30. April 2020 | 08:31 | Kategorie:
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Krisenmanagement im Tourismus: Die Welt steht Kopf, Teil 2

Nachdem wir in Teil 1 allgemeine Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet haben, wollen wir uns in Teil 2 der Tourismus- und Freizeitwirtschaft widmen. Dass der Tourismus eine jener Branchen ist, welche die Krise wahrscheinlich am härtesten trifft, hat Roland Berger dokumentiert.  Und dass die Corona-Krise Disruption unmittelbar für uns alle spürbar macht („vom Over-Tourism zum Zero-Tourism“), man darauf aber nicht re-aktiv sonder pro-aktiv reagieren muss, zeigt Andreas Reiter auf.

Wie reagiert nun der Tourismus auf die Krise?

Lesen Sie hier Teil 2 von „Die Welt steht Kopf“, zuerst veröffentlicht am TTR Tirol Tourism Research ttr.tirol.

2. Mai 2020, 18:14

Danke Birgit für diesen umfassenden Überblick über Maßnahmen im Tourismus während der Corona-Krise, der alle räumlichen Ebenen, von global bis lokal umfasst. Er zeigt, dass die Bewältigung der aktuellen Tourismuskrise ein weltweites Anliegen ist und unübersehbar viele Akteure im gleichen Boot sitzen.

Deine Zusammenschau macht deutlich, dass trotz der touristischen Vollbremsung viel gearbeitet wurde. Zahlreiche kurzfristig mögliche Maßnahmen wurden umgesetzt, um den Kontakt mit den Gästen zu pflegen und die Gäste zumindest von dem träumen zu lassen, was für sie im Moment nicht erreichbar ist. Aber auch nach innen haben die Destinationen viel geleistet.

Das macht durchaus Sinn. Denn wie Christian Lässer betont und wie wir rundherum vernehmen, ist die Nachfrage nach wie vor vorhanden. Auch wird es wohl so sein, dass vor dem Hintergrund der Corona-Krise kurzfristig andere Reisemotive in den Vordergrund rücken. Ich denke aber, dass sich die Welt trotz Corona nicht grundsätzlich ändern wird, und die meisten Menschen bzw. Reisenden längerfristig wieder zu ihren allen Gewohnheiten zurückkehren werden. Allein das, was sich am heutigen Samstag, an dem erstmals alle Geschäfte in Österreich geöffnet waren, zwischen Bodensee und Neusiedler See vor Einkaufszentren und Shops internationaler Handelsketten abgespielt hat, bestärkt mich in dieser Ansicht.

Ohne dir bzw. dem MCI zusätzliche Arbeit machen zu wollen: Aus meiner Sicht würde sich noch ein Teil 3 der Krisenbewältigung im Tourismus anbieten. Darin könnten langfristige Strategien zur Gestaltung des Tourismus im alpinen Raum aufgezeigt und ein Stück weit kritisch hinterfragt werden. Denn was ich derzeit alles lese und an Videoclips sehe, könnte den Eindruck erwecken, dass wir vor lauter Lokalität, Regionalität, Nachhaltigkeit, Gesundheit, Privatheit und was sonst noch allem im Tourismus bald keine technischen Infrastrukturen mehr brauchen.

4. Mai 2020, 9:51

Lieber Peter,

ja, das ist eine sehr spannende Frage. Was bleibt von der Krise? An Digitalisierung, an Regionalität, an Lokalität oder Nachhaltigkeit? Ich denke das liegt jetzt sehr stark an uns allen. An uns als Forschungseinrichtungen, Beratungsunternehmen, DestinationsmanagerInnen, TouristikerInnen, Einheimischen, KonsumentInnen oder TouristInnen, was wir aus der Krise mitnehmen und daraus lernen. Ist diese Situation ein Katalysator für Wandel? Oder wollen wir nur zurück zur „alten“ Normalität? Es geht darum, Zukunft aktiv mitzugestalten, ganz nach dem Zitat von Joseph Beuys „Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“

5. Mai 2020, 16:30

Liebe Birgit, ich stimme dir zu, dass es an den genannten Akteuren, also an uns allen liegt, aus der Krise zu lernen, gewonnene Erkenntnisse mitzunehmen und entsprechende Veränderungen einzuleiten. Dazu braucht es aber klare und realitätsbezogene Strategien, deren Sinnhaftigkeit auf der Hand liegt und die in möglichst vielen Menschen das Feuer des Tuns entfachen.

Es wird reizvoll sein, in einigen Jahren zurückzublicken und zu prüfen, was an Ideen und Programmen für den Wandel propagiert wurde und was davon in die Gänge gekommen ist. Zweifelsohne wird manches in Bewegung kommen, die beharrenden Kräfte sind jedoch nicht zu unterschätzen. Meine Skepsis beruht u.a. auf folgenden Wahrnehmungen und Überlegungen:

Da ist einmal das, was ich beobachte und lese, sei es im näheren und weiteren Umfeld oder sonst wo im Lande sowie außerhalb davon. Das legt den Schluss nahe, dass die „alte“ Normalität gute Chancen hat, die Menschen in ihren Fängen zu behalten. Und sie werden sich dort auch wohlfühlen, sobald alle Einschränkungen aufgehoben sind und die Wirtschaft wieder brummt.

Zum zweiten bin ich davon überzeugt, dass ein spürbarer Wandel neue Köpfe benötigt, und zwar in Positionen, wo sie auch etwas bewegen können. Da sehe ich noch kein Licht am Ende des Tunnels. Zudem wäre das Kappen alter Seilschaften notwendig. Seilschaften, die in der Vergangenheit durchaus erfolgreich waren, die jedoch angesichts der in der Krise angesprochenen Inhalte eines Wandels mit angezogener Handbremse unterwegs sind.

Schlussendlich sind da noch die Unternehmer. Einige sind bereit und in der Lage, die Krise für Innovationen und neue Geschäftsfelder zu nützen und sie tun dies in exzellenter Weise. Laut Interessenvertretungen und Medien stehen aber die allermeisten Betriebe vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen und sie haben alle Hände voll zu tun, um ihre Unternehmen über Wasser zu halten. Da bleibt die Sehnsucht nach der „alten“ Normalität natürlich wach.

10. Mai 2020, 19:33

Ergänzend zu meinem zweiten Kommentar hier ein Link zu einem Artikel in der Tiroler Tageszeitung, in dem Univ.Prof. Dr. Mike Peters vom Insitut für Freizeit & Tourismus der Universität Innsbruck zu aktuellen Herausforderungen im Tiroler Tourismus Stellung bezieht. Er betont die Notwendigkeit von Veränderungen nach Corona und er liefert eine Antwort auf die Frage, wie Ideen für einen Wandel erarbeitet werden könnten. https://www.tt.com/artikel/16935714/zukunft-nach-corona-tirols-tourismus-ist-experten-zu-maennerlastig

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