3. Mai 2013 | 07:44 | Kategorie:
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Einfach zum Nachdenken…

Die Presse berichtet heute über die Pläne von ÖVP und SPÖ, Familien in Österreich zu unterstützen. Stutzig macht mich in diesem Bericht die Aussage, wonach 2,7 Millionen Österreicher auf Grund niedriger Einkommen nicht steuerpflichtig sind. Die Lohnsteuerstatistik 2011 weist ca. 4,14 Mio. unselbstständig Erwerbstätige aus (Pensionisten werden separat erfasst); bei den Selbstständigen (Basis Einkommensstatistik) gab es 2011 884.014 Veranlagungsfälle, davon 579.917 Steuerfälle und 304.097 Nullfälle (das sind solche, die auf Grund zu niedriger Einkommen keine oder nur eine geringfügige Einkommenssteuer bezahlen). Habe ich richtig gerechnet, macht das bei gut 5 Millionen Erwerbstätigen in Österreich rund 2 Millionen, die tatsächlich auch Steuern zahlen. Wenn ich dem gegenüberstelle, dass wir rund 2,3 Millionen Pensionisten bei rund 8,44 Mio. Einwohner zählen, erübrigt sich die Frage, wie sich der Sozialstaat weiter finanzieren kann.

4. Mai 2013, 9:19

… und einige weitere „Baustellen“ wie ÖBB, Landwirtschaft, etc. weiterhin finanzieren können.

6. Mai 2013, 5:18

Guten Morgen Frau Reisner, was macht Sie denn jetzt stutzig, wieso über 3 Mio Österreicher/Innen keine Lohn-oder Einkommenssteuer zahlen? Tatsächlich 3/5 aller Arbeitenden so wenig verdienen, dass diese nichts zahlen.
Wobei man nicht vergessen sollte, was die an Mehrwertsteuer und sonstigen Abgaben leisten, mindestens 1/4 des Einkommens oder Lohns. Meinen Sie also ehe die Mehrverdiener mehr Steuern zahlen, sollen zuerst die Nichtzahler bezahlen. Oder meinen Sie die Vielzahler sollten mehr zahlen? Wo stehen Sie da?

6. Mai 2013, 7:21

Wenn eine Einkommensgrenze von 386,80 Euro pro Monat überschritten wird müssen DienstnehmerInnen UND DienstgeberInnen bereits Sozialversicherungsbeiträge abführen, ganz unabhängig von der Einkommenssteuer. Das Lohnniveau im Tourismus hat damit ebenso keinen direkten Zusammenhang.

6. Mai 2013, 9:08

Wir haben ein Steuersystem, das am Faktor Arbeit ansetzt. Daher – und hier präzisiere ich nun den Umstand meiner „Stutzigkeit – bin ich schon überrascht, dass die SPÖ (wie in besagtem Presseartikel zitiert) offenbar kein Problem damit hat, dass 2,7 Millionen Österreicher so wenig verdienen, dass ein sozialer Bonus, der am Steuersystem ansetzt, bei diesen Menschen nicht greifen kann. Ich gebe Chi Ho Lam Recht, dass Massensteuern daher das immer größer werdende Loch stopfen müssen – egal, ob das die Mehrwertsteuer oder Steuern auf Energie etc. sind. Und um auf Ihre Frage zu antworten: aus meiner Sicht sind Lohnniveau und Steueraufkommen zwei verschiedene Paar Schuhe. Diskussionen, die beides in einen Topf werfen, führen in eine Sackgasse und polemisieren: wovon sollen die Menschen Steuern zahlen, wenn sie ohnehin kaum etwas verdienen? Andererseits wissen wir auch, dass wir die Budgetlöcher auch nicht über eine noch höhere Besteuerung der sogenannten Gut- oder Vielverdiener sanieren werden. Also weiterhin Massensteuern erhöhen, um diese in Folge wieder umzuverteilen? Scheint mir kein probates Mittel für die Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit zu sein.

6. Mai 2013, 9:22

das einkommen ist leider immer unfair verteilt und Dienstleistung wie Tourismus, Friseure, aber auch Handwerker kämpfen am Endkunden mit Bestpreise – da bleibt für Mitarbeiter leider zuwenig über.
Wieso dürfen Banker mit Geld-Erfinden das Vielfache verdienen, oder Pharmakonzerne Ärzte trotz gutem Gehalt noch hinterrücks nach Amerika zum Golfspielen einladen…oder Stromgesellschaften trotz abgeschriebener Anlagen jährlich 2-stellig die Preise erhöhen…………………………………….
Die Wirtschaft wird nur mehr von Konzernen und Geldgebern dominiert, die darauf achten, dass in der Realwirtschaft für fleissige Leute wenig Geld ankommt. Und die Politiker tragen beim blöd Zusehen und mit Hoffung auf einen Energie-AR-Posten die Demokratie zu Grabe.

7. Mai 2013, 9:06

Tatsache ist, dass der Tourismus schlechte Löhne sowie Rahmenbedingungen und ein wenig ansprechendes Image für ArbeitnehmerInnen bietet. Dabei wäre das Image ein wesentlicher Grundstein für gutes HR-Marketing und nachhaltige Personalentwicklung. Vorzeigebetriebe sind leider in der Minderheit. Der Großteil touristischer Unternehmungen lässt sich trotz – zumeist – einwandfreier Hardware auf wenig nachhaltige Pricing-Strategien ein. Da wird zuerst beim Personal gespart. Die mangelnde Verbesserung der Ausbildung und ausbildenden Betriebe tut ihr übriges dazu. Schwache Gewerkschaften, welche sich aufgrund mangelnder Mitglieder aus dieser Branche nicht durchsetzen können, heben das Niveau der Kollektivverträge auch nicht an. Also auf der Einen Seite die Wirtschaftstreibenden, bei welchen man wenig an langfristigen und viel an kurzfristigen finanziellen Interessen erkennt. Auf der Anderen Seite die scheinbar ohnmächtigen ArbeitnehmerInnenvertreter. Wie perfide die Situation ist, erkennt man beim Blick auf die Strukturen der öffentlichen Hand. Sie sind maßgeblich von parteipolitischen Interessen geprägt und gesteuert. Und diese sind zumeist strukturkonservativ und wenig Arbeitnehmer als mehr Arbeitgeber geprägt. Die Sesselkleber-Mentalität Österreichs macht es zudem schwer doppelte Strukturen aufzulösen. Da gibt es TVBs, City Marketing, Tourismus GmbHs zugleich in ein und der selben Destination/Region/Stadt. Geld bekommen alle, eine Legitimation scheinbar auch.

8. Mai 2013, 18:42

Die Zeiten, in denen im Tourismus schlechte Löhne und Arbeitsbedingungen herrschten, sind doch lange vorbei. Offenbar hält sich das negative Image aber hartnäckig, wie ich der Meldung von „Strukturkritiker“ entnehmen kann.

10. Mai 2013, 8:42

Man muss schon davon ausgehen, dass hier überprüfbare Quellen angegeben und tatsächliche Werte diskutiert werden. Ich gehe also nach Euro- und Austro Stat. Die Umsatzerlöse in Österreichs Tourismus je Beschäftigtem liegen im obersten EU-Feld. Ebenso hoch liegen die Personalaufwände für die unselbständig Beschäftigte, jedoch ohne ebensolch hohe Netto-Löhne. Denn diese – liebe Frau Gruber – sind einer überdurchschnittlich hohen Besteuerung des Faktors Arbeit in Österreich zuzurechnen. Zudem ist die Bruttowertschöpfung (zu Faktorkosten) ebenso gut, wie die Umsatzerlöse je Beschäftigtem. Das Geld bleibt also beim Arbeitgeber und Staat kleben. Dafür sind wir im oberen EU-Feld was Bruttoinvestitionen in Sachanlagen betrifft…

Das Image der Branche ist de Fakto auch am Boden. Nehmen wir zB die Sonntagsruhe-Regelung. Im Handel wird diese in touristischen Regionen kaum eingehalten bzw. Lehrlinge dafür ausgenutzt und unter Druck gesetzt auf ihr Recht der Sonntagsruhe zu verzichten. Klar, sie sind ja günstige Arbeitskräfte und stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis. Also hier spiegeln andere Branchen, die vom Tourismus profitieren einen Negativ-Effekt auf unsere Branche. Zudem: Die Tourismus-Lehrberufe und -betriebe werden kaum überprüft (da Bundes- und nicht wie im Handel Landeskompetenz). Und dass man in der Branche für bestimmte Berufe kaum noch Lehrlinge finden kann, ist auch darin bedingt.

Ich kenne kaum eine Branche in der der Faktor Mensch so wichtig ist und für Nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg sorgen kann. Und trotzdem sind die Wirtschaft und öffentliche Hand darauf bedacht den Handlungsspielraum der Arbeitnehmer in dieser Branche zu minimieren.

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