konsequente Flächenoptimierung in anderen Betriebsbereichen sichergestellt werden.

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