18. Juli 2013 | 15:18 | Kategorie:
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Konkurrenzfähigkeit und Betriebsgröße

In der Schweiz wird derzeit eine heftige Diskussion bezüglich der Konkurrenz­fähigkeit und der langfristigen Überlebensfähigkeit der Hotellerie geführt. Als eines der wesentlichen Defizite wird die Betriebsgröße angesehen und darauf verwiesen, dass mehr als 90 % der Betriebe weniger als 50 Betten aufweisen. Sowohl die Betriebe als auch die touristischen Destinationen seien zu klein, so der Expertenbefund.

Die Rezepte zum Überleben in einer geänderten wirtschaftlichen Umwelt lösen ein déjà-vu aus. Kleine Betriebe sind überlebensfähig, wenn sie die Wertschöpfungs­kette untereinander teilen, um Fixkosten zu sparen. Nicht jeder Betrieb muss über eine eigene Wäscherei verfügen oder ganztägig warme Küche anbieten.Einige der Kooperationen in der Schweiz gehen dabei auch weiter als bei uns: Im Lötschental haben sich vier Hotels und ein Ferienwohnungsanbieter zusammen­getan und treten als „Lötschental Group“ auf. Sie nützen Synergien im Bereich Marketing, Kapitalbeschaffung, Einkauf und Versicherungen. Die Gäste haben zudem die Möglichkeit in den Restaurants der anderen Partnerhotels zu dinieren. Das Resultat nach einem Jahr: eine Fixkostenreduktion von 30 % und eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit.

Die jüngste heimische Statistik zeigt eine langsame Zunahme der Betriebsgrößen und für das Wirtschaftsjahr 2012 ebenfalls eine durchschnittliche Größe von 45 Betten. Dabei weisen allerdings die Betriebe der 4- und 5-Sterne-Kategorie im Durchschnitt 101 Betten aus. Sie sind damit aber immer nicht einmal halb so groß wie die in Europa tätigen Hotelketten, die es auf 250 Betten bringen.

Die gegenüber der Schweiz gute Konkurrenzfähigkeit der heimischen Hotellerie ist unter anderem auch auf die hohe Kooperationsbereitschaft der Hotellerie zurückzuführen. Mit Hilfe der TOP-Tourismus-Aktion wurden seit 1999 Hotelunter­nehmen mit mehr als 350.000 Betten, die mehr als 60 % der gewerblichen Betten Österreichs anbieten, zusammengefasst.

Diese hatten überwiegend gemeinsame Verkaufsaktivitäten zum Inhalt. Obwohl sie meist nicht so weit gegangen sind wie im angeführten Schweizer Beispiel, haben sie trotzdem immer dazu beigetragen, die Kräfte zu bündeln, die Werbebudgets zu stärken, den Auftritt professioneller zu gestalten und vom gemeinsamen Gedankenaustausch zu profitieren.

19. Juli 2013, 7:05

Innovation, Kooperation oder Exit – sind wohl die 3 Rezepte für den Umgang mit einem unwirtschaftlichen Hotelgewerbe. Für Innovation sorgen Originalität und Authentizität im touristischen Angebot sowie die Leidenschaft des Betreibers und seines Teams. Der Weg zu einem spezialisierten Profil, das von potentiellen Gästen als „besonders und wertvoll“ eingestuft wird und damit zu mehr Buchungen mit höherer Preisdurchsetzung führt, verlangt nach Mut, Veränderungsbereitschaft und Ideenreichtum sowie Konsequenz in der Umsetzung.
Die Kooperation von Hotelbetrieben kann im besten Falle Synergien in der gesamten Wertekette bringen. Von der Überlegung einer gemeinsamen Positionierung (die einem DM gleich kommt) bis zur gemeinsamen Hotline, ist v.a. die gemeinsame Finanzierung ein heute interessantes Thema. In der Ausarbeitung der Kooperation spielen v.a. das „Miteinander-Können“, die gemeinsame Vision oder eine/n VisionärIn und das Engagement jedes Einzelnen wichtige Rollen.
Profilierung, Kooperation und auch profilierte Kooperation (!) lassen kleine Tourismusbetriebe größer werden, auf jeden Fall in der Wahrnehmung der Gäste!

20. Juli 2013, 7:10

Unter 20 Betten ist einfach zuwenig. Aber Privatvermieter die 5 Zimmer ( 10 Betten )und 3 Appartements ( 12 Betten plus 6 Zusatzbetten ) haben sowie gewerbliche Betriebe von 30 – 60 Betten egal ob Frühstückspension, Hotel oder Appartementhaus wo dann noch eine ganze Familie dahinter steht sind sehr gut aufgestellt. Sollten sich dann noch 2, 3 oder 4 ähnliche Betriebe in einem Ort finden und gut zusammenarbeiten ist man jedem großen Hotel überlegen. z.B. kann man gemeinsam Wäsche oder Geschirr einkaufen und durch das größere Einkaufsvolumen bessere Preise erziehlen oder man kann gemeinsam einen Wanderführer anstellen….
Daher sollten Mittelbetriebe eher versuchen miteinander zusammenarbeiten. Ein Ausbau eines Mittelbetriebes auf 200 Betten mit großen Bankkrediten geht meistens schief. Plötzlich ist man dann auf gute Mitarbeiter angewiesen die man nicht findet oder man braucht ein Reisebüro oder eine Internetplattform die einen die Gäste herbeischaffen da man selber nicht soviele findet. Eine Reisebüro oder Internetplattform schaut natürlich zuerst auf sich selbst. Ob das große Hotel noch etwas verdient ist denen egal. Daher lieber 50 Betten als 200 Betten.

22. Juli 2013, 9:07

Interessanter Blick über die Grenze.
Im Grunde erzählen Sie uns ja nichts Neues.

Thema Top-Tourismus Förderung: Warum wurde denn die Förderung für Konzepterstellung/Markeneintritt bei der ÖHT gestrichen? Denn genau diese Förderung würde den kleinen Hotels helfen zueinander bzw. eine Spezialisierung zu finden.

22. Juli 2013, 14:43

Ob eine Betriebsgröße (bei eigentümergeführten Familienbetrieben) rentabel oder kritisch ist, hängt ja tatsächlich von mehreren Faktoren/Sichtweisen ab.
z.B. Wieviel Eigenleistung und wieviel Fremdleistung will ich oder brauche ich? Und wie wird die Eigenleistung bewertet.
z.B. Die Finanzierungs-Struktur. Habe ich überhaupt die finanziellen Möglichkeiten für Veränderungen der Betriebsgröße?
z.B. Das persönliche Know-How und die persönlichen Grenzen des Unternehmers / der Unternehmerin.
z.B. Nicht zuletzt das Marktpotenzial für das Hotelprodukt.

23. Juli 2013, 12:17

Die Streichung des Förderung für „Beratung und Ausbildung“ erfolgte wegen mangelnder Nachfrage. Auch Förderungsprodukte haben scheinbar einen Produktkurve und laufen sich tot.

Ab der Periode 2014 wird es wahrscheinlich eine Unterstützung zur Umsetzung innovativer Konzepte auf Betriebs- oder Destinationsebene geben. Da könnte es sein, dass das eine oder andere fördertechnisch unterzubringen ist.

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