13. April 2022 | 10:11 | Kategorie:
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Vail-Resorts-Übernahme Andermatt

Jüngst hat der weltgrößte Schigebietsbetreiber, Vail Resorts mit Hauptsitz in Colorado, angekündigt, rund 150 Millionen SFr in die Andermatt Sedrun Sports AG für eine Beteiligung von 55 Prozent zu investieren. Damit hat Samih Samiris mit dem Tourismusriesen Vail Resorts den lang gesuchten Investor für weitere Entwicklungen in Richtung Top-Destination gefunden.

Mit einem Wort: Es geht um Destinationsmanagement in großem Stil. Synergien werden genützt. Finanzierung und Marketing erfolgen aus einer Hand. Beherbergungsbetriebe, Restaurants, Retail und Bergbahn werden zentral gemanagt.

Der visionärste ÖHV-Präsident, Helmut Peter, hat diese Möglichkeiten schon in den 2000er Jahren vorausgesagt.
…aber mit österreichischen Strukturen erscheinen solche Lösungen leider in weiter Ferne oder schlicht und einfach gar nicht möglich….

13. April 2022, 10:19

Ich danke Thomas Reisenzahn recht herzlich für dieses Update. Andermatt stellt für mich seit Jahren eines der interessantesten Beispiele für Großinvestitionen und den damit verbundenen Chancen und Gefahren im alpinen Raum dar. Siehe dazu

https://www.tp-blog.at/destinationen/andermatt-eine-zwischenbilanz

Mit dem neuen Investor geht das Ressort auf eine neue Ebene, die es nach wie vor aufmerksam zu beonachten gilt!

14. April 2022, 16:50

Ich sehe es ein wenig differenzierter: die Andermatt Organisation war in den letzten Jahren durch zahlreiche Wechsel auf Mitarbeiterebene oft eher handlungsunfähig denn innovativ. Es wurden zahlreiche Hotel- & Gastroprojekte realisiert, der Resortmanagement Ansatz steckt aber nach wie vor in den Kinderschuhen. Wir von Saint Elmo’s hatten mit unseren KollegInnen von Serviceplan Schweiz kreativste und innovative Ansätze in Andermatt vorgeschlagen, wurden aber mehrmals vertröstet – Mitarbeiterwechsel. Jetzt steigt der weltgrößte Skiresortbetreiber ein um in Europa Fuss zu fassen. Für mich sieht es eher nach einem Rückzug von Herrn Samiris aus – wegen fehlender Innovations- & Resortbereitschaft der vielen Einzelunternehmen in Andermatt. Auch in Sankt Johann zieht sich der internationale Investor mangels Erfolgsbilanz hingegen wieder zurück. Nicht nur Wien ist anders. Auch Österreich. Oder vielleicht besser: die g‘standenen Touristiker in den Alpen. Bei aller Liebe zur Investition: nachhaltig und von Vorteil dür die lokale Bevölkerung waren solche Großinvestments in alpinen Tourismusregionen noch nie. Das Gegenteil von Resonanztourismus, Begegnung mit der alpinen Lebenskultur und vielen ‚Neuen Wegen‘ die allerorts in den Bergen ausgerufen wurden. Ich wünsche dennoch den Verantwortlichen viel Erfolg mit ihren neuen Mit-Eigentümern.

17. April 2022, 9:44

Das von Thomas Reisenzahn erwähnte „Destinationsmanagement im großen Stil“ entspricht dem idealtypischen Ansatz, wie ihn u.a. auch der St. Galler Professor Thomas Bieger, inspiriert durch Beispiele aus Nordamerika, propagiert hat. Das war in etwa zu Helmut Peter’s ÖHV-Zeiten der Fall.

Für Österreich und andere Teile der Alpen kommt dieser Zugang wegen der historisch gewachsenen Strukturen kaum in Frage. Trotzdem besteht vielerorts ein ausgezeichnetes Destinationsmanagement, das den Vergleich mit jenem von Investoren-Ressorts nicht zu scheuen braucht.

Dass die Andermatt Swiss Alps (ASA) in der Zentralschweiz „Destinationsmanagement im großen Stil“ umsetzen kann, hängt damit zusammen, dass ihr Ressort quasi auf der grünen Wiese entstanden ist. Oder mit anderen Worten: im wirtschaftlichen Niemandsland. Denn nach dem Rückzug des Militärs aus der „Gotthardfestung“ – eine Folge der Neugliederung der Schweizer Armee – ist der Region ihre zentrale wirtschaftliche Säule weggebrochen.

Die kritischen Anmerkungen von Martin Schobert haben ihre Berechtigung und ich bin bei ihm, wenn er den Verantwortlichen viel Erfolg wünscht. Der wird notwendig sein. Vergleicht man nämlich den Umfang der in den vergangenen Jahren getätigten Investitionen in das Ressort mit der Zahl der bislang erzielten Hotelnächtigungen, so besteht noch viel Luft nach oben.

Übrigens: Die Hochschule Luzern hat den Werdegang der Gemeinde Andermatt parallel zur Ressortentwicklung in den Jahren 2009 bis 2019 erforscht (https://best-andermatt.ch/studie-2/schlussberichte/). Schwerpunkte der Analysen waren sozio-ökonomische und soziokulturelle Aspekte. Die Handlungsempfehlungen, die daraus resultieren, sind auf weite Strecken deckungsgleich mit dem, was wir hierzulande seit langem praktizieren, um eine Symbiose von touristischer Destination und Lebensraum der Bevölkerung zu schaffen.

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