2. Juli 2013 | 21:51 | Kategorie:
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Es fehlt an Vertrauen

Eine renommierte Bankerin hat vor kurzem über die Londoner City gesagt, das wichtigste dort gehandelte Gut wäre Vertrauen, weil dieses das Um und Auf des Geldgeschäftes darstelle. Wenn wir derzeit im Jahre fünf nach Ausbruch der Finanzkrise rekapitulieren, müssen wir wohl feststellen, dass ebendieses noch immer nicht wiederhergestellt ist. Da streitet die Politik über Sinnhaftigkeit, Höhe und Mittelaufbringung vergleichsweise bescheidener Konjunkturpakete. Da reagiert die europäische und im Konvoi auch gleich die heimische Bankenaufsicht mit einer Regulierungslawine, die alles Bisherige in den Schatten stellt. Um darüber hinwegzutäuschen, dass bei den heimischen Bankpleiten die Aufsicht ziemlich versagt hat, werden kleine Fehler bei an sich bedeutungslosen Meldungen gleich furchtbar geahndet.Basel III bringt mehr an Hemmkraft für die Wirtschaft und damit für die kümmernde Konjunktur als die Vorgängerregulative unter Basel I und II. Noch nie hat für eine Bank so viel dafür gesprochen das Wachstum des Kreditvolumens einzudämmen (Leverage Ratio, Sicherheiten- und vor allem Eigenkapital­an­forderungen).

Wurde in der Vergangenheit das Bankgeschäft vor allem durch das heimische Bankwesengesetz geregelt, sind in Zukunft neben einem heuer weitgehend neu gefassten BWG auch europäische Normen wie CRR, eine Fülle von der Aufsicht erlassene Verordnungen und noch von jeder Bank selbst zu erstellende Governance Regeln maßgeblich. All diese Regulative zu kennen, zu beachten und einzuhalten ist vor allem für kleine Institute eine große Herausforderung, verfügen sie doch nicht über große Rechtsabteilungen oder üppig besetzte Stabstellen, die für Erarbeitung und Umsetzung eingesetzt werden können.

Gerade diese kleinen Institute finanzieren die KMUs und für diese stellen Unternehmensanleihen, Schuldscheindarlehen oder andere Kapitalmarktinstrumente keine Finanzierungsoption dar. Da verwundert es dann nicht, wenn die Kreditnachfrage bei der Tourismusbank im heurigen Jahr um mehr als 30 % zurück­gegangen ist. Eine Studie vom Ernst & Young zeigt, dass derzeit jedes vierte Unternehmen mit verschärften Standards bei der Kreditfinanzierung konfrontiert ist.

Es sind also wenig rosige Zeiten, die da gerade auf uns zukommen. Die Politik ist im Wahlkampfmodus, die öffentliche Meinung ist ohnedies dafür, die bösen Banken mehr an die Kandare zu nehmen und die Unternehmer üben sich in stiller Resignation und stellen Investitionsvorhaben zurück oder hoffen, dass wieder bessere Zeiten kommen.

Dabei bräuchte es nicht viel um wieder Hoffnung zu schöpfen und den Karren wieder in Fahrt zu bringen: Mit großer Bedachtsamkeit eingesetzte Regulative und vor allem ein großes Vertrauens- statt eines kleinen Konjunkturpaketes.

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