1. November 2011 | 22:03 | Kategorie:
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Basel III – das Richtige zur falschen Zeit

Seit Tagen dominieren Wirtschaftsnachrichten die Schlagzeilen wie selten in den letzten Jahren. Griechenland und möglicherweise weitere Staaten im Euroraum haben aufgrund verantwortungsloser Budgetpolitik und unter bewusster Verschleierung ihrer tatsächlichen Situation die jeweiligen nationalen Haushalte an den Rand des Ruins gefahren. Basierend auf der Annahme, dass ein Mitglied des Euroraumes nie in Zahlungs­schwierig­keiten kommen könne, haben Banken, Versicherungen und Pensionsfonds die scheinbar sicheren Staatsschulden finanziert.

Diese Annahme und einige andere mehr haben sich als falsch heraus­gestellt und jetzt geht man daran, an den den Banken, die Welt zu retten indem man ihnen in erster Linie höhere Eigenkapitalquoten, eine höhere Liquiditätshaltung und andere Einschränkungen ihres Geschäftes verordnet, von denen man annimmt, dass sie das Finanzsystem stabiler machen.Das mag schon alles seinen Sinn haben: Ein Mehr an Eigenkapital wird die Krisenanfälligkeit in jedem Fall reduzieren, ein höherer Liquiditäts­puffer kann Vertrauen schaffen und Leverage-Ratios sind geeignet, in Relation zum knappen Eigenkapital überbordende Geschäftstätigkeit einzuschränken.

Aber der Zeitpunkt der Einführung könnte wohl schlechter gewählt nicht sein: Gerade zu einem Zeitpunkt wo Griechenland-Verluste abzuschreiben sind, wo in Ungarn ein europäischer Nationalstaat in bester Straßenräubermanier für unerwartete Verluste sorgt und mangels Vertrauen in die Geldhäuser die Risikoaufschläge wieder neue Rekorde verzeichnen und darüber hinaus die jüngst verhängte Stabilitätsabgabe ihre unerfreuliche Wirkung entfaltet, werden in Brüssel über Nacht – und unter dem Zwang herzeigbare Ergebnisse zu präsentieren – Vorschriften erlassen. Diese sind durchaus geeignet, die Finanzierung eines herbei­gesehnten Aufschwunges schon vor dessen Einsetzen in Frage zu stellen.

Wenn das geforderte Eigenkapital nicht von der Börse kommt (Wer kauft zurzeit Bankaktien?) und die Erträge angesichts der geschilderten Umstände nicht ausreichen, bleibt nur die Möglichkeit die Kreditaus­weitung zu reduzieren. Eine ähnliche Wirkung hat auch der Leverage-Ratio, von dem wohl ein konsolidierender Effekt erwartet werden kann, aber ein Hemmnis für die Neukreditvergabe und damit die Bereitschaft zu finanzieren ist er allemal.

All diese unerfreulichen Erwartungen werden auch dadurch verschärft, weil wohl erwartet werden muss, dass die Kosten für all diese Neuerungen von jenen Teilen der Wirtschaft getragen werden müssen, welche die schlechteste Verhandlungsposition haben, nämlich die KMUs und da vor allem die bonitätsschwachen, die froh sein müssen, überhaupt noch eine Finanzierung zu erhalten. 

Bei allem Verständnis für die Einführung der geplanten Maßnahmen, es spricht vieles für lange Einführungszeiträume und auch dafür, negative Auswirkungen auf die Kleinen und Mittleren Unternehmen Europas weitestgehend zu beseitigen. Schließlich ist auch kein Fall bekannt, dass ein europäisches Kreditinstitut durch den Ausfall eines KMUs in ernste Schwierigkeiten geraten wäre.

2. November 2011, 8:45

Das richtige zur falschen Zeit- Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Basel III kommt um 10 – 20 Jahre zu spät.

Und dann immer das gejammere daß Klein und Mittelbetriebe keine Kredite mehr bekommen. Wenn gut gewirtschaftet wird und ordendliche Bilanzen den Banken vorgelegt werden bekommt sicherlich jeder Betrieb einen Kredit. Und wenn nich, dann muß halt zuerst mal was erwirtschaftet werden und dann kann investiert werden.

Es gibt viel zu viele Betreibe auch in der Hotelerie und Gastronomie die unwirtschaftlich sind. Viele haben in den letzten 40 Jahren Ihre Landwirtschaften verkaufen müssen nur um ein Hotel auszubauen oder weiterzuführen.
Solche kranken Betriebe gehören weg sonst stecken sie auch noch die wenig gesunden Betriebe an.

Vielleicht hört dann auch der Unsinn auf, das 4 Sterne Betriebe den Reisebüros Zimmer mit Halbpension um 20 – 30 Euro pro Person und Nacht vermieten. Ich jammere sicher nicht wenn solche Betriebe keine Kredite mehr bekommen um Ihre abgewirtschafteten Hotels zu renovieren.

In der Ferienhotelerie gibt es Betriebe die bis zu 5 Monate im Jahr geschlossen sind. Anstatt zu jammern sollen die lieber mal nachdenken wie Sie in der Zwischenzeit Gäste anlocken können. Andere Leute haben auch nur 5 Wochen Urlaub und nicht 5 Monate. Auch solche Betreibe werden keine Kredite mehr bekommen. Daher Arbeiten statt Jammern!!!

2. November 2011, 9:15

@ statement von Herrn Hannes:
Sie sind wohl eher nicht aus der Branche?! Ich habe keine Felder die ich verkaufen könnte und habe meinen Betrieb 365 Tage im Jahr geöffnet. Obwohl ich vernünftige Bilanzen schreibe, hat meine Hausbank von Juni bis jetzt gebraucht eine eher kleinere Finanzierung zuzustimmen und eine andere hat eine Tourismusfinanzierung von vorneweg abgelehnt. Und hier möchte ich Herrn Dr. Hartl, wie seinem Beitrag im Gesamten, recht geben.
Als Beispiel: Grundsätzlich könnte ich als Jungunternehmer- das ich ja nicht mehr bin – mit sagen wir mal Euro 100.000 Eigenkapital kein einziges Restaurant mit 500.000,- Euro Invest in einer Shoppingmeile errichten. Und für 100 Teuro muss eine Oma lange stricken! ( wie jung kann man da noch sein, wenn man zum Beispiel als Kellner oder Koch arbeitet und sich selbstständig machen möchte?!– Die guten Leute verdienen zwar durchschnittlich netto euro 2000,- pro Monat und müßen meist für Kost und Logis nicht aufkommen. Mit einer hohen Sparquote von 50 % dauert es dann dennoch ca. 10 Jahre um das Eigenkapital zu haben) .
An ein Hotelinvest ist mit diesen Voraussetzungen gar nicht zu denken!
Das unwirtschaftliche Betriebe einer anderen Ertragsform zugeführt gehören, stimmt sicherlich. Und Hotels die ausschließlich mit den sogenannten “ Hofer Preisen“ offen haben gibt es nicht, sondern das sind meist genau diejenigen die diese 5 Monate wo normal zu ist, einfach auch noch einwenig Deckungsbeitrag benötigen, um die laufende Liquidität für die Fixkosten zu generieren. sehr geehrter Herr Hannes,Ihr geschriebenes ist nur wenn aus dem Kontext gerissen, mit einem Körnchen Wahrheit behaftet.Sie sollten besser in einem Blog der Bild oder KronenZeitung schreiben!

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