5. Dezember 2023 | 10:46 | Kategorie:
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Skifahren – Luxus oder noch leistbar?

So lautete kürzlich der Titel einer ServusTV-Sendung. Auch zahlreiche andere Medien befassten sich in den vergangenen Tagen mit diesem Thema, meist mit kritischem Unterton. Hier einige Schlagzeilen aus weiteren Berichten:

  1. Skifahren gilt generell als Volkssport Nummer eins in Österreich. Doch ist der beliebte Wintersport heutzutage auch noch leistbar? (Vorarlberger Medien – VOL.at)
  2. „Schifahren wird nie wieder Massensport“ – „Preishammer“ in den Alpen (Frankfurter Rundschau)
  3. …ob Skifahrer und Skifahrerinnen angesichts dieser Preise in Wedelstimmung kommen, wird sich zeigen.. (Standard)
  4. Skifahren ist zu teuer, Skifahren ist Luxus, Skifahren ist nur noch leistbar für gut betuchte Touristen aus dem Ausland (Kurier)

Nach all den Beispielen stellt sich nun die Frage: Was genau versteht man unter Luxus?

Die Definition von Luxus hängt davon ab, wie wir ihn interpretieren. Luxus kann als alles betrachtet werden, was wir konsumieren, aber nicht zwingend benötigen. Beispiele hierfür gibt es viele: sei es, dass wir zwei Autos besitzen, obwohl eines ausreichen würde, eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern, von denen nur eines genutzt wird, oder der Kauf neuer Schuhe, obwohl der Schrank bereits gut gefüllt ist.

Unter dieser Perspektive wird nahezu jede Anschaffung in unseren Breitengraden zu einem Luxuskauf, da wir von beinahe allem genug besitzen. Jedoch birgt diese Definition von „Luxus“ einige Tücken, die durchaus bedacht werden sollten. In der westlichen Welt hat sich eine neue Formel des Wohlstands etabliert („age of less„), die nicht nur in der Oberschicht Fuß fasst und manches, was früher als schön und erstrebenswert galt, zum Luxus erklärt. Diese Entwicklung macht es nicht nur im Tourismus schwierig, ein passgenaues Produkt oder Angebot für diese Zielgruppe zu finden. Das Konsumverhalten dieser Gruppe gegenüber den vielfältigen „Luxus-Angeboten“ erscheint oft hybrid, sprunghaft und willkürlich.

Der Blick auf „Luxus“ hat sich also verändert, ebenso wie die Art und Weise, wie wir darüber kommunizieren. Getrieben von der Generation „Z“ ist Luxus nicht mehr das „Bling-Bling Protzen“, sondern gilt mittlerweile als gesellschaftlich nicht mehr tragbar. Eine kluge Reaktion darauf ist vonnöten. Die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung und das Streben nach Umweltschutz werden künftig den Unterschied ausmachen, sei es für Hotelbetriebe oder Destinationen. Maßnahmen zum Schutz der alpinen Natur und der Region, unter Berücksichtigung kommender Generationen, werden einen entscheidenden Platz einnehmen.

Menschen werden sich auch in Zukunft belohnen und sich etwas Gutes tun wollen, jedoch soll dieser Genuss mit einem guten Gewissen einhergehen. Hierbei müssen Destinationen und Betriebe klar darlegen, wie sie nachhaltig agieren, und transparent kommunizieren, wie die Region von ihren Maßnahmen profitiert. Potenzielle Gäste stellen heute mehr Fragen als je zuvor. Die Authentizität in der Kommunikation darüber, wofür der Betrieb und die Winterdestination stehen, wird zum Ziel. Ein solcher Wertekompass dient nicht nur den Gästen, sondern auch den Mitarbeitern als Orientierung, da auch sie Teil der Lösung sein möchten, nicht Teil des Problems.

Doch wie steht es um das verfügbare Einkommen?

Trotz kräftiger Lohnabschlüsse wird der Einkommenszuwachs durch die hohe Inflation aufgehoben, was zu einem realen Kaufkraftverlust im Gesamtjahr 2023/24 führen kann. Den gewohnten Winterurlaub ausfallen zu lassen, ist jedoch für die Wenigsten eine Option. Die Inflation beeinträchtigt jedoch viele negativ hinsichtlich ihres Urlaubs-Budgets. Bei eingeschränkter Ausgabebereitschaft zeigt sich der Einfluss der Inflation beispielsweise auf die Auswahl der Weine auf der Speisekarte und führt dazu, dass preisgünstigere Ferienwohnungen in alpinen Destinationen wieder vermehrt nachgefragt werden.

Die Gretchenfrage lautet also: Was bedeutet das für den Winterurlaub?

Skifahren ist zweifellos zu einem Luxusgut geworden. Diese Thematik erfordert eine Neubesetzung. Es geht darum, stärker auf den „Sinn“ abzuzielen, auf das „Etwas für mich und für andere tun.“ Dies sollte die Hotellerie dazu inspirieren, das beste Umfeld für dieses neue „Luxusprodukt“ zu schaffen, so wie es erfolgreich bei anderen rar gewordenen „Luxusgütern“ praktiziert wird. Wellness wird neu interpretiert, sinnstiftende Slow-Down-Aktivitäten an der frischen Luft werden angeboten, und „Detox“ vom Alltag wird beworben. Die Botschaft lautet: Sich selbst etwas Gutes zu tun (für die Freude und/oder Gesundheit) ist der wahre Luxus, den sich Menschen auch in Zukunft leisten wollen.

5. Dezember 2023, 15:02

Liebe Leser des TP-Blogs,

Um gleich direkt auf die Frage nach möglichen Auswirkungen für den Wintertourismus einzugehen: ich denke auch, daß sich viele den HAUPTWinterurlaub nicht nehmen lassen werden (oder möchten), und daher die Ferienzeiten wohl gut gebucht sein werden. Dies ist jedoch sicher kein Grund, sich entspannt zurücklehnen zu können…

Kritischer könnte es für den Zweit-und Dritturlaub werden, die paar Skitage zwischendurch, denn die kann man (wenn man möchte) wohl relativ leicht einsparen und dadurch verschmerzen. Die Multioptionalität des Winterurlaubers könnte auch weiter steigen, sprich auf den einen oder anderen Skitag bewusst verzichten, dafür einen kostenlosen Winterspaziergang, oder eine Rodelpartie oder das immer beliebtere Skitouren- oder Pistengehen auszuüben.

Die Frage nach dem leistbaren Skifahren ist in Summe sehr diffizil: Skifahren per se muss nicht zwangsläufig teuer sein, da es nach wie vor relativ viele kleine Skigebiete gibt, welche mit günstigen Stunden-, Halbtages- oder Familientickets punkten. Ob die Grösse dieses Liftes oder Kleinstskigebietes jedoch dann wiederum dem Anspruch des Nutzers entspricht, steht bereits wieder auf einem anderen Blatt Papier geschrieben.
Da wird wohl jeder selbst die Entscheidung treffen müssen, ob Skifahren zwingend nur mit topmodernen, beheizten Sesseln, oder doch in einer etwas puristischeren und preisgünstigeren Form konsumierbar ist?

Angesichts der in Österreich getätigten Investitionen in die hohe Qualität des Skifahrens könnte man wohl sagen, daß ein Skiticket nach wie vor (den)PreisWert ist – wenn aber genau diese Investitionen den Preis aus Sicht potenzieller Kunden in zu luftige Höhen treiben, und dieser dann ausbleibt, stellt sich wiederum die Frage: wieviel Luxus brauchen wir beim Ausüben einer Sportart und Bewegungsform an der frischen Luft?

Skifahren war jedoch auch in früheren Jahren a) nicht für jeden leistbar und b) nicht jedermanns/Fraus Sache. Dies zeigt sich inzwischen nicht nur im urbanen Umfeld, mit immer mehr Menschen, welchen Skifahren mehr als fremd ist, sondern auch vermehrt in den Skihochburgen im Westen, wo es keinesfalls mehr selbstverständlich ist, daß Kinder bereits in frühen Jahren das Skifahren erlernen.
Daß die aktuelle Gemengelage wiederum die Zahl der Skifahrer kaum befeuern wird, ist wohl ebenfalls Fakt. Somit könnte der Konkurrenzkampf um den Gast künftig (noch) härter werden, die Zahl der Skigebiete klimatisch oder mangels notwendigen Investments weiter schrumpfen, was wiederum für die (sicher ausreichend) verbleibenden Skigebiete noch mehr Exklusivität bringen könnte….in Summe also eine schwierige Frage, welche auch der heuer erfreulicherweise sehr frühe und schneereiche Winterstart nicht final beantworten wird können?

Winterurlaub ist inzwischen aber längst viel mehr als „nur“ reines Skifahren, und hier wird man weiterhin gut beraten sein, als Destination/Bergbahn/Beherberger kreativ potenzielle Gästebedürfnisse auf und vor allem abseits der Piste zu erfüllen, und ob und wie oft sich der Gast dann den „Luxus Skifahren“ leisten wird wollen, liegt dann im Ermessen desselben…

5. Dezember 2023, 16:54

Ehe es ins inhaltliche geht, ersuche ich journalistisch vorweg um Gnade: der Text wurde in fernen Landen ins Handy diktiert. Ich denke – das mag schon mal ein Widerspruch in sich sein – dass man nicht zu viel glauben soll wie diese Saison verlaufen wird. Zum einen weil es so viele Umfragen und Meinungsforschung zum Thema gegeben hat wie noch nie. Zum anderen weil der Schneefall die Meinungsumfragen manchmal sogar ins Gegenteil verkehren lässt. Wer auf einmal die Möglichkeit hat Wintersport vor der Haustür auszuüben beziehungsweise wenn Kinder zwischen drei und acht Jahren überraschend zu dieser Möglichkeit kommen ändert sich die Einsteigerfrage in den Skisport deutlich. Aber eigentlich wollte ich kurz auf die „Luxus Frage“ eingehen. Luxus ist alles nicht notwendige – aus einem Aussenblickwinkel betrachtet. „Er soll sich doch zuerst einmal gescheit ernähren und seine Kinder auf eine gute Schule schicken statt jedes Wochenende Ski zu fahren.“ Oder so ähnlich. Aber selbstverständlich gibt es auch das Luxusgut an sich. Produkte , die schon unter der Prämisse hergestellt werden, dass sich nur eine extreme Minderheit egal wo auf der Welt sich dieses Produkt leisten kann. Heute bin ich in einem der ärmsten Länder der Welt über einen Rolls-Royce gestolpert. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn hier parken alle auf den Gehsteigen. Da muss man einfach sagen: der wahre Luxus liegtin der ungleichen Verteilung von Armut und Reichtum.
In diesem Sinne ist Skifahren für Österreicher wahrlich kein Luxusgut. Daran endet auch eine weiter aufklaffende Einkommensschere nichts. Auch Thomas Reisenzahns Kommentar hat nicht deutlich herausgearbeitet, dass es beim Skifahren und Wintersport insgesamt halt 2 Österreicher gibt. Die urbane Bevölkerung und die Menschen die in den alpinen Regionen leben. Für uns Alpine ist es halt gar kein Luxus sondern besonders für Familien ein vergleichsweise kostengünstiges Beschäftigungsprogramm in den Wintermonaten. In jedem Fall ein gesundes. Im Prinzip für einzelne Erwachsene betrachtet kostet eine großflächige Saisonkarte etwa um die Hälfte mehr als ein günstiges Fitnessstudio. natürlich aufs Jahr gerechnet. Wo beginnt also der Luxus? Reicht der Verzicht auf Netflix und Amazon Prime um das zu egalisieren? Als Skifan kann man natürlich volkswirtschaftlich gut mit der Gesundheit argumentieren. Psychisch und psychisch. Eigentlich ist es wohl ein gesellschaftlicher Luxus, Menschen die in den Bergen leben, das Skifahren ausreden zu wollen

5. Dezember 2023, 22:56

Die Diskussion um die Preiserhöhung der Seilbahnen verdient es auch etwas in einem objektiveren Licht gesehen zu werden. Natürlich ist eine Erhöhung von 8,5 % von Oktober 2022 zu 2023 spürbar und hat auch wieder einmal für Aufregung gesorgt. Im selben Zeitraum ist etwa der Preis für Fernwärme um 12 % gestiegen und der Preis für Thermeneintritte und Restaurantleistungen um jeweils 11 %. Die Lohnabschlüsse der Kollektivverträge lagen durchwegs über 9 %, weil man vergangene Kaufkraftverluste ausgleichen wollte. Der VPI (Verbraucherpreisindex) insgesamt lag in diesem Zeitraum nur mehr bei 5,4 %.

Damit hat die Zunahme für Preise von Liftkarten zwar die durchschnittliche Inflation überschritten, es gäbe aber durchaus Grund für politisches Geschrei im Hinblick auf Fernwärme. Dieser Preiserhöhung ist jeder Haushalt ausgesetzt, der angeschlossen ist. Für die Leistungen der Seilbahnbetreiber hat man jedenfalls Alternativen – zuhause zu bleiben oder in ein günstigeres Skigebiet auszuweichen.

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