14. April 2020 | 14:58 | Kategorie:
3

Tourism 4 Future: Reset – Tourismus neu, mit offenen Augen

Orientierung ist unerlässlich. Die Augen leisten dabei unschätzbare Dienste. Wer sich nicht orientiert, wie weiß der dann, ob er es richtig macht oder falsch?

Wirtschaftlicher Neustart: zurück oder nach vorne?

Die Frage lautet: In welche Richtung blicken wir beim wirtschaftlichen Reset? Zurück oder nach vorne? In die Vergangenheit oder in die Zukunft? Blicken wir in die Vergangenheit, dann orientieren wir uns an den alten Zielen. Wirtschaften ohne große Rücksicht auf die Umwelt. Quartalsergebnisse sind wichtiger als die Erholung des Planeten und die Zukunft unserer Kinder. Blicken wir in die Zukunft, dann orientieren wir uns an den Aufgaben, die auf uns warten: Wirtschaften im Einklang mit Mutter Erde. Ihren Lebenszyklen, ihren begrenzten Ressourcen, ihren biosphärischen Netzwerken, durch die lebensspendende Materie zirkuliert; ihren terrestrischen und atmosphärischen Fließgleichgewichten, die das Leben erst möglich machen.

Die Richtung ist bereits festgelegt

Rein politisch ist die Richtung mit dem aktuellen Regierungsprogramm bereits festgelegt: Nach vorne. „Klimaneutralität bis 2040“ steht da festgeschrieben. Ausgezeichnet! Eine klare Ansage. Auch oder gerade für den Tourismus. Gerade, weil Österreich ein Tourismusland ist und daher auf diesem Sektor viel beitragen kann.

Also zurück oder nach vorne? Für einen Menschen, der Kinder hat ist diese eine rein rhetorische Frage. Nach vorne natürlich! Weil dort das Leben der Kinder und Kindeskinder stattfindet.

Corona ist ein Vorbote

Verglichen mit den sozialen, gesundheitlichen, wirtschaftlichen und politischen Folgen des Klimawandels, ist das, was wir jetzt erleben, nur ein Vorgeschmack. „Corona zeigt, wie stark uns eine globale Krise als Weltgemeinschaft treffen kann. Wir bekommen aber auch eine Vorstellung davon, was der Klimawandel als globale Krise in den nächsten Jahrzehnten zerstören könnte. Das sollte uns wachrütteln.“ Sagt UNO-Klimachefin Patricia Espinosa.

Wer jetzt noch zögert, ist entweder bewusstlos oder tot. Nach vorne blicken, was denn sonst! Es wird nicht weh tun. Noch werden wir darben müssen, wenn wir unsere Lebens- und Wirtschaftsweise an die planetaren Gepflogenheiten anpassen. Ganz im Gegenteil, ist Wandel mit einer gedeihlichen Wirtschaft gut vereinbar – siehe zwei Absätze weiter.

Fazit: Der Staat investiert zurzeit enorme Summen, damit Arbeitsplätze erhalten werden und die Wirtschaft wieder in Gang kommt. Das macht aber nur Sinn, wenn damit auch eine enkeltaugliche Zukunft erkauft wird.

Wandel als Wirtschafts- und Geschäftsmodell

Ein paar Zahlen dazu. Sie stammen von einer vom Österreichischen Klima- und Energiefonds in Auftrag gegebenen Studie: Die globale Wirtschaft würde im Transformationsmodus bis 2050 um 75% wachsen. Geringfügig weniger als im „Business-as-usual“ (84%). Ähnlich in der EU: weiteres Wachstum, nicht ganz so stark wie weltweit; mit einer Wachstumsdifferenz zum „Business-as-usual“ von 8%.

Detto die Zahlen für Österreich: Die österreichische Wirtschaft befindet sich im Transformationsmodus ebenfalls weiterhin auf dem Wachstumspfad. Im Vergleich zu einem Szenario ohne zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen ist dieser jedoch um bis zu 3 % bzw. 10 Mrd. Euro höher (!). Die Konsequenz daraus: Der Staat kann / könnte die Corona-Schulden früher zurückzahlen. Lets go for it!

Was in den Zahlen nicht enthalten ist: die positiven qualitativen Effekte, die mit dem Wandel einhergehen – der Planet erholt sich, ebenso die Volkswirtschaften weltweit, es gibt weniger Kriege, weniger Leid, weniger Krankheiten, weniger Menschen, die aus ihrem Lebensraum vertrieben werden. Rechnet man diese qualitativen Effekte dazu, dann ist der Wandel ein atemberaubendes wirtschaftliches Erfolgsmodell, das die quantitativen Differenzen zum Business-as-usual auf europäischer und globaler Ebene locker egalisiert.

Wir kennen die Lösungen

Zitat aus dem aktuellen Open Letter des Club of Rome: Investitionen in erneuerbare Energien statt in fossile Brennstoffe; Investitionen in die Natur und in die Wiederaufforstung, Investitionen in nachhaltige Ernährungssysteme und in eine regenerative Landwirtschaft sowie die Umstellung auf eine lokalere, kreislauffähigere und kohlenstoffärmere Wirtschaft.

Weiter im Text des Club of Rome (Hervorhebung vom Originaltext übernommen): Wir rufen die Staats- und Regierungschefs dazu auf, den Mut, die Weisheit und die Weitsicht zu haben, die Gelegenheit zu ergreifen und ihre Pläne zum wirtschaftlichen Wiederaufbau durch Investitionen in die Menschen, die Natur und eine kohlenstoffarme Entwicklung wirklich transformativ zu gestalten.

Ist nur noch zu ergänzen: Zeigen wir im Tourismus, wie das geht!

14. April 2020, 17:30

https://www.tt.com/artikel/16854064/hilfspaket-geplant-landecker-neustart-mit-green-jobs

Da fährt man gerne hin!

Am Pitztaler Gletscher werden mit einem kleinen Photovoltaik-Feld 30% des ganzjährig benötigten Stroms erzeugt – warum nicht 10* mehr – das läßt sich inzwischen in allen Formen und Farben – von der Weite von Felsen, Seen oder Wiesen kaum unterscheidbar – aufbauen. Bayern wollte 2022 5 AKW´s (ca. 5 GW) schliessen und wird dann viel Strom brauchen, Ö. bezieht derzeit im Winter 2 GW aus Bayern…Wind liesse sich auch an einigen schon stark verbauten Bergen gewinnen, in Ö. war das diesen Winter 22% des Stroms, Wasserkraft läßt sich nicht mehr viel ausbauen, Wind schon, Sonne ist von November bis Februar wenig ertragreich…

Die Tourismusregionen, in deren Nähe Windparks entstanden sind, haben überproportional Touristen gewonnen (Nordsee, Burgenland,..)

15. April 2020, 10:37

Ja, wir werden wohl oder übel eine völlig neue Form des Tourismus realisieren und leben müssen. Und, ja, es wird vielleicht in der ersten Zeit dem Urlaubsland Österreich ein bisschen helfen, dass das internationale Reisen auf längere Sicht sehr eingeschränkt bleiben wird. Und, ja, es ist zu befürchten, dass über der „Krise“ der Lerneffekt auf der Strecke bleibt und Geld in Kanäle fließt, von denen wir eigentlich schon lange wissen, dass sie uns nicht nach vorne bringen. Und, ja, auch das muss in aller Deutlichkeit gesagt werden, es war den politisch Verantwortlichen in diesem und in anderen Ländern sehr wohl bekannt, dass solche und andere globale Bedrohungsszenarien nicht fiktiv sondern sehr real sind. Und, ja, wir haben auch für den Tourismus seit Jahren darauf hingewiesen, dass wir in guten Zeiten schleunigst umbauen müssen, damit es uns nicht „kalt erwischt“. Spätestens seit 2008 war klar, welchen Kaskadeneffekt eine globale wirtschaftliche Krise im Tourismus auslöst. Und, ja, diejenigen, die uns als „Schwarzmaler“ bezeichneten, waren lauter als die anderen…

15. April 2020, 14:37

Lieber Gerhard,
schön, dass du dich mal wieder zu Wort meldest!
Diese unausweichliche Umstellung wird wohl jetzt bei jedem angekommen sein.
Besonders die Uneinsichtigen werden immer sehr rührig, wenn die Umsätze einbrechen.
Natürlich befinden wir uns derzeit in einem großen Dilemma, das möchte ich hier schon betonen!
Die derzeitige Situation reißt alle Touristiker aus ihrem gewohnten Trott. Plötzlich haben alle Zeit zum Nachdenken und müssen sich auf neue Gegebenheiten einstellen. Und genau hier sehe ich Möglichkeiten, um Dinge in Bewegung zu setzen, die vorher an der Saturiertheit gescheitert sind.
Und ich bin mir sicher, dass die Corona-Krise nicht die letzte Krise in diesem Jahrzehnt war.
Die Welt ist im Wandel.

Kommentieren

Ihre Daten werden im Rahmen der Kommentarfunktion gespeichert, darüberhinaus aber für keine weiteren Zwecke verwendet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentar zurücksetzen