18. März 2013 | 09:42 | Kategorie:
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Hochgebirgsarchitektur und Identität

Die Österreich Werbung setzt 2013 einen Schwerpunkt Kultur und Identität. Zu Recht hebt sie dabei die Bedeutung der Architektur hervor, worunter historische Bauten und Ensembles ebenso Platz finden wie moderne Bauwerke. Und bei hervorragender, zeitgenössischer Architektur kann Österreich quer durchs Land und bis über 3.000 m hinauf punkten. In den Höhenlagen sind es primär touristische Bauten wie Seilbahnstationen, Gipfelrestaurants und Aussichtsplattformen, in Einzelfällen auch Schutzhütten, wie die Stüdlhütte am Großglockner.

Herausforderung Hochgebirge

Im Gebirge muss sich die Architektur mit Naturlandschaft, Fels, Schnee und Eis auseinandersetzen, aber auch mit Sonne, Wind, Wetter und Permafrost, die allesamt hohe Ansprüche an Bauherren, Statiker und Architekten stellen. Auf der anderen Seite ist Architektur im Hochgebirge meist frei von den Zwängen eines bereits gebauten Umfelds.

Architektonische Maßstäbe in der Gründerzeit
Vom Aufkommen der Zahnradbahnen Ende des 19. Jh. abgesehen, sind im Bergbahnbau zwei Epochen mit wegweisender Architektur auszunehmen. Da sind die 1920er und 1930er Jahre, als sich bei der Errichtung großer Pendelbahnen führende Architekten in die baulich-gestalterische Auseinandersetzung mit dem Berg eingelassen hatten. Das war z.B. bei der Innsbrucker Nordkettenbahn der Fall. Bei der Modernisierung der Anlage vor einigen Jahren hatte denn auch die Erhaltung der Integration der denkmalgeschützten Gebäude oberste Priorität. Anders beim Zubringer von der Stadt aus, der Hungerburgbahn, bei der auf geänderter Trasse ein völlig neuer architektonischer Wurf möglich und erwünscht war.

Futuristisches Design in luftigen Höhen
Damit sind wir in der zweiten Epoche wegweisender Architektur bei Seilbahnbauten. Nach ersten Ansätzen in den 1990er Jahren hat die Entwicklung inzwischen eine erfreuliche Breitenwirkung erreicht. Merkmale dieser Architektur sind Sonnendurchflutung, Helligkeit, Leichtigkeit, Transparenz, Eleganz. Zu den Beispielen zählen die Grasjochbahn im Montafon, die Galzigbahn in St. Anton am Arlberg, die Gaislachkoglbahn in Sölden, die Wildspitzbahn am Pitztaler Gletscher mit dem Cafe 3.440. Wo diese Bahnen in den Talorten ihren Ausgang nehmen, setzen sie mit ihrem Design auch im Siedlungsraum Akzente.

In den Zeiten dazwischen, in der Goldgräberzeit des alpinen Skitourismus ab den 1950er und 1960er Jahren, wurden die Gebäude in der Regel im gängigen Rustikalstil errichtet oder es kamen die von den Seilbahnherstellern vorgefertigten Stationen zum Einsatz. Der Zweck stand im Vordergrund, die Architektur blieb der Routine überlassen.

Treiber auf dem Weg in die Moderne
Beim Schritt zur und beim Einsatz von moderner Architektur im Hochgebirge spielen mehrere Faktoren eine Rolle. So ist an die Stelle der Pioniergeneration, die in traditionellen architektonischen Bildern verhaftet war, eine neue Unternehmergeneration getreten. Einer ihrer Begleiter waren der Zeitgeist, verbunden mit dem wachsenden Verständnis für den Wert moderner Architektur im Tourismus. Dazu kamen innovative Architekten, fähig und willens, sich abseits ausgetretener Pfade zu bewegen, Grenzen zu überschreiten, Neues zu wagen, geltende Normen zu überwinden und zukunftsweisende Standards zu setzen.

Von Einfluss waren auch die technischen Möglichkeiten bei Baumaterialien (z.B. Glas, Aluminium), zunehmende Herausforderungen durch Umweltfaktoren (z.B. Permafrost) sowie Errichtungs- und Betriebskosten (Materialtransport, kurze Bauphasen, Energieversorgung, etc.). Ein weiterer begünstigender Faktor ist das Selbstverständnis der Seilbahnwirtschaft als Leitbranche im alpinen Tourismus. Auch der brancheninterne Wettbewerb spielt eine Rolle, kann doch mit Architektur und Design Aufmerksamkeit erregt werden, spezielle dann, wenn sie mit exponierten Standorten verknüpft sind.

Breitgefächerter Nutzen
Zukunftweisende Architektur hat viele positive Effekte. Sie ist Landmark, sie setzt visuelle Akzente in einer Landschaft, und sie ist etwas, auf das die Menschen stolz sein und womit sie sich identifizieren können. Das gilt für die einheimische Bevölkerung und das gilt für die  Gäste, die hier ihre Freizeit verbringen.

Architektur und Design sind ein wertvoller Teil der vom Menschen gestalteten Kulturlandschaft, sie sind Bestandteil der Kultur eines Raumes, auch wenn diese Gestaltung im Hochgebirge nur punktuell stattfindet. Moderne Bauten im Hochgebirge können Orten und Destinationen einen unverwechselbaren Charakter verleihen, zur Steigerung ihres Bekanntheitsgrades beitragen und spezielle Zielpunkte für Gäste sein. Sie sind ein ökologischer, sozialer und ökonomischer Faktor und ein Gewinn für alle.

19. März 2013, 20:52

das ist verkitschen der natur. der falsche weg

2. Juni 2013, 13:51

Architektur am Berg wird mehr und mehr zu einem zentralen Thema, gerade auch im Tourismus. Zur Verbreitung des Wissens, zur Meinungsbildung und natürlich auch zur Motivation, in diese Richtung zu arbeiten, tragen Auszeichnungen sowie Publikationen maßgeblich bei, insbesondere dann, wenn sie über den Kreis der Insider hinaus ausstrahlen.

So wurde z.B. im Rahmen der diesjährigen Interalpin in Innsbruck, dem weltweiten Treffpunkt der Seilbahnwirtschaft, zum zweiten Mal nach 2009 herausragende Architektur am Berg ausgezeichnet. Die Preisträger stammen aus Österreich, Italien und der Schweiz, ausgezeichnete Objekte sind Talstationen, Bergstationen, Bergrestaurants und Gesamtkonzeptionen (http://www.isr.at/Architektur-Award.73.0.html).

Moderne Architektur am Berg führt aber weit über den Seilbahnbereich hinaus. Wie z.B. in der Mai-Ausgabe von eco.nova dargestellt, ist sie in allen Höhenstufen und in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen zu finden. Sie reichen vom Wohnhaus, über den Beherbergungsbetrieb bis hin zur Jagdhütte im Hochwald oder zur kleinen Kapelle auf dem verwitterten Fels am Rande des ewigen Eises.

Moderne Architektur wird unsere Destinationen mehr und mehr durchdringen. Es liegt daher nahe, diesen Aspekt in die Profilierung der Destinationen mit aufzunehmen, allerdings nicht ohne mögliche Differenzierungen gegenüber anderen „Architekturräumen“ klar herauszuarbeiten und zu kommunizieren.

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