1. März 2019 | 10:50 | Kategorie:
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Unbalanced Tourism – Beim Kunden mit Alternativen punkten

Vor lauter Touristen die Sehenswürdigkeiten nicht sehen – darüber beklagen sich immer mehr Urlauber. Über „Overtourism“ und den scheinbar unaufhörlichen Besucherstrom in die Metropolen dieser Welt wurde in den Medien zuletzt viel berichtet und diskutiert. Auch am Beispiel Hallstatt wird das Problem besonders deutlich: Das kleine Städtchen im Salzkammergut zählt 770 Einwohner. An gut besuchten Tagen kommen bis zu 10.000 Touristen in den Weltkulturerbeort – vorrangig aus dem asiatischen Raum. Dass hier nicht viel von der Kleinstadtidylle übrig bleibt, ist klar. Nun soll der Massenandrang zumindest etwas gelenkt werden. Besonders die vielen Reisebusse werden als störend empfunden, denn hier kam es in den letzten Jahren zu einem rasanten Anstieg. Waren es 2014 noch 7.917 Transporte, zählte man 2018 schon 19.344. Ähnlich wie Flugzeuge auf Flughäfen sollen die Busse zukünftig bestimmte Zeitfenster, sogenannte Slots, zur Einfahrt in den Ort erhalten, die die Ankünfte der Touristen regulieren sollen.

Österreicher passen Reiseverhalten an

Die Österreicher kennen das Overtourism-Phänomen bzw. die daraus resultierenden Ärgernisse nicht nur aus dem eigenen Land, sondern vor allem von ihren Auslandsurlauben und passen ihr Reiseverhalten entsprechend an. So vermeiden laut aktueller Ruefa Reisekompass-Umfrage bereits zwei Drittel der Österreicher bestimmte Destinationen bzw. verzichten auf touristische Hotspots ganz bewusst. 29 Prozent wurden bereits Zeuge von „Overtourism“. In diesem Zusammenhang werden vor allem überfüllte Plätze und Strände, der Verlust des lokalen Kolorits und lange Warteschlangen vor beliebten Sehenswürdigkeiten genannt.

Touristenströme schlecht verteilt

Barcelona, Amsterdam und Venedig sind die derzeit wohl am stärksten frequentierte Städte in Europa. In Kataloniens Hauptstadt kommen auf ca. 1,6 Millionen Einwohner jährlich um die 30 Millionen Urlauber. Angesichts dieser Zahlen ist es also nicht verwunderlich, dass sich eine gewisse „Touristen-Phobie“ einstellt – nicht nur bei den Bewohnern, sondern auch bei den Besuchern.

Wie also als Touristiker mit Overtourism umgehen? Ich denke, man sollte den Diskurs eher in Richtung „Unbalanced Tourism“ führen, denn im Grunde gibt es ja nicht ein Zuviel an Tourismus, sondern nur eine schlechte Verteilung der Touristenströme. Interessante Reiseziele gibt es genug, die Frage ist also, wie man Kunden für alternative Destinationen begeistert. Hier sind wir als Reiseveranstalter und Reisemittler selbst gefragt, in der Produktgestaltung und im Vertrieb Verantwortung und Initiative zu ergreifen, um die Besucherströme zu entzerren.

Denn es gibt viele Gründe für den Besuch wenig bekannter Reiseziele, die man nicht vorab schon tausendfach in Reisebroschüren oder auf Instagram gesehen hat. Destinationen abseits der ausgetretenen Touristenpfade bieten die Gelegenheit zur authentischen Begegnungen mit Einheimischen, intakte Naturlandschaften und die Chance auf neue, unerwartete Eindrücke. In der Toskana zum Beispiel sind auch kleinere Städtchen wie Volterra, Colle Val d’Elsa oder Montepulciano spannende Destinationen und bieten im Gegensatz zu Florenz, Pisa oder Siena noch echtes toskanisches Flair. Es gilt also, den Kunden attraktive Alternativen anzubieten, um aktiv zur Entzerrung der Touristenströme beizutragen. Das lohnt sich im besten Fall auch finanziell, denn einzigartige Destinationen oder Reiserouten im Portfolio zu haben, kann für Anbieter auch ein Alleinstellungsmerkmal und somit ein Wettbewerbsvorteil sein.

Über den Tellerrand blicken

Reisende, die dennoch die berühmten Touristenmetropolen bereisen möchten, können jedoch mit ein wenig Out-of-the-Box-Denken ebenso gut serviciert werden. Dazu sind einige Fragen hilfreich: Wann ist in diesen Städten weniger los und welche Reisezeit bietet sich an? Stichwort Vorsaison nutzen. Es ist ebenfalls ratsam Kurztrips unter der Woche statt am Wochenende zu buchen. Welche Geheimtipps, alternative Sehenswürdigkeiten oder Ausweichrouten gibt es? In Venedig zum Beispiel gibt es so viel mehr zu entdecken, als den Markusplatz, den Dogenpalast und die Rialto-Brücke. Wer kennt zum Beispiel Sant’Elena, das Ghetto Nuovo oder Mazzorbo? Auch im Viertel Cannareggio kann man vor allem morgens und abends noch ins Alltagsleben der Venezianer eintauchen.

Steht der Besuch einer berühmten Touristenattraktion am Programm, gilt es besonders gut zu planen, um so lange Wartezeiten bestmöglich zu vermeiden. Dafür bieten wir bei Ruefa zum Beispiel die Buchung von Tickets für Sehenswürdigkeiten und Events, City Cards, Stadtrundfahrten oder Stadtführungen als Zusatzleistung gleich bei der Reisebuchung an. Das spart vor Ort Zeit und Nerven und verringert auch die Touristendichte an den Hotspots.

Kommen die Kunden dann entspannt und mit vielen schönen Erinnerungen aus dem Urlaub zurück, so wenden sie sich auch für die Buchung ihrer nächsten Reise gerne wieder an uns. Wer weiß, vielleicht heißt es dann auch „auf nach Valencia“ statt nach Barcelona. Empfehlenswert wäre es allemal.

1. März 2019, 16:33

Mir aus der Seele gesprochen. Wir brauchen Ideen für den nächsten Evolutionsschritt im Tourismus. Großartige Keywords, die dafür werben, was Transformation leisten kann: Out of the box — Über den Tellerrand blicken – Geheimtipps für alternative Sehenswürdigkeiten …

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