Scarlett und die mittlere Katastrophe
Unsere Gesellschaft mutiert zum Krisen-Junky. Klettert der DAX zum Jahresende nach oben, bietet Staaten wie China und Nowegen schwächelnden Euro-Ländern Hilfe an, freut sich der Handel über das gute Weihnachtsgeschäft – dann hat die Wirtschaftskrise (zumindest im Moment) medial keine Konjunktur. Also brauchen wir rasch Ersatz und finden diesen, wie so oft, im Wetter!
Der Winter hat uns fest im Griff, legt Flug- und Bahnverkehr in Teilen Europas lahm und sorgt für Staus und Unfälle auf den Straßen. Die Medien suhlen sich im Winterchaos und rufen vorsorglich bereits jetzt den Notstand aus. „Tief Scarlett“ ist im Anrollen und soll, so der ADAC, für „mittlere Katastrophen“ sorgen. „Erst Blitzeis, dann Schneewalze“, titelt die BILD heute und orakelt über einen „Brutal-Winter„. Damit ist das Ziel erreicht – die Gesellschaft hat ihre Weihnachts-Katastrophe! Der Schnee ist schuld, er bedroht, so der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, nunmehr sogar den deutschen Wirtschaftsaufschwung!
Im Tourismus machen wir uns Gedanken über die Zukunft des Wintersports, wir reden von „Emotionalisierung“ und davon, dass wir die Menschen wieder für den Schnee begeistern müssen! Und jetzt das! Ganz entgegen meiner sonstigen Überzeugung daher mein Appell an alle Touristikerinnen und Touristiker: Werft die PR-Maschine an! Deckt die Agenturen mit Bildmaterial ein! Zeigt ihnen, wie schön Schnee sein kann!
In diesem Sinne – Frohe Weihnachten!
Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst die niemand kann. Liegt kein Schnee vor Weihnachten jammern alle … liegt viel Schnee jammern auch alle … es muss halt endlich mal *genau richtig* viel Schnee liegen.
Aber erzähl das mal jemandem, der gerade 10h am Frankfurter Flughafen verbracht hat. Da nutzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine wie auch immer geartete PR-Maschine.
Tom, der gleich neben dem Skigebiet wohnt und sich daher über Schnee freut. Hier in Tirol hat eh jeder Allradantrieb 😉
Tatsächlich hat den frühen Schneefall noch niemand wirklich als guten Start in die Wintersaison bejubelt. Der Handel hat tatsächlich bereits profitiert und auch für die Wintersaison sind das einmal gute Voraussetzungen. Jetzt kommt es nur darauf an die Angst vor verstopften Flughäfen und damit den Fernreisen in Winterfreuden in der Nähe umzumünzen. Da bin ich allerdings bei Frau Reisner: Das sollte bald passieren, denn die meisten Reiseentscheidungen sind schon getroffen.
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