17. August 2023 | 16:00 | Kategorie:
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Schulterschluss zur Ökologisierung

Da kann der Schneesport noch so überzeugend argumentieren, dass die CO2-Emmissionen im Vergleich zu anderen Urlaubsarten nicht hoch seien, zudem ein Großteil im Zusammenhang mit An- und Abreise stehe. Alle Prozesse rund um das touristische Bergerlebnis haben Schritt für Schritt ressourcenschonender und umweltgerechter zu werden — um gegenüber einer kritischen Öffentlichkeit zu bestehen, aber auch weil die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Europäischen Union (Stichwort Europäischer Grüner Deal) alle Unternehmen über kurz oder lang dazu verpflichten. Professionelles ESG-Reporting allein wird nicht ausreichen, gesteckte Ziele und gefasste Maßnahmen müssen wohl auch Wirkung zeigen, damit z.B. Investitionen fremdfinanziert werden können.

Brancheninitiativen

Sogar der in Klosterneuburg ansässige Fahrradproduzent woom legt großen Wert auf Nachhaltigkeit, hat dazu unlängst einen ersten Jahresbericht veröffentlicht. Die Fahrradindustrie könnte sich aufgrund des vermeintlich automatisch nachhaltigen Produktes über Kritik erhaben fühlen. Allerdings zeugen Initiativen wie die Bike Charta von BIKEBRAINPOOL oder das Climate Commitment der Shift Cycling Culture von einem wachsenden Bewusstsein dafür, dass Ökologisierung auch in der Fahrradbranche von höchster Bedeutung ist.

In Nordamerika hatte sich bereits 2019 Mountain Towns 2030 (MT2030) als Netzwerk von Ski- und Bergorten gebildet, das sich dem Ziel der Klimaneutralität bis 2030 verschreibt und dessen Selbstverständnis wie folgt lautet:

Today, MT2030 is a climate accelerator for mountain and outdoor communities, building capacity and empowering them to achieve zero-carbon emissions.

Gleich in Folge des ersten MT2030-Treffens hat sich zudem The Mountain Collaborative for Climate Action der vier Gruppen Alterra Mountain Company, Boyne Resorts, POWDR Corp, and Vail Resorts konstituiert, die gemeinsam mehr als 75 Skigebiete betreiben und bei Nachhaltigkeitsinitiativen zusammenarbeiten wollen.

Vorreiter

Die nicht an dieser Kollaboration teilnehmende Aspen Skiing Company gilt als führend, was das Nachhaltigkeitsmanagement bei Skigebieten anbelangt. Online finden sich (zurückreichend bis zum ersten Nachhaltigkeitsbericht aus 1999) eine Fülle an detaillierten Unterlagen.

In Europa beschäftigt sich die Weisse Arena Gruppe und deren Umweltbeauftragter Reto Fry nicht nur in ihrer betrieblichen Praxis intensiv mit der Gretchenfrage wie eine alpine Destination nachhaltig zu führen ist, sondern haben auch ihre bisherige Erfahrungen und ihr Wissen in einem Greenstyle Book veröffentlicht.

Fazit

Wir werden in Sachen Ökologisierung als Schneesport- und Bergtourismus-Branche (trotz der natürlich gleichzeitig bestehenden Konkurrenz zueinander) alle möglichen Formen der Zusammenarbeit brauchen; nicht nur über Unternehmens- und Destinationsgrenzen hinweg, sondern sogar europa- und weltweit. Wir sollten als Branche proaktiv handeln, Konzepte, Modelle und Standards gemeinsam entwickeln bzw. uns dazu laufend austauschen — und nicht darauf warten, dass Watchdogs aus bald öffentlich verfügbaren Daten ihre eigenen Schlüsse ziehen.

28. August 2023, 7:59

Hier der Link zum Greenstyle Book «how to run a sustainable alpine destination» der Weissen Arena Gruppe:

https://www.yumpu.com/de/document/view/67424449/greenstyle-book

28. August 2023, 16:26

Danke für die Recherche, Markus!
Die Verhaltensmuster zu ändern fällt vielen von uns schwer. Es passiert meistens nur dann, wenn man unbedingt muß, wenn sich die eigenen Einstellungen und Werte verändern oder wenn es konkrete Vorstellungen einer erstrebenswerten Zukunft gibt – genau das beinhalten deine Beispiele!

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