15. Juni 2012 | 11:13 | Kategorie:
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Kultureller Egotrip oder Unternehmergeist?

Die aktuelle Auseinandersetzung zwischen dem Kuratorium der Salzburger Festspiele und ihrem Intendanten Alexander Pereira ist ein hervorragendes Schulbeispiel für die Frage, ob man öffentliche Unternehmen, in denen auch die Politik mitzureden hat, wirtschaftlich führen kann oder nicht. Das Kuratorium will das von Pereira für 2013 geforderte Budget von 64 Millionen Euro nicht genehmigen, sondern – nach Angaben namhafter Vertreter – kaufmännische Vorsicht und wirtschaftliche Vernunft walten lassen. Der Intendant agumentiert, dass er, sofern die Subventionen nicht erhöht würden,  Lohnerhöhungen (wie zuletzt bereits geschehen) aus dem bestehenden Budget finanzieren müsse und daher zielsicher auf ein Defizit zusteuern würde. Pereiras Plan setzt auf Expansion: das Geld schaffe ihm Spielraum für zusätzliche und bessere Produktionen. Damit könne er zum einen mehr Karten zu besseren Preisen verkaufen, zum anderen zusätzliche finanzielle Unterstützung durch Sponsoren sichern. Kritiker wenden ein, dass sich der Intendant (besonders weil er seinen möglichen Rücktritt in den Raum stellt) auf einem kulturellen Egotrip befinde. Immerhin hätte das Kuratorium eine Ausweitung des Budgets von 54 auf 57 und schließlich auf 60 Millionen Euro bewilligt. Was also will der Mann mehr? Nun, wahrscheinlich will der Mann in Salzburg gutes und erfolgreiches Programm machen, und dafür braucht er Geld. Ob sein Plan aufgeht, wird man wie immer erst nach der Abrechnung wissen. Die Politik wiederum hat ihre budgetären Zwänge und will sich obendrein auch nicht erpressen lassen. Die nächsten Wochen werden uns vielleicht klüger machen (oder vielleicht auch nicht), wenn es um die Gretchenfrage der wirtschaftlichen Führung geht. Ich persönlich glaube ja nicht so recht daran. Vor allem in Österreich fehlen mir die Beispiele dafür, dass öffentliche Unternehmen wirtschaftlich geführt werden können. Zu unterschiedlich sind die Interessen und Rahmenbedingungen der handelnden Personen. Aber eines könnten wir doch fordern: die politische und unternehmerische Verantwortung für den Einsatz öffentlicher Gelder. Klare Richtlinien. Eindeutige Konsequenzen. Nicht nur in der Kultur, sondern auch im Sport. Denn auch wenn zwischen der Politik und den Intendanten oder Eventmanagern verbal heiß gefochten wird – die Zeche zahlen am Ende des Tages immer noch wir alle.

15. Oktober 2012, 13:12

Die Frage, ob ein Intendant versucht den Veranstalter – gewisser Maßen „ex post“ – zu erpressen, drängt sich mir aktuell angesichts eines Prozesses rund um die Opernfestspiele St. Margarethen im Burgenland auf. Konkret geht es um den ehemaligen künstlerischen Leiter Joachim Arnold aus dem Saarland, der nach Medienberichten rund € 200.000 an angeblich nicht bezahlter Gage einfordern will. Ohne die Details der Auseinandersetzung zu kennen, zeigen Beispiele wie dieses, dass es in Österreich ausgesprochen schwierig ist, zarte Kulturpflänzchen zum Blühen zu bringen. Nicht nur für die öffentliche Hand – auch für private Kultursponsoren.

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